Den Begriff „Blockchain“ haben die meisten Menschen schon gehört. Aber was es damit konkret auf sich hat, ist für viele ein Buch mit sieben Siegeln. Die Blockchain-Technologie kommt in erster Linie bei der Übertragung und Speicherung von Kryptowährungen zum Einsatz. Längst hat sie aber auch die Realwirtschaft erreicht. Die zahlreichen gewichtigen Vorteile der Blockchain machen sie zu einer praktisch sinnvollen Technologie in vielen Bereichen, von Finanzdienstleistungen über das Gesundheitswesen bis hin zu staatlichen Behörden. Doch was macht die Blockchain so interessant für wirtschaftliche und staatliche Akteure? Und ich welchen Bereichen ist ihr Einsatz in der Realwirtschaft denkbar? In diesem Beitrag findest Du Antworten auf diese und weitere Frage rund um die Blockchain.
☝️ Das Wichtigste in aller Kürze
- Eine Blockchain ist eine Technologie zur Datenspeicherung und -übertragung in dezentralen, verteilten Netzwerken.
- Die Hauptvorteile einer Blockchain sind ihre Dezentralität, ihre Manipulationssicherheit und ihre Transparenz.
- Hauptnachteile der Technologie sind die technische Komplexität sowie ihr hoher Speicher- und Energieaufwand.
- Der Einsatz einer Blockchain in der Realwirtschaft ist immer dann sinnvoll, wenn in einem Prozess mehrere einander unbekannte Parteien miteinander Daten austauschen müssen.
- Mithilfe einer Blockchain lassen sich IT-Kosten senken, B2B- und B2C-Netzwerke verbessern und neue Produkte schaffen.
- In der Praxis kommt die Blockchain-Technologie bislang vor allem im Finanzwesen, in der Gesundheitsbranche und bei Lieferketten zum Einsatz.
Was ist die Blockchain?
Ein Artikel über den Einsatz der Blockchain in der Realwirtschaft setzt selbstverständlich ein gewisses Grundverständnis der Technologie voraus. Wie der Name „Blockkette“ bereits zum Ausdruck bringt, handelt es sich bei einer Blockchain vereinfacht gesagt um eine Aneinanderreihung von Datensätzen (Blöcke), in denen Informationen gespeichert sind. Eine Blockchain beginnt immer mit einem Ursprungsblock, der laufend um neue Datenblöcke in chronologischer Reihenfolge ergänzt wird. Der große Unterschied zwischen einer Blockchain und anderen Datenspeichersystemen ist, dass es sich um ein dezentrales Netzwerk handelt, in dem die Daten verteilt auf zahlreichen Rechner gespeichert werden und nicht an einem zentralen Ort.
Zudem ist die Blockchain eine sehr sichere, weil praktisch nicht manipulierbare Technologie. Die Daten in der Kette werden verschlüsselt und anonymisiert gespeichert und können nur durch Sender und Empfänger gelesen werden. Alle an einer Blockchain teilnehmenden Computer besitzen eine exakte Kopie der gesamten Kette. Eine Manipulation einer Blockchain ist nur dann denkbar, wenn es jemandem gelänge, das gesamte dezentrale Rechnernetzwerk unter seine Kontrolle zu bringen, was in der Praxis so gut wie unmöglich ist.
Was sind der Vorteile einer Blockchain?
Einige der Vorteile einer Blockchain wurden bereits im einleitenden Abschnitt angesprochen. Allen voran handelt sich um ein dezentrales System, bei dem Daten direkt zwischen Sender und Empfänger ausgetauscht werden. In einer Blockchain gibt es demnach keine Intermediäre, die den Datenaustausch kontrollieren bzw. an ihm verdienen können. Zudem entzieht sich diese Technologie dem Zugriff staatlicher Instanzen.
Ein weiterer Vorteil ist die Transparenz der Blockchain. Alle über sie getätigten Transaktionen lassen sich im Nachhinein rückverfolgen.
Nicht zuletzt ist eine Blockchain ein äußert manipulationssichere Technologie. Eingriffe in die Kette sind praktisch unmöglich. Vor allem dieser Vorteil macht die Technologie sehr interessant für den Einsatz in der Realwirtschaft.
Welche Nachteile hat eine Blockchain?
Der Hauptnachteil der Blockchain ist die Komplexität ihrer Einbindung in bestehende IT-Systeme und Prozesse. Es gibt nicht nur eine einzige Blockchain, sondern Schätzungen zufolge inzwischen eine vierstellige Zahl. Aufgrund dieser Komplexitätsproblematik schrecken viele Unternehmen vor der Verwendung der Blockchain zurück.
Ein weiterer Nachteil der Blockchain ist der hohe technologische Aufwand der kryptografischen Verifizierung der Transaktionen. Er macht die Blockchain im Vergleich zu zentralisierten Cloud-Architekturen relativ langsam.
Außerdem ist die Blockchain mit einem sehr hohen Speicher- und Energieaufwand verbunden. Das lässt den praktischen Einsatz in der Realwirtschaft ebenfalls zu einem Problem werden.
Zudem ist die Blockchain immer noch eine relativ junge Technologie, für die es weltweit nur wenige Experten gibt. Diese begrenzten Personalressourcen behindern ebenfalls eine schnellere Verbreitung in der Realwirtschaft.
Wie hat sich die Blockchain in der Realwirtschaft entwickelt?
Die wissenschaftlichen Grundlagen zur Schaffung einer Blockchain wurden bereits in den 1990er-Jahren geschaffen. Das Konzept der Blockchain als in der Praxis einsetzbares verteiltes Datenbankmanagementsystem wurde jedoch erst 2008 von einer Person unter dem Pseudonym Satoshi Nakamoto im White Paper zur ersten Kryptowährung, dem Bitcoin, beschrieben. Am 3. Januar 2009 startete Nakamoto das Bitcoin-Netzwerk durch die Erstellung des ersten Blocks (der sogenannte „Genesis-Blocks“) in der Bitcoin-Blockchain.
Unternehmen verschiedenster Branchen, vor allem aus der Finanzindustrie, beobachteten diese technologische Neuheit mit großer Aufmerksamkeit. Erst im Jahr zuvor löste der Zusammenbruch der Investmentbank Lehman Brothers ein Erdbeben in der globalen Finanzindustrie aus, das nur durch das konzertierte Eingreifen von Noten- und Großbanken „beruhigt“ werden konnte. Die Befürworter der Blockchain-Technologie argumentierten, dass die riskanten Spekulationsgeschäfte von Lehman Brothers in einer Blockchain aufgefallen wären und die Technologie demnach den Beinahe-Zusammenbruch der globalen Finanzwirtschaft frühzeitig verhindert hätte.
In den Jahren nach der Einführung der Bitcoin-Blockchain und dem Aufkommen weiterer Blockchains für Kryptowährungen begannen Unternehmen, die Technologie immer ernster zu nehmen. Die dezentrale Peer-to-Peer-Architektur der Blockchain ließ die Technologie vielen Unternehmen jedoch zu riskant erscheinen. Realwirtschaftliche Anwendungen ließen deshalb auf sich warten.
Erst das Jahr 2016 brachte eine Trendwende hinsichtlich des Einsatzes von Blockchains in der Realwirtschaft. Die immer größer werdende Entwicklergemeinschaft für Open-Source-Software begann damit, komplette Unternehmensplattformen zu entwickeln, darunter die programmierbare Ethereum-Blockchain und Hyperledger, ein Framework mit Tools für den Aufbau von Blockchains in gewerblicher Qualität. In den darauffolgenden Jahren begannen viele Unternehmen damit, Kryptowährungen als Zahlungsmittel zu akzeptieren und ihre eigenen Blockchains zu implementieren.
Welchen Nutzen haben Blockchains generell für Unternehmen?
Manche Blockchain-Befürworter wagen die Behauptung, dass Blockchains in Zukunft eine ähnliche wirtschaftliche Bedeutung für Unternehmen haben werden wie der Einsatz von Computern, des Internets und der Cloud. Noch ist es viel zu früh, um diese wagemutige Prognose zu validieren. Fakt ist aber bereits heute, dass die Blockchain Unternehmen einen unbestreitbaren Nutzen bringt. Sie ist in der Lage, IT-Kosten zu senken, B2B- und B2C-Netzwerke zu verbessern und neue Produkte sowie Leistungen zu ermöglichen.
Der Vorteil einer Blockchain kommt überall dort zum Tragen, wo mehrere einander unbekannte Parteien an einem Prozess beteiligt sind und Zugriff auf dieselben Daten benötigen. Sehr häufig verfügen Parteien in der Realwirtschaft nicht über dieselben Daten. Ein Datenabgleich ist im Regelfall jedoch mit einem sehr hohen Kosten- und Zeitaufwand verbunden.
An dieser Stelle kommt die Blockchain ins Spiel. Über sie lassen sich Prozesse dezentral zwischen verschiedenen Parteien weitgehend automatisieren. Bei dieser Technologie entfällt die Notwendigkeit für eine zentrale Instanz oder Zwischenhändler. Das macht die Blockchain vor allem für Prozesse geeignet, an denen sehr viele Parteien beteiligt sind oder bei denen sich die Parteien als gleichberechtigt ansehen.
Ein weiterer großer Nutzen der Blockchain für Unternehmen ist die Kombination aus Sicherheit und Transparenz sowie Datenintegrität und Datenschutz, die die Technologie mit sich bringt. Diese Kombination an Sicherheitsfeatures ermöglicht es Unternehmen, mit anderen Unternehmen und Privatpersonen Geschäfte zu machen und Informationen auszutauschen und dabei darauf vertrauen zu können, dass es zu keinen betrügerischen Transaktionen kommt. Die de facto Manipulationssicherheit der Blockchain erlaubt es wirtschaftlichen Akteuren, in Märkten tätig zu sein, die ihnen ansonsten aufgrund von Sicherheitsbedenken verschlossen bleiben würden.
Die Manipulationssicherheit ist in der Realwirtschaft vor allem für staatliche Akteure von Bedeutung. Behörden können im Austausch mit Privatpersonen darauf vertrauen, dass Transaktionen über die Blockchain ohne Betrug und Datenlecks abgewickelt werden und sich im Nachhinein bei Bedarf überprüfen lassen.
Auch die Transparenz und die Rückverfolgbarkeit von Transaktionen in der Blockchain haben einen signifikanten Nutzen für die Realwirtschaft. Unternehmen können darüber beispielsweise Lieferketten bis ins kleinste Detail sichtbar machen und rückverfolgen.
Nicht zuletzt spielt die sogenannte „Tokenisierung“ eine immer größere Rolle in der Realwirtschaft. Damit wird die Umwandlung von realen Vermögenswerten (bspw. Immobilien oder Rohstoffen) und virtuellen Vermögenswerten (bspw. intellektuelles Eigentum wie Rechte) in digitale Token auf einer Blockchain verstanden. Diese Token sind somit digitale Vermögenswerte, die einen Geldwert haben, und zwischen Parteien handelbar sind. Die Tokenisierung ermöglicht demnach den Handel von Vermögenswerten in jeder beliebigen Einheit. Sie erleichtert vor allem bei virtuellen Vermögenswerten die praktische Handelbarkeit in hohem Maße.
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Wie werden Blockchains in der Realwirtschaft bereits verwendet?
Banken und Finanzdienstleistungen
Das Bank- und Finanzwesen ist bis heute der Hauptnutzer der Blockchain-Technologie in der Realwirtschaft. Die Anwendung der Blockchain in dieser Branche lässt sich in zwei Segmente unterteilen: Kryptowährungen und dezentrales Finanzwesen (DeFi).
Bei Kryptowährungen handelt es sich um digitale Währungen, die wie klassische Fiat-Währungen als Zahlungs- und Tauschmittel verwendet werden können, die aber auf den Vorteilen der Blockchain-Technologie basieren. Sie werden in einem Peer-to-Peer-Netzwerk dezentral gehandelt, was Intermediäre wie Banken und Zahlungsdienstleister obsolet macht.
Dieser Vorteil der Blockchain ist auch die Grundlage für das sehr dynamisch wachsende dezentrale Finanzwesen. Über eine Blockchain können Unternehmen und Privatpersonen direkt miteinander jede Art von Vertrag bzw. Handel abschließen und sich beispielsweise Geld leihen oder mit Vermögenswerten handeln. Banken oder Zahlungsdienstleister sind dafür in einer Blockchain nicht mehr notwendig.
Gesundheitswesen
Aufgrund der Fülle an Daten und der hohen Anforderungen an die Datensicherheit ist die Blockchain ebenso prädestiniert für den Einsatz im Gesundheitswesen. Über die Technologie lassen sich beispielsweise Patientendaten sicher übertragen. Das gilt gleichermaßen für die Pharmaindustrie, wo die Blockchain bei der manipulationssicheren Übertragung von Forschungsdaten eine Rolle spielen kann.
Behörden
Wie bereits zuvor erwähnt, ist die Blockchain-Technologie auch für staatliche Einrichtungen aller Art von großem Interesse. Behörden auf staatlicher oder kommunaler Ebene können eine Vielzahl an Leistungen über die Blockchain abwickeln. So können klassische Behördenleistungen wie die Beantragung von Identitätsdokumenten über die Blockchain manipulationssicher abgewickelt werden.
Lieferketten
Ebenfalls zuvor angesprochen wurde der sinnvolle Einsatz der Blockchain bei der Überprüfung von Lieferketten. Bei Lebensmitteln lassen sich über die Technologie beispielsweise alle verwendeten Inhalte bis zu einzelnen Tieren oder Anbauflächen rückverfolgen und so eine lückenlose und transparente Lieferkette einrichten.