Der Sommer ist alles andere als eine ruhige Urlaubszeit für die internationalen Kapitalmärkte. Insbesondere der Monat August hält regelmäßig unangenehme Überraschungen bereit. Um einen Überblick zum Track-Record des Augusts zu erhalten, schauen wir heute in den Rückspiegel.
August 1978
Der erste Schock, der die internationalen Aktienmärkte erfasste, liegt inzwischen mehr als fünfzig Jahre zurück und hat es in sich. Am 15. August 1978 trat der US-amerikanische Präsident Richard Nixon vor die Kameras und erklärte seinen Bürgern, dass innerhalb einer Frist von 90 Tagen die Konvertibilität von Dollar zu Gold beendet sein werde.
Mit der Aufhebung dieser Bindung endete die Zeit der festen Wechselkurse abrupt und die wirtschaftliche Nachkriegsordnung von Bretton Woods erodierte. Das für uns heute selbstverständlich erscheinende System flexibler Wechselkurse verunsicherte die Marktteilnehmer und führte zu einem massiven Kapitalabzug an den Aktienmärkten.
August 1997
Mit dem Ende der bipolaren Weltordnung und dem Beginn der Globalisierung schien alles möglich. Im Juli und August 1997 verdichteten sich jedoch die Anzeichen, dass die neu gefeierten Helden des wirtschaftlichen Wachstums in Schwierigkeiten geraten könnten. Die sogenannten Tigerstaaten Indonesien, Malaysia, Philippinen, Südkorea und Thailand gaben nacheinander Probleme bekannt, die ihre Zahlungsfähigkeit betrafen.
Nationale Währungen wie die indonesischen Rupiah wurden vom US-Dollar entkoppelt und fielen zum Teil dramatisch. Internationale Rating-Agenturen setzten den Outlook auf negativ und die Regierungen verschiedener Tigerstaaten geben Garantie-Erklärungen ab, dass sie für eventuelle Zahlungsausfälle die Verantwortung übernehmen. Die Asienkrise war im vollen Gange und blieb doch nur eine Randnotiz für die amerikanischen und europäischen Aktienmärkte. Im Gegenteil: Der Dow Jones stieg auf ein Rekordhoch von 10.000 Punkten.
Das eigentliche Problem verbarg sich noch im Schatten glänzender Profite: Das Risikoprofil einer der größten amerikanischen Hedgefonds hatte sich durch die Asienkrise erheblich verschlechtert. Dies sollte ein Jahr später eine der größten Krisen an den internationalen Kapitalmärkten auslösen.
August 1998
War die Asienkrise zunächst regional begrenzt, veränderte die russische Währungskrise die Landkarte der Kapitalmärkte grundlegend. Nur wenige Monate nach dem Ausbruch der Asienkrise deutete sich im Herbst 1997 eine Wirtschaftskrise in Russland an. Das Vertrauen von Investoren bröckelte und der Kapitalabzug aus Aktien sowie Anleihen folgte. Dieser Herdentrieb setzte den starren Wechselkurs des Rubels unter Druck. Im August 1998 spitzte sich die Situation zu: Die Liquidität am Interbankenmarkt wurde knapp und der Ölpreis verfiel rapide. Der starre Wechselkurs war nicht mehr haltbar und musste aufgegeben werden. Der nunmehr frei floatende Rubel verlor massiv an Wert und löste ein Beben an der Börse aus.
Das Beben erreichte den amerikanischen Hedgefonds Long-Term-Capital Management. Dieser hatte sich u.a. mit russischen Anleihen verspekuliert, geriet in Schieflage und musste gerettet werden. Andernfalls drohte eine Kettenreaktion, das internationale Finanzsystem zu erschüttern. Am Ende stellte ein Konsortium aus 14 Großbanken und der Federal Reserve ein Rettungspaket zusammen. Darüber hinaus sah sich der damalige Chef der amerikanischen Zentralbank, Alan Greenspan, genötigt, den Leitzins um 25 Basispunkte abzusenken.
August 2007
Es ist wieder August. Dieses Mal stehen die faulen Kredite amerikanischer Immobilien im Fokus: Die Subprime-Hypothekenkrise bahnt sich ihren Weg an die Öffentlichkeit. Am 9. August springen die Zinsen für Interbankfinanzkredite sprunghaft an. Wenige Tage später, am 11. August, stellt die Europäische Zentralbank 150 Milliarden Euro bereit, um die Folgen der Krise abzufedern.
In den folgenden Wochen und Monaten schreiben eine Reihe amerikanischer Großbanken Kredite in Milliardenhöhe ab. Der erste Höhepunkt wird im September 2008 erreicht, als die traditionsreiche Großbank Lehman Brothers Insolvenz anmelden muss. Gleichzeitig gilt diese Bankenpleite als Auslöser für die globale Finanzkrise.
August 2011
Nur wenige Jahre, nachdem sich die Welt von der globalen Finanzkrise zaghaft erholt hatte, bereitete dieses Mal der europäische Kontinent Sorgen. Im Euroraum war es zu einer gefährlichen Staatsschuldenkrise gekommen. Im Zentrum der Krise stand die Schuldentragfähigkeit der südeuropäischen Länder Spanien, Griechenland und allen voran Italien.
Im Zuge der Krise kommunizierte der ehemalige Zentralbankchef Jean-Claude Trichet mit dem italienischen Ministerpräsidenten Silvio Berlusconi, um ein Reformprogramm auf den Weg zu bringen und den Euro zu stabilisieren. Für die europäischen Aktien- und Anleihenmärkte war diese Phase mit großer Unsicherheit und Verlusten verbunden.