Die geopolitischen Spannungen in der Welt verschärfen sich und die Märkte reagieren. Der Ölmarkt ist hochnervös, Aktien korrigieren und Gold setzt seine Rallye fort. Ein Indikator, mit dem Anleger das aktuelle Stimmungsbarometer an der Börse besser einschätzen und lesen können, ist der Fear and Greed Index.
Gefühle als Grundlage des Fear and Greed Index
Furcht (engl. fear) und Gier (engl. greed) sind treibende Gefühle an der Börse, von denen sich institutionelle Investoren und Kleinanleger gleichermaßen beeinflussen lassen. Die dahinter Annahme ist denkbar einfach und schnell erklärt: Verfallen die Marktteilnehmer in eine übermäßige Angst, beginnt der Abverkauf von Aktien, Anleihen und ETFs.
Dasselbe, aber mit umgekehrten Vorzeichen, geschieht, wenn das Pendel am Markt in Richtung Gier schwingt. Die Stimmung ist von einer Verknappung geprägt und viele Anleger wollen den abfahrenden Zug nicht verpassen – the fear of missing out.
Beide Bewegungen können Extreme entwickeln und zu panikartigen Abverkäufen führen oder ekstatische Kaufräusche auslösen. Dadurch entstehen potenziell antizyklische Kauf- und Verkaufsgelegenheiten für unter- und überbewertete Aktien. Aus diesem Grund spricht beim Fear and Greed Index auch von einem inversen Indikator.
Wer hat den Index entworfen?
Der Fear and Greed Index wurde 2012 vom amerikanischen Nachrichtenunternehmen CNN Money entworfen. Bei der Entwicklung hat sich CNN an einer mehrstufigen Gefühlsskala orientiert. Von links nach rechts betrachtet, startet das Barometer bei „extreme fear“, geht über zu „fear“ und landet in der Mitte bei „neutral“. Von dort geht es weiter zu „greed“ und „extreme greed“.
Für die Skalierung der Stimmungen werden 0 bis 100 Punkte vergeben. Zwischen 0 und 25 Punkten zeigt der Index extreme Angst an. Ab 25 bis 50 Punkten spricht man von Angst. Ein Wert von 50 Punkten steht für ein neutrales Marktumfeld. Sobald dieser Wert überschritten wurde, spricht man bei bis zu 75 Punkten von Gier. Erreicht der Index 75 und mehr Punkte, befindet sich die Börse in einer Stimmung extremer Gier.
Der Fear and Greed Index wird auf täglicher, wöchentlicher, monatlicher und jährlicher Basis miteinander verglichen.
Zusammensetzung des Indizes
Um die Punkte für die jeweilige Stimmung zu ermitteln, setzt sich die Berechnung aus sieben gleich gewichteten Komponenten zusammen.
Die erste Komponente, das Market Momentum, vergleicht den tagesaktuellen Stand des marktbreiten S&P 500 mit seinem Durchschnittskurs der letzten 125 Tage.
Der zweite Indikator, die Stock Price Strength stellt die 52-Wochen-Hochs und die 52-Wochen-Tiefs von Aktien an der New York Stock Exchange (NYSE) gegenüber.
Der dritte Indikator, die Stock Price Breadth, analysiert die Handelsvolumina von steigenden und fallenden Aktien. Ein höheres Handelsvolumen indiziert zunehmende Gier, wohingegen fallende Volumen auf Furcht hindeuten.
Der vierte Indikator nimmt die offenen Put- und Call-Optionen an den Terminbörsen in den Blick. Ist der Absicherungsbedarf mit Puts hoch, deutet sich eine ängstliche Marktlage an. Nimmt die Anzahl der Calls überproportional zu, tritt das Gegenteil ein.
Der fünfte Indikator, der Junk Bond Demand, misst den Spread zwischen Anleihen, die kein Investment Grade haben (junk bonds) und solchen, die für institutionelle Anleger als investierbar gelten.
Der sechste Indikator, die Market Volatility, hat den Volatilitätsindex VIX zur Grundlage. In Zeiten erhöhter Volatilität leitet man Furcht als treibende Marktkräfte ab. Nehmen die Turbulenzen ab, ordnet man das Sentiment als neutral oder gierig ein.
Der siebente und letzte Indikator, der Safe Haven Demand, extrahiert die Performance-Daten von US-amerikanischen Staatsanleihen, sogenannten Treasuries und vergleicht diese mit Aktien. Der Vergleichszeitraum beträgt 20 Tage. Bei einer Outperformance von Aktien gehen Beobachter von einem gierigen Markt aus. Schlagen Anleihen die Aktien, ist das Umfeld mit hoher Wahrscheinlichkeit ängstlich.
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