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Margin-Trading einfach erklärt mit zahlreichen Beispielen

„Margin-Trading“ ist einer der Börsenbegriffe, um die sich die meisten Mythen ranken. Viele Anleger verbinden damit sehr komplexe und undurchsichtige Spekulationsgeschäfte, die nur etwas für professionelle Trader sind. Ein Irrtum, denn Margin-Trading kann jeder Anleger erlernen und damit sein Gewinnpotenzial vervielfachen. In diesem Ratgeber erhältst Du alle wissenswerten Informationen rund um diese besondere Handelsform. Du lernst unter anderem, wie Margin-Trading in der Praxis funktioniert, welche Chancen und Risiken es hat und welche Kosten dabei entstehen.

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⚠️ Das Wichtigste in aller Kürze

  • Mit Margin-Trading wird der Wertpapierhandel mit Hebelwirkung bezeichnet. Dabei müssen Trader nur einen kleinen Teil des Kaufpreises (die „Margin“) einzahlen, der Rest des Kapitals wird ihnen vom Broker geliehen.
  • Hauptvorteile des Margin-Tradings sind das hohe Gewinnpotenzial und die Möglichkeit, mit kleinem Kapitaleinsatz große Handelspositionen zu eröffnen.
  • Hauptnachteil der Anlageform ist das hohe Verlustrisiko.
  • Margin-Trading eignet sich nur für Trader, die über das notwendige Grundlagenwissen, eine funktionierende Handelsstrategie und ein Höchstmaß an Disziplin verfügen.
  • Die wichtigsten Kennzahlen im Margin-Trading sind der Hebel, das Margin Level und die Free Margin.
  • Die wesentlichen Kostenpositionen im Margin-Trading sind der Spread und der Swap.


Margin-Trading hat eine lange Tradition. Seit über 100 Jahren können Trader mit Hebelgeschäften an der Börse die Wirkung ihres eingesetzten Kapitals vervielfachen.

Was in der Vergangenheit Profi-Tradern vorbehalten war, ist seit einigen Jahren auch für Privatanleger möglich. Heutzutage bieten alle Broker ihren Kunden verschiedenste Produkte an, mit denen sie Margin-Trading in der Praxis umsetzen können. Dazu zählen Differenzkontrakte (CFDs), Futures, Optionen und diverse Zertifikate.

In der Theorie mag Margin-Trading nicht kompliziert klingen. Bevor Du es aber in der Praxis ausprobierst, solltest Du Dir folgenden Warnhinweis zu Herzen nehmen: Rund drei Viertel aller Anleger verlieren mit dem Handel gehebelter Finanzprodukte Geld. Umso wichtiger ist es, vor dem Einstieg ins Margin-Trading ein fundiertes Grundlagenwissen darüber aufzubauen.

In diesem Wissensbeitrag erfährst Du deshalb alles rund um die Frage, für wen und in welchen Fällen Margin-Trading geeignet ist. Zu Beginn des Beitrags lernst Du, was unter Margin-Trading zu verstehen ist und wie es in der Praxis funktioniert. Danach folgt eine detaillierte Gegenüberstellung der Vor- und Nachteile dieser Handelsform und eine Erläuterung der wichtigsten Begriffe, die Du im Margin-Trading kennen solltest. Abgeschlossen wird der Betrag durch eine Liste von Tipps und Tricks, die Dir den Einstieg in das Margin-Trading erleichtern.

Was ist Margin-Trading?

Der Begriff “Margin-Trading” ist nicht selbsterklärend, weshalb viele Anleger wenig damit anfangen können. Er lässt sich aber sehr einfach erklären.

Margin-Trading ist letztlich ein alternativer Begriff für Hebelhandel. Dabei musst Du nicht den vollen Preis eines Wertpapiers für dessen Kauf bezahlen, sondern lediglich einen kleinen Teilbetrag (die sogenannte „Margin“). Den restlichen Kaufpreis leiht Dir Dein Broker. Vereinfacht gesagt ist Margin-Trading somit nichts anderes als ein Wertpapierhandel auf Kredit.

Was ist der Unterschied zu einem Wertpapierkredit?

Margin-Trading ist demnach eine Art der besicherten Kreditvergabe. Dennoch solltest Du es nicht mit einem klassischen Wertpapierkredit (auch „Lombardkredit“) verwechseln.

Bei einem Lombardkredit hinterlegst Du Deine bereits gekauften Wertpapiere als Sicherheit und bekommst auf dieser Grundlage von Deinem Broker einen bestimmten Kreditbetrag zur freien Verfügung gestellt, für den Du einen gewissen Zinssatz bezahlst.

Beim Margin-Trading stellt Dir der Broker jedoch zusätzliches Kapital für jede gehebelte Handelsposition bereit. Die Zinsen für einen Margin-Trade werden je nach gehandeltem Produkt täglich oder monatlich auf Dein Margin-Konto aufgeschlagen. Wenn Du Deinen Margin-Trade auflöst, wird mit dem Erlös zuerst das Margin-Darlehen des Brokers (einschließlich der Zinsen) zurückgezahlt. Der Restbetrag wird Deinem Margin-Konto gutgeschrieben.

Was ist eine Margin?

Die Margin ist der Teilbetrag, der im Margin-Trading auf Deinem Handelskonto hinterlegt sein muss, um eine bestimmte Position eröffnen (Initial Margin) und halten (Maintenance Margin) zu können. Die Margin wird in der Praxis meist als Marginrate in Form eines Prozentsatzes ausgedrückt.

Ein Beispiel: Angenommen, Du möchtest 100 Aktien im Wert von jeweils 10 € kaufen. Der Gesamtwert der Transaktion beträgt somit 1.000 €. Bei einer Marginrate von 20% musst Du lediglich 200 € (die Initial Margin) auf Deinem Handelskonto hinterlegen, um den Kauf abschließen zu können.

Nach dem Eingehen einer Position verlangt Dein Broker, dass auf Deinem Handelskonto die Maintenance Margin (von Engl. „Maintenance“ „Erhaltung, Aufrechterhaltung“) hinterlegt ist. Diese soll sicherstellen, dass Dein Konto ausreichend liquide ist, um etwaige Verluste Deiner Position abzudecken. Die Maintenance Margin ist in der Regel etwas niedriger als die Initial Margin.

Was ist der Sinn einer Margin?

Eine Margin ist nicht nur für einen Broker sinnvoll, sondern hat auch für Dich als Trader einen Vorteil. Für den Broker ist die Margin nichts anderes als eine Sicherheitsleistung. Ohne sie müsste er schließlich für die Verluste bei einem gehebelten Trade aufkommen.

Für Trader ist die Margin hingegen eine Art Schutz vor sich selbst. Würde es sie nicht geben, würden Trader ohne Hemmungen viel zu große Risiken eingehen. Die Margin bewirkt, dass Du Dir als Trader überlegen musst, wie stark Du finanziell ins Risiko gehen willst. Sie schützt Dich demnach vor zu großen Verlusten.

Wie funktioniert Margin-Trading in der Praxis?

Am besten lässt sich Margin-Trading anhand eines Rechenbeispiels verstehen: Angenommen, Du möchtest mit Aktien des Unternehmens ABC handeln. Der Kurs der ABC-Aktie notiert aktuell bei 100 €. Um 10 Aktien zu kaufen, musst Du folglich 1.000 € investieren.

Da Du an eine starke Kurssteigerung der ABC-Aktie glaubst, entscheidest Du Dich, in einen Differenzkontrakt (CFD) mit einem Hebel von 1:5 zu investieren. Das bedeutet, dass Dir Dein Broker zu Deinem eigenen Kapitaleinsatz von 1.000 € zusätzlich 4.000 € leiht. Du kannst somit in Summe 50 Aktien im Gesamtwert von 5.000 € kaufen.

Beispiel 1: Angenommen der Kurs der ABC-Aktie steigt um 5% auf 105 €. Bei einem konventionellen Investment in die Aktie hättest Du einen Gewinn von insgesamt 50 € gemacht (5 € je Aktie x 10 Stück).

Beim Margin-Trading hättest Du hingegen einen Gewinn von 250 € gemacht (5 € je Aktie x 50 Stück). Das bedeutet, dass Deine Rendite bei 25% liegt (250 € / 1.000 €). Der Hebel von 5:1 hat somit die Rendite von 5% auf 25% „hochgehebelt“.

Beispiel 2: Angenommen der Kurs der ABC-Aktie fällt um 20% auf 80 €. Bei einem konventionellen Investment in die Aktie hättest Du 200 € von Deinem Anfangsinvestment in Höhe von 1.000 € verloren (-20 € je Aktie x 10 Stück).

Beim Margin-Trading beliefe sich Dein Verlust jedoch auf 1.000 € (-20 € je Aktie x 50 Stück). Durch einen Kursrückgang von 20% hättest Du somit Dein gesamtes eingesetztes Kapital (die Initial Margin) verloren. Der Hebeleffekt von 1:5 hat dafür gesorgt, dass aus einer Rendite von -20% ein Totalverlust von -100% wurde.

Diese beiden Beispiele verdeutlichen, dass im Margin-Trading zwar das Gewinnpotenzial wesentlich höher ist als bei einem konventionellen Investment. Die Kehrseite der Medaille ist aber, dass auch das Verlustrisiko erheblich steigt. Bei hohen Hebelwirkungen können bereits kleine Kursänderungen zu einem Totalverlust des eingesetzten Kapitals führen.

Für wen ist Margin-Trading geeignet?

Margin-Trading ist eine der riskantesten Handelsformen an den Finanzmärkten. Bei höheren Hebeln können selbst kleinste Kursänderungen in die für Dich falsche Richtung zu einem Totalverlust des eingesetzten Kapitals führen. Margin-Trading ist somit nicht für Trading-Anfänger geeignet, sondern sollte erfahrenen Tradern vorbehalten bleiben.

Zudem erfordert das Margin-Trading ein Höchstmaß an Disziplin. Erfahrene Margin-Trader verfügen über eine detaillierte Handelsstrategie, die sie diszipliniert einhalten. Opportunistisches Vorgehen führt im Margin-Trading sehr häufig zu Verlusten.

Welcher Zusammenhang besteht zwischen Margin und Hebel?

In der Praxis verwechseln Anleger oftmals die Begriffe „Margin“ und „Hebel“. Sie stehen in engem Zusammenhang, sind aber keine Synonyme.

Die Margin wird meist als Marginrate angegeben und bezeichnet den Prozentsatz des Kaufpreises, den Du bei einem Margin-Trade mit eigenem Kapital hinterlegen musst.

Der Hebel ist hingegen das Verhältnis zwischen dem Kaufpreis und Deinem Eigenkapitaleinsatz. Margin und Hebel stehen demnach immer in einem direkten Verhältnis.

Ein Beispiel zur Verdeutlichung: Du gehst eine Position im Wert von 1.000 € ein und die Marginrate beträgt 10%. In diesem Fall musst Du auf Deinem Konto eine Initial Margin von 100 € hinterlegen. Das Hebelverhältnis zwischen dem Gesamtwert der Position (1.000 €) und Deinem eigenen Kapitaleinsatz (100 €) beträgt somit 1:10.

Die folgende Tabelle zeigt Dir anhand einiger Beispiele das Verhältnis zwischen Marginrate und Hebel:

Grafische Darstellung der Hebelwirkung beim Margin-Trading

Bei einem Hebel von 20:1 erscheint Beträgt der Eigenanteil am investierten Kapital gerade einmal 5%. Grafik: Eigene Darstellung

Was sind die Vor- und Nachteile des Margin-Tradings?

Vorteile:

  • Große Handelspositionen: Der gewichtigste Vorteil des Margin-Tradings ist die Tatsache, dass Du mit einem kleinen Eigenkapitaleinsatz große Summen an der Börse bewegen kannst. Das ist vor allem für Trader von Bedeutung, die über kein nennenswertes Handelskapital verfügen.
  • Hohes Gewinnpotenzial: Der zweite große Vorteil im Margin-Trading ist der Hebeleffekt. Er sorgt dafür, dass das Gewinnpotenzial eines Trades um ein Vielfaches höher ist als im konventionellen (ungehebelten) Handel.
  • Beliebige Kursentwicklung: Während Du bei einem regulären Investment nur auf steigende Kurse setzen kannst, erlaubt das Margin-Trading das „Wetten“ sowohl auf steigende als auch auf fallende Kurse.
  • Kurzer Zeithorizont: Der Zeithorizont im Margin-Trading ist in der Praxis deutlich kürzer als im konventionellen Wertpapierhandel. Das bedeutet, dass Du viel schneller die Ergebnisse Deines Handelns siehst.

Nachteile:

  • Hohes Verlustrisiko: Das hohe Verlustrisiko ist die Kehrseite der Medaille des Hebeleffekts. Entwickelt sich ein Kurs nachteilig für Dich, ist Deine Margin schnell aufgebraucht und Du verlierst Dein gesamtes eingesetztes Kapital.
  • Erforderliches Risikomanagement: Margin-Trading erfordert aufgrund des hohen Verlustrisikos ein professionelles Risikomanagement, um Deine Verluste in Grenzen zu halten.

Welche Kosten entstehen beim Margin-Trading?

Wie eingangs erwähnt, handelt es sich beim Margin-Trading um eine Form des Wertpapierhandels auf Kredit. Das bedeutet, dass Dein Broker nicht nur Gebühren für die Abwicklung einer Kauf- bzw. Verkaufstransaktion verlangt, sondern auch Zinsen für die Bereitstellung von Fremdkapital in Rechnung stellt.

Die beiden Hauptkostenpositionen im Margin-Trading sind somit der Spread und die Zinsen. Der Spread, also der Differenzbetrag zwischen dem Verkaufs- und dem Ankaufskurs, stellt die Vergütung des Brokers für die Transaktion als solche dar. Die Zinsen decken seine Finanzierungskosten für die Kapitalbereitstellung. Der Broker muss sich schließlich bei anderen Banken Geld für das Margin-Trading seiner Kunden leihen und gibt diese Refinanzierungskosten an diese weiter.

Im normalen Daytrading fallen keine Zinskosten für Dich als Trader an. Du schließt Deine Handelsposition noch am gleichen Tag, weshalb auch dem Broker keine Refinanzierungskosten entstehen. Hältst Du eine gehebelte Position aber über Nacht oder über ein Wochenende, musst Du eine „Swap“ genannte Übernacht-Finanzierungsgebühr bezahlen.

Für den Swap verlangen fast alle Broker den aktuell gültigen Leitzins plus einen bestimmten Aufschlag. Dieser Zinsaufschlag ergibt in Summe mit dem Spread den Gewinn des Brokers beim Hebel-Trading.

Vor allem auf den Swap musst Du im Margin-Trading Acht geben. Wenn Du Positionen über mehrere Tage hältst, kann die Finanzierung ins Geld gehen und Deine Rendite deutlich schmälern.

Was ist der Margin Call?

Der Margin Call ist die Aufforderung des Brokers an einen Trader, seine Margin (also die Sicherheitsleistung) für eine Position zu erhöhen. Auslöser eines Margins Calls ist eine für den Trader unvorteilhafte Kursentwicklung, die dazu führt, dass der Wert des Margin-Kontos unter die vom Broker verlangte Maintenance Margin fällt. In diesem Fall reicht dem Broker der Kontostand nicht mehr als Sicherheit für die Handelsposition. Der Trader muss demnach Geld auf sein Konto nachschießen und es wieder mindestens auf den Stand der Maintenance Margin bringen.

Der Begriff „Call“ leitet sich übrigens davon ab, dass Broker ihre Kunden früher Kunden telefonisch über die Nachschusspflicht informierten. Heute erhältst Du den Margin Call in der Regel per E-Mail.

Im Falle eines Margin Calls hast Du als Trader zwei Reaktionsmöglichkeiten. Entweder Du kommst der Aufforderung des Brokers nach und erhöhst Deinen Kontostand auf die erforderliche Maintenance Margin oder Du reagierst nicht auf den Margin Call. Das führt dazu, dass der Broker Deine Position zwangsweise auflöst.

Was ist die Nachschusspflicht?

Im Internet ist im Zusammenhang mit einem Margin Call sehr häufig von einer sogenannten „Nachschusspflicht“ zu lesen. Die Pflicht zu einem Nachschuss auf das Margin-Konto bei einem Margin Call wurde jedoch 2018 von der Europäischen Union verboten.

Broker, die ihre Dienstleistungen in der Europäischen Union anbieten, dürften ihre Kunden seitdem nicht mehr zu Nachschüssen verpflichten. Du hast als Trader mit Wohnsitz in Deutschland somit immer das Recht, nicht auf den Margin Call zu reagieren. Als Konsequenz musst Du allerdings damit leben, dass der Broker Deine offene Handelsposition schließt.

Diese Regelung gilt übrigens nur für Privatanleger. Für professionelle Börsenhändler, die mit deutlich höheren Hebeln handeln dürfen, gilt weiterhin die Nachschusspflicht.

Was sind die wichtigsten Begriffe im Margin-Trading?

Bevor Du Deine ersten Trades mit Hebelprodukten machst, solltest Du unbedingt zwei Begriffe kennenlernen, die neben der Marginrate und dem Hebel eine große Rolle im Margin-Trading spielen: Das Margin Level und die Free Margin.

Margin Level

Das Margin Level ist einer der wichtigsten Begriffe im Margin-Trading und sollte folglich von jedem Trader verstanden werden. Beim Margin Level handelt es sich um das Verhältnis zwischen Deinem Eigenkapital und der verbrauchten Margin. Als Gleichung ausgedrückt:

Margin Level = (Eigenkapital / verbrauchte Margin) x 100%

Das Eigenkapital ist definiert als die Summe des Kontostands Deines Handelskontos plus/minus alle noch nicht realisierten Gewinne/Verluste Deiner offenen Handelspositionen. Die verbrauchte Margin ist die Summe der Margins aller offenen Handelspositionen.

Ein Beispiel: Dein Kontostand beträgt 10.000€. Die Gewinne Deiner offenen Handelspositionen belaufen sich auf 5.000€ und die verbrauchte Margin beträgt insgesamt 3.000€. Das Margin Level errechnet sich somit wie folgt:

(15.000 € / 3.000€) x 100% = 500%

Das Margin Level gibt Dir und dem Broker Aufschluss darüber, ob Dein Kapital dafür ausreicht, weitere Handelspositionen zu eröffnen. Es ist somit eine wichtige Kennzahl des Risikomanagements.

Sinkt Dein Margin Level unter 100% bist Du als Trader mit Deinem Kapital sozusagen „unter Wasser“. Der Wert Deinen Eigenkapitals deckt dann nicht mehr die erforderlichen Margins (Sicherheitsleistungen). In diesem Fall wirst Du von Deinem Broker mit Margin Calls konfrontiert (siehe oben).

Free Margin

Die Free Margin ist definiert als Summe Deines Eigenkapitals, das nicht in einer Handelsposition gebunden ist. Die Formel lautet folglich:

Free Margin = Eigenkapital - verbrauchte Margin

Wie Du siehst, ist die Free Margin nur eine andere Darstellungsform des Margin Levels. Auch sie gibt Dir Aufschluss darüber, wie viele Kapital Dir noch für das Margin-Trading zur Verfügung steht.

Um im oben genannten Beispiel zu bleiben:

15.000€ - 3.000€ = 12.000€

Die Free Margin beträgt 12.000€. Dieses Kapital ist nicht in bestehenden Handelspositionen gebunden und steht Dir folglich für die Eröffnung weiterer Handelspositionen zur Verfügung.

Was sind die wichtigsten Produkte im Margin-Trading?

Heutzutage hast Du als Trader die Qual der Wahl aus Millionen verschiedener Finanzprodukte im Margin-Trading. Im folgenden Abschnitt findest Du eine Kurzvorstellung der drei wichtigsten Arten von Hebelprodukten:

  • Differenzkontrakte,
  • Knock-out-Zertifikate und
  • Optionsscheine

Differenzkontrakte

Differenzkontrakte, meist auf Englisch als CFDs (Contracts for Difference) bezeichnet, haben sich in den letzten Jahren zu einem der unter Privatanlegern beliebtesten Hebelprodukte entwickelt. Nicht weiter verwunderlich, denn CFDs punkten mit einer Kombination aus einem sehr großen Angebotsspektrum, niedrigen Kosten und einfacher Verständlichkeit.

Ein Differenzkontrakt spiegelt die Wertentwicklung eines Basiswerts in einem bestimmten Verhältnis wider. Mit CFDs kannst Du sowohl auf steigende als auch auf fallend Kurse setzen. Mit einem CFD handelst Du jedoch nicht den Basiswert selbst, sondern die Differenz zwischen dem Kauf- und dem Verkaufskurs. Differenzkontrakte werden auf so gut wie alle Basiswerte aus jeder Anlageklasse ausgegeben.

Knock-out-Zertifikate

Auch mit einem Knock-out-Zertifikat partizipierst Du an der Wertentwicklung eines bestimmten Basiswerts, musst aber nicht den gesamten Wert als Kaufpreis aufbringen. Wie mit CFDs und Optionsscheinen kannst Du auch mit KO-Zertifikaten auf steigende und fallende Kurse spekulieren.

Das Besondere an dieser Art von Zertifikat ist die sogenannte „Knock-out Schwelle“. Steigt/fällt der Preis des Basiswerts über/unter einen vordefinierten Basiswert, verfällt das Zertifikat wertlos.

Der Vorteil von KO-Zertifikaten sind ihre geringen Kosten und ihre hohe Transparenz. Im Unterschied zu Optionsscheinen hat die Volatilität des Basiswerts keinen Einfluss auf den Kurs des Zertifikats.

Optionsscheine

Optionsscheine sind der Klassiker unter den Hebelprodukten. Sie werden bereits seit den 1980er-Jahren von Brokern für Privatanleger angeboten. Ein Optionsschein berechtigt Dich, einen bestimmten Basiswert zu einem bestimmten Basispreis, in einem bestimmten Bezugsverhältnis innerhalb eines bestimmten Zeitraums zu kaufen („Call“) oder zu verkaufen („Put“).

Mit Optionsscheinen kannst Du somit ebenfalls auf steigende (Calls) und fallende Kurse (Puts) spekulieren. Optionsscheine sind aufgrund der Volatilität des Basiswerts, die sich in ihrem Kurs niederschlägt, etwas schwieriger zu verstehen als CFDs und Knock-out-Zertifikate.

Tipps und Tricks für Einsteiger

Wie Du nun gelernt hast, ist Margin-Trading in der Theorie kein Hexenwerk. In der Praxis scheint es jedoch alles andere als einfach zu sein. Anders lässt es sich nicht erklären, dass die große Mehrheit der Trader mit gehebelten Finanzprodukten Geld verliert.

Grund dafür ist, dass die meisten Trader sich von den Chancen des Margin-Tradings blenden lassen und die Risiken zu stark ausblenden. Deshalb solltest Du vor dem Einstieg in den Hebelhandel die folgenden Tipps und Tricks berücksichtigen. Sie werden Dir dabei helfen, einen kühlen Kopf zu bewahren und keine unnötigen Verluste zu machen.

Geh es langsam an

Margin-Trading ist ein Hochrisikogeschäft, in dem Trader bei Kursänderungen zu ihrem Nachteil sehr schnell ihr eingesetztes Kapital verlieren können. Wie weiter oben im Text dargestellt, können selbst kleinste Kursänderungen zu einem Totalverlust führen. Besonders als Anfänger solltest Du deshalb darauf achten, nicht zu viele Positionen gleichzeitig einzugehen. Zum einen wird Dich das bei der Überwachung der Kursentwicklungen überfordern und zum anderen ist die Gefahr groß, dass Du eine Verlustserie erleidest.

Manage Dein Risiko

Ein funktionierendes Risikomanagementsystem ist bei jeder Art von Wertpapierhandel von Vorteil. Beim Margin-Trading ist es absolut unerlässlich. Ohne ein derartiges System ist das Risiko unkontrollierter Verluste viel zu hoch. Der wichtigste Bestandteil eines Risikomanagementsystems im Margin-Trading ist der Stop Loss. Damit beschränkst Du Deine Verluste auf ein im Voraus festgelegtes Niveau und vermeidest zudem Margin Calls.

Behalte die Nachrichten im Auge

Die Kurse von Wertpapieren reagieren bekanntlich besonders stark auf allgemeinwirtschaftliche und unternehmensspezifische Nachrichten. Zu erster Gruppe gehört beispielsweise die Bekanntgabe von Leitzinsänderungen. Zu zweiter Gruppe zählt vor allem die Vorlage von Quartalszahlen. Um diese Nachrichten im Auge zu behalten, ist jeder gute Trader im Besitz eines aktuellen Wirtschaftskalenders, in dem alle kursbeeinflussenden Ereignisse eingetragen sind. An Tagen mit wichtigen Nachrichten kannst Du bei vorteilhaften Kursänderungen große Gewinne machen. Fallen sie hingegen negativ aus, ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass Du zu einem Margin Call aufgefordert wirst.

Setze nur unnötiges Geld ein

Wie bereits mehrfach warnend erwähnt, ist Margin-Trading eine hochriskante Geldanlage. Deshalb solltest Du dabei nur Geld einsetzen, dass Du nicht für andere Zwecke benötigst. Eine besonders schlechte Idee ist es, einen Kredit für Hebelgeschäfte aufzunehmen. Das Geld kann schnell verloren sein, die Kreditraten musst Du aber über einen längeren Zeitraum bedienen.

Handle nur auf Basis einer Strategie

Jeder Trader sollte eine Anlagestrategie haben und diese strikt einhalten. Das gilt insbesondere im Margin-Trading. Erfolgreiches Margin-Trading hat nichts mit Spekulation zu tun. Trader, die bei Hebelgeschäften nicht wissen, was sie tun, und rein opportunistisch handeln, verlieren im Regelfall schnell ihren Einsatz. Nur wer sich diszipliniert an eine erprobte Handelsstrategie hält, wird langfristig im Margin-Trading Erfolg haben.

Verliere die Kosten nicht aus dem Blick

Margin-Trading ist nichts anderes als eine Handelsform auf Kredit. Wie bei allen Krediten ist es entscheidend, die Kreditkosten im Auge zu behalten. Diese sind bei Margin-Trading nicht so offensichtlich wie bei einem klassischen Kredit. Du musst überlegen, wie lange Du eine Position voraussichtlich halten wirst und auf dieser Basis die Finanzierungskosten (Swap) berechnen. Vor allem bei länger laufenden Margin-Trades können die Kosten die Rendite empfindlich schmälern. Informiere Dich deshalb im Voraus bei Deinem Broker, welche Kosten im Margin-Trading auf Dich zukommen.

Eigne Dir das notwendige Fachwissen an

Die Theorie des Margin-Tradings klingt nicht kompliziert, in der Praxis ist es jedoch eine sehr herausfordernde Anlageform. Die meisten Margin-Trader sind sogenannte „Daytrader“, das heißt, sie legen ihr Geld sehr kurzfristig an und schließen ihre Positionen in der Regel innerhalb eines Handelstages. Erfolgreiches Daytrading basiert auf einer fundierten Kenntnis der Marktmechanismen und der technischen Analyse. Für den Einstieg ins Daytrading solltest Du Dir mehrere Monate Zeit lassen, um Dir das erforderliche Grundlagenwissen anzueignen.

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