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Steinhoff: Irres Wachstumstempo der Tochter Pepco

Simon Ruić / 22.04.22 / 16:41

Seitdem der Vergleichsprozess um den schweren Bilanzskandal von Steinhoff (WKN: A14XB9) im Januar beendet wurde, ist es still geworden um den Möbelkonzern. Nun hat die 78%-Tochter Pepco Group Halbjahreszahlen vorgelegt, die die Anlegerfantasien wieder neu befeuern könnten.

steinhoffinternational.com

Die Steinhoff International Holding ist ein weltweit tätiger Einzelhandelskonzern mit Sitz in Amsterdam und operative Zentrale in der südafrikanischen Metropole Johannesburg. Das 1964 vom deutschen Unternehmer Bruno Steinhoff gegründete Unternehmen beschäftigt rund 100.000 Mitarbeiter und war gemessen am Umsatz zeitweise der zweitgrößte Möbelhändler Europas. Der Börsenwert des Unternehmens ist derzeit auf 750 Millionen € taxiert.

Starkes Pepco-Wachstum besonders in Osteuropa

Pepco Group, die 78%-Tochter von Steinhoff, hat am Donnerstag ihre Zahlen für das erste Geschäftshalbjahr (per Ende März) vorgelegt. Kurzum: Starkes Wachstums und eine Beschleunigung des aggressiven Expansionskurses.

Der Konzernumsatz stieg zwischen Oktober und März gegenüber dem Vorjahreszeitraum um 17,3% auf knapp 2,4 Milliarden €. Als Wachstumstreiber erwies sich vor allem wieder das niedrigpreisige Sortiment der Pepco-Stores mit Schwerpunktmarkt in Osteuropa. Die Marke eröffnete in dem Zeitraum 202 neue Stores und generierte damit ein Gesamtwachstum von fast 29%. Aber auch Like-for-like (auf gleicher Verkaufsfläche) stiegen die Pepco-Einnahmen im ersten Halbjahr (+7,2%) und vor allem zweiten Quartal (+18,5%) kräftig. Im März dürften auch Millionen von ukrainischen Flüchtlingen die Nachfrage in den Billig-Läden verstärkt haben.

Mit der Pepco-Kette und dem hauptsächlich britischen Poundland-Segment eröffnete der Konzern insgesamt 235 neue Stores – und ist damit auf Kurs für das Ziel 400 Neueröffnungen im Gesamtjahr.  Neben der Verdichtung des Store-Netzes in Osteuropa strebt die Pepco-Gruppe in laufenden Geschäftsjahr an, die westeuropäischen Märkte weiter zu erobern. Dabei sollen erste Geschäfte auch in Deutschland, Frankreich, Portugal, Benelux und Griechenland eröffnen.

Den operativen Gewinn (EBITDA) in den vergangenen 6 Monaten schätzt der Konzern in einer Spanne von 342 bis 350 Millionen €. Sollte sich das wirtschaftliche Makro-Umfeld nicht weiter verschlechtern, liegt die Billig-Kette damit voll auf Kurs, die selbstgesteckte Jahresprognose zu erreichen.

Pepco plant 20.000 neue Stores

Das Expansionstempo hat sich in den vergangenen 12 Monaten noch einmal beschleunigt. Beim Börsengang der Steinhoff-Tochter vor knapp einem Jahr hatte die Gruppe für die kommenden 10 Jahre noch 11.200 Neueröffnungen geplant. Mittlerweile spricht das Management von über 20.000 neuen Stores. Auch das EBITDA plant Pepco in absehbarer Zeit von rund 650 Millionen € im vergangenen Geschäftsjahr auf über eine Milliarde € zu schrauben.

Die relativ geringen Investitionskosten der einfach eingerichteten Stores sollen diesen Spagat möglich machen. So ist die Steinhoff-Tochter Firmenangeben zufolge in der Lage, die Aufwendungen für die Einrichtung eines neuen Geschäfts innerhalb von 18 bis 25 Monate zu amortisieren.

Pepco hat sich somit zu einer wahren Wachstumsperle im Steinhoff-Konzern gemausert. Vom derzeitigen Kursniveau an der Warschauer Heimatbörse bei 42 PLZ hat die Aktie reichlich Aufwärtspotenzial. So liegt das durchschnittliche Kursziel der 8 gecoverten Analysten bei rund 60 PLZ – mit einer recht engen Bandbreite von 55 bis 63,50 PLZ.

Steinhoff: Wieder ein ernsthaftes Investment?

Während die 78%-Beteiligung Pepco für Steinhoff starke Aussichten bietet, hat der südafrikanische Konzern weiterhin alle Hände voll zu tun, die immense Verschuldung und Zinslast zu senken. So liegen die Kapitalkosten für die Altlasten bei jährlich rund einer Milliarde €.

Gut vier Jahre ist es mittlerweile her, dass Steinhoff von einem schweren Bilanzskandal erschüttert wurde. Nachdem ein südafrikanisches Gericht im Januar das Vergleichsangebot des Konzerns im dritten Versuch angenommen hat, können für die Gläubiger und Investoren bald tatsächlich Entschädigungen fließen. Immerhin herrscht in dieser Angelegenheit nun Gewissheit.

Für ein ernsthaftes Investment bei Steinhoff ist es aus meiner Sicht jedoch noch zu früh. Es dürften noch einige Jahre ins Land ziehen, bis der einstige Vorzeigekonzern wieder annähernd zu altem Glanz finden kann. Als Zockerpapier eignet sich der Titel jedoch weiterhin allemal.

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