(K)ein Sommerloch

Es ist die Zeit im Jahr, der viele Börsianer aus Rendite-Sicht wenig abgewinnen können: der Sommer. Welche Chancen und Möglichkeiten die sonnigste Saison Anlegern bietet, ist Thema des heutigen Wissensbeitrags. 

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Saisonalität an der Börse 

Die Börse ist voll von Sprichwörtern, Binsenweisheiten und Beobachtungen, die die Annahme stützen, dass die Kapitalmärkte einem wiederkehrenden Rhythmus unterliegen: „Sell in May and go away, but remember to return in September“, „January Barometer“ oder „Santa Claus Rallye“. 

Die Essenz dieser und weiterer saisonaler Weisheiten lässt sich auf eine einfache, stark vergröbernde Formel herunterbrechen: Märkte performen besser im Winter, als sie es im Sommer tun. 

Obwohl diese Besonderheit des Jahreszyklus allen Marktteilnehmern hinreichend bekannt ist, erleben Anleger jedes Jahr dasselbe Phänomen: Die Börsen fallen in ein Sommerloch mit geringen Handelsvolumen, hoher Volatilität und starken Abverkäufen. 

Saisonalität im Chart 

Für den größten deutschen Aktienindex, den DAX, hat die Auswertung von Tagesrenditen auf Jahresbasis ein spannendes Muster freigelegt: Die Monate August und September zählen historisch gesehen zu den schwächsten Börsenperioden eines Jahres.  

Und historisch heißt: mehr als 60 Jahre deutscher Kapitalmarkt. Interessant ist darüber hinaus die Verlaufsstruktur: Typischerweise steigt der Markt im Januar dynamisch an, bis es im April zu einer ersten Verschnaufpause kommt. Nach der kurzfristigen Konsolidierung erholt sich der Markt nochmals im Juni und Juli. Nach dem Sommerloch im August und September folgt die Jahresendrallye. 

Saisonalität als Trade 

Im Jahr 2005 ersannen die Betreiber der Deutschen Börse eine Strategie, um sich die Saisonalität des DAX auf unkonventionelle Weise zunutze zu machen. Sie veröffentlichten den DAXplus-Seasonal Strategy Index.  

Die Idee: Wenn durchschnittlich zwei Monate im Jahr die gesamte Performance des DAX verhagelten, könnte man diese Korrekturphase doch einfach überspringen. In der Umsetzung bedeutet diese Überlegung, dass der Index nur 10 von 12 Monaten im deutschen Leitindex investiert ist. Zum 31. Juli werden die Werte eingefroren. Anleger und Index gehen gemeinsam in die Sommerpause. Ab dem 1. Oktober kehrt der Index zurück aufs Börsenparkett.  

Bilanziert man die letzten 20 Jahre, schneidet die Strategie stark ab. Im Schnitt konnte die saisonal bereinigte Variante des DAX den großen Bruder um den Faktor Vier schlagen. Dieses Vorgehen stellt also eine Möglichkeit dar, den Sommer an der Börse zu genießen – indem man geht.  

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