Suchergebnisse
Alle Ergebnisse anzeigen

Quellensteuer bei Aktien-Dividenden: Das müssen Anleger wissen

Eigentümer von Aktien mit Sitz im Ausland erleben bei der Dividendenzahlung oft böse Überraschungen: Eine Quellensteuer wird ausgewiesen und es landet weniger Geld auf dem Konto als gedacht. Was steckt dahinter und wie kann man die Steuern minimieren oder gar zurückerlangen?

stock.adobe.com/magele-picture

Was ist die Quellensteuer?

Eine Quellensteuer kann erhoben werden, wenn ein Unternehmen Erträge in Form von Dividenden, Zinsen oder Tantiemen ausschüttet. Diese Steuer erhebt das Domizil-Land des Unternehmens und behält die Steuer ein, bevor sie überhaupt auf dem Konto landet. Wir beschäftigen uns hier überwiegend mit Quellensteuern auf Dividenden. Quellensteuern werden immer vor der Abgeltungssteuer berechnet, können aber in gewissem Umfang mit dieser verrechnet werden.

Wie hoch sind Quellensteuern?

Die Höhe der Quellensteuern ist jedem Land selbst überlassen, in der Praxis sind es meist zwischen 10 und 30 Prozent der ausgeschütteten Dividende. Nicht alle Länder erheben eine Quellensteuer. Doch in fast allen Fällen gibt es zahlreiche Ausnahmen oder Verrechnungen. So kann es sein, dass die Quellensteuer Privatanlegern gänzlich erlassen wird oder sie teilweise mit der Abgeltungssteuer verrechnet wird, da zwischen dem Domizil-Land und Deutschland ein entsprechendes Abkommen besteht.

Es ist in einigen Fällen auch möglich, die gezahlte Quellensteuer zurückzufordern. Hierfür ist in aller Regel ein Antrag je gezahlter Dividende bei der entsprechenden Behörde des Domizil-Landes erforderlich. Bei kleinen Positionen lohnt sich dieser Aufwand aber häufig leider nicht.

Wie kann ich Quellensteuern umgehen?

Wirklich umgehen lassen sich die Quellensteuern kaum – es sei denn, Du kaufst eben keine Aktien aus dem entsprechenden Land. Auch Fonds müssen entsprechende Quellensteuern zahlen.

Soll ich also keine Aktien aus diesen Ländern kaufen?

Nein, natürlich nicht. Zunächst einmal betrifft die Quellensteuer nur Dividenden und keine Kapitalerträge durch Kursgewinne. Das ist übrigens einer der Gründe, weshalb viele Anleger ein Aktienrückkaufprogramm einer Dividende vorziehen. Schüttet ein Unternehmen aber einen sehr großen Teil seines Gewinns als Dividende aus und möchtest Du die Aktie sehr lange halten, kosten Quellensteuern einen signifikanten Teil Deiner potenziellen Erträge.

Es könnte dann so viel sein, dass Du tatsächlich eventuell besser eine andere Aktie (ohne Quellensteuer) erwirbst. Auf jeden Fall solltest Du für Deine Rendite in diesen Fällen besser mit der Netto-Rendite rechnen, um Unternehmen zu vergleichen.

Gerade bei geringen Dividenden reicht es aber, wenn Du das Thema am Rande beachtest. Wenn allein die Quellensteuer den Unterschied bei einer Kaufentscheidung macht, ist die Aktie vermutlich überhaupt nicht attraktiv genug.

Britische Unternehmen für Dividendenjäger bevorzugt

Dass britische Zahlungen keiner Quellensteuer unterliegen, macht Unternehmen aus dem Land zu einem beliebten Ziel für Fans von Dividendenzahlungen. Zusammen mit der in aller Regel zweimal jährlichen Auszahlung und dem großen Angebot an dort registrierten und börsennotierten Firmen setzt sich das Land mit dem wichtigen Finanzplatz London klar und positiv von anderen Ländern ab.

Wo kann ich aktuelle Quellensteuer-Sätze einsehen?

Das Bundeszentralamt für Steuern bietet eine jährlich aktualisierte Übersicht der Quellensteuer auf dieser Unterseite an. Dort findest Du dann auch raus, wie ein bestehendes Doppelbesteuerungsabkommen (DBA) die zu zahlenden Zinsen beeinflusst. Ohne das DBA würden deutsche Privatanleger zum Beispiel auf US-Dividenden 30 statt 15 Prozent Quellensteuer zahlen.

Wann muss ich tätig werden?

Das hängt wiederum vom jeweiligen Land ab. In manchen Fällen verrechnen die Banken automatisch die Quellensteuer, soweit möglich. So wird bei Zahlungen aus den USA beispielsweise erkannt, dass nur 15% Quellensteuer für deutsche Staatsbürger abzuziehen sind – die wiederum vollständig mit der Abgeltungssteuer verrechnet werden. Hier muss aber jedes Land einzeln geprüft werden.

In der Schweiz oder in Italien zum Beispiel muss ein entsprechendes Formular ausgefüllt werden, um Quellensteuern als deutscher Staatsbürger erstattet zu bekommen. Achte am Ende des Artikels auf unsere entsprechende Tabelle!

Quellensteuer seit 2018 für Fondsanteile ohne Zusatzaufwand

Wer vor einigen Jahren Fonds mit Domizil im Ausland hielt, kennt das vielleicht noch: Jedes Jahr “ausschüttungsgleiche Erträge“ nachprüfen und versteuern. Die Besteuerung von ETFs und Fonds hat sich grundlegend verändert und Du musst Dich als Anleger zumindest um das Thema Quellensteuer nicht mehr kümmern.

Tipp für Anleger: Freistellungsauftrag beachten!

Da Quellensteuern häufig (teilweise) mit der Abgeltungssteuer verrechnet werden, kann es sich lohnen, Auslandsaktien, deren Dividenden der Quellensteuer unterliegen, in einem getrennten Depot ohne Freistellungsauftrag aufzubewahren. So kannst Du den Freistellungsauftrag für andere Dividenden oder Kapitalerträge nutzen.

Gleichzeitig werden gezahlte Quellensteuern im “Auslandsdepot“ dort immer mit der Abgeltungssteuer verrechnet. Liegt eine Dividende mit Quellensteuer nämlich im Rahmen eines Freistellungsauftrages, gibt es keine verrechenbare Abgeltungssteuer.

Überprüfe bei der Abgabe der Steuererklärung auch, ob die Jahresbescheinigungen Deiner Banken in nennenswerter Höhe den Posten „anrechenbare, aber noch nicht angerechnete Quellensteuer“ ausweisen und Du dir mit dieser Angabe Geld vom Fiskus zurückholen kannst.

Vorsicht bei Sonderdividenden!

Besonders knifflig wird die Situation, wenn ein Unternehmen keine reguläre Dividende, sondern eine höhere Sonderdividende zahlt, beispielsweise nach dem Verkauf einer Sparte des Unternehmens. So kann es sein, dass die Zahlung steuerlich eigentlich eine Kapitalrückführung ist, von der Bank aber nicht korrekt eingestuft wird und fälschlicherweise Quellensteuer abgezogen wird. Vor besonders großen Auslandsdividenden kann(!) es daher Sinn machen, die Aktie am Vorabend des Ex-Tages zu veräußern und dann zurückzukaufen.

Schützenhilfe aus der Community

Als starkes Alleinstellungsmerkmal von sharedeals.de hat sich im Laufe der Zeit der Input aus der Community erwiesen. So auch hier: Ein Mitglied ist bei einer Steuerbehörde tätig und hat über die gängigsten Quellensteuern eine Übersicht erstellt, wie viel einbehalten oder verrechnet wird und wie Anleger Quellensteuern zurückfordern können! Mit bestem Dank an User „est4b“!

Übersicht herunterladen

💬 Quellensteuer und andere Börsenthemen: Jetzt diskutieren!

Hochwertige Diskussionen und echte Informationsvorsprünge: Profitiere ebenso wie Tausende andere Anleger von unserem einzigartigen kostenlosen Live Chat, dem Börsen-Forum der neuen Generation.

Das könnte Dich auch interessieren:

Dividenden-Depot aufbauen: So gelingt es am besten

Dividenden üben seit jeher einen großen Reiz auf Anleger aus. Wer will schon nicht mit Gewinnausschüttungen am Erfolg eines Unternehmens teilnehmen und dadurch ein regelmäßiges passives Einkommen vereinnahmen. Doch das Angebot an Dividenden-Aktien ist riesengroß, was viele Anleger beim Aufbau...

In REITs investieren: Immobilien-Aktien mit Top-Dividende

Real Estate Investment Trusts, kurz REITs, sind eine in Deutschland relativ neue Möglichkeit, in Immobilien zu investieren. In den USA gehören sie hingegen schon seit Jahrzehnten zu den beliebtesten Anlageklassen. Im nachfolgenden Beitrag findest Du alle wissenswerten Informationen rund um...

BDC-Aktien: Ein gutes Investment für Dividenden-Jäger

Business Development Companies – kurz BDCs – erfreuen sich großer Beliebtheit bei US-Anlegern, die auf hohe, regelmäßige Dividenden aus sind. Nicht selten besitzen BDCs eine Dividenden-Rendite von 10% oder mehr. Auch für deutsche Anleger, die regelmäßige Ausschüttungen erhalten möchten, können...

Closed-End Funds: Turbo für die Rendite

Closed-End Funds (CEF) gehören im angelsächsischen Raum schon seit Jahrzehnten zu den Standard-Anlagen der Altersvorsorge. Neben regelmäßigen, überdurchschnittlichen Ausschüttungen punkten CEFs aber noch mit weiteren Vorteilen. Auch in Deutschland begeistern sich deshalb immer mehr Einkommensinvestoren für CEFs. Vielen Anlegern ist...

Dividenden-Aristokraten: Diese Aktien kannst Du kaufen

In diesem Artikel dreht sich alles um sogenannte Dividenden-Aristokraten. Was ist das überhaupt? Die bekannteste Definition lehnt sich an die von Standard & Poors (S&P) beim S&P 500 Dividend Aristocrats an. Demnach sind Dividenden-Aristokraten Aktien von Unternehmen, die ihre Dividende...

Dividendenrendite: Wie hoch sollte sie sein?

Aktien werden generell gerne als „Dividenden-Papiere“ bezeichnet, was auch gute Gründe hat. Denn vor der aktuell ja immer noch laufenden industriellen Revolution durch Computer/Internet, die viele neue Wachstumsunternehmen hervorgebracht hat, setzten viele Anleger ausschließlich auf Aktien von Unternehmen, die eine...

Dividendenstrategie: Wie funktioniert das?

Du willst einen stetigen Geldstrom ins Depot fließen lassen, ohne Dich täglich mit deinen Investments beschäftigen zu müssen? Dann könnte eine Dividendenstrategie perfekt für Dich sein. Wir erklären Dir, wie Du profitierst.