Nio-Aktie: Das sollen gute Nachrichten sein?

06.12.23 um 11:04

Nachdem die Nio-Aktie (WKN: A2N4PC) Ende vergangener Woche auf ein neues 3-Jahrestief gefallen war, konnte sie zum Wochenauftakt am Montag und am Dienstag leicht zulegen. Gibt es gute Nachrichten vom chinesischen E-Autobauer?

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ℹ️ Nio vorgestellt

Nio ist ein 2014 gegründetes chinesisches Elektroauto-Startup mit Sitz in Shanghai. Der Autobauer fokussiert sich derzeit auf die Herstellung von E-Autos der Mittel- und Oberklasse. Besonderheit von Nio ist das Angebot von Batteriewechselstationen, an denen Nio-Fahrer ihre Akkus innerhalb von Minuten automatisch tauschen lassen können. Der Konzern ist derzeit an der Börse mit rund 12,4 Milliarden US$ bewertet.

Umsatz enttäuschend, Gewinn überzeugend

Nio präsentierte am Dienstag die Zahlen für das abgelaufene dritte Quartal, und die hinterlassen ein gemischtes Bild. Während die Chinesen beim Gewinn überzeugten, enttäuschten sie beim Umsatz. Doch der Reihe nach:

Im letzten Vierteljahr steigerte Nio seinen Umsatz gegenüber dem Vorjahr um 47% auf 19,1 Milliarden Yuan (2,7 Milliarden US$). Analysten hatten sich mit einem Wert von 19,4 Milliarden Yuan allerdings etwas mehr erwartet.

Deutlich verbessert zeigt sich das Ergebnis von Nio. Aufgrund starker Kostensenkungsmaßnahmen fiel der Verlust je Aktie mit 2,67 Yuan deutlich niedriger als die vom Markt erwarteten 2,91 Yuan aus.

Der chinesische E-Autohersteller hat im November nicht weniger als 10% seiner Belegschaft entlassen, um im extrem umkämpften chinesischen Markt überleben zu können. Auch Nio musste auf die von Tesla ausgelöste Rabattschlacht auf seinem Heimatmarkt mit Preissenkungen reagieren. Die Bruttomarge zeigt die Folgen dieser Preispolitik. Sie fiel im Vergleich von 13,3% im Vergleichszeitraum des Vorjahres auf 8,0% im abgelaufenen Quartal.

Ebenfalls enttäuschend fiel die Umsatzprognose für das laufende vierte Quartal aus. Das Nio-Management rechnet mit Umsätzen in einer Spanne von 16,1 bis 16,7 Milliarden Yuan. Das entspricht einer Wachstumsrate gegenüber dem Vorjahr von nur 0,1 bis 4,0%. Die Analystenerwartung lag mit einem Quartalsumsatz von 22,4 Milliarden Yuan erheblich darüber.

Die kommenden Tagen werden entscheidend

Das Chartbild der Nio-Aktie ist immer noch sehr düster. Seit dem Jahreshoch Anfang August hat sich der Kurs des Autotitels mehr als halbiert. Einen Boden hat die Aktie bislang noch nicht gefunden.

Die nächsten Tage werden charttechnisch entscheidend. Sollte es Nio gelingen, seinen leichten Aufwärtstrend fortzusetzen, könnte es der Beginn einer Erholung sein.

Man muss sich Sorgen machen

Ich glaube allerdings nicht an eine Erholung. Wieso die Nio-Aktie auf diese Quartalszahlen und diese Prognose mit einem Kursgewinn reagiert, ist mir völlig schleierhaft. Die Umsatzprognose für das laufende Quartal bedeutet schlichtweg, dass das Unternehmen nicht mehr wächst. Für einen jungen Autohersteller eine desaströse Nachricht.

Hinzu kommt die Entwicklung der Bruttomarge. Ein Wert von 8% ist miserabel und langfristig nicht wettbewerbsfähig. Elon Musk hat mit seinen Rabattschlachten in China offenbar die richtige Preispolitik gefunden. Er zwingt die jungen chinesischen Autohersteller zu anhaltenden Verlusten. Es stellt sich die Frage, wie lange die Investoren dabei zusehen werden.

Für mich ist die Nio-Aktie absolut keine Kaufempfehlung. Die Umsatz- und Margenentwicklung sollten jedem Anleger die Sorgenfalten auf die Stirn treiben. Nio generiert derzeit kein Wachstum und verdient auch kein Geld.

Um es klar zu machen: Es geht hier nicht nur um reine Quartalszahlen, sondern schlichtweg um das Überleben einiger Autohersteller. Experten gehen in den kommenden Jahren von einer massiven Bereinigung des globalen Automarkts aus. Ich habe meine (berechtigten) Zweifel, ob es die Marke „Nio“ in einigen Jahren noch geben wird.

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