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Nio-Aktie: -17%: Einstiegschance nutzen?

Simon Ruić / 21.09.23 / 13:13

Die Nio-Aktie (WKN: A2N4PC) ist am Dienstag um -17% abgestürzt. Der Autobauer hat die Ausgabe von Wandelanleihen in hohem Umfang gestartet. Anleger befürchten nun Verwässerungen und sorgen sich um die Finanzlage des Start-ups. Eine Kaufgelegenheit?

stock.adobe.com/Mike Mareen

ℹ️ Nio vorgestellt

Mit einer ungewöhnlichen Marketing-Strategie und dem Alleinstellungsmerkmal des Batterie-Tausch-Prinzips hat Nio sich im chinesischen E-Auto-Premium-Segment in wenigen Jahren eindrucksvoll etabliert. An der Börse hat das Unternehmen derzeit einen Wert von knapp 15,5 Milliarden US$.

Anleger entsetzt von Finanzierungsmaßnahme

Die Nio-Aktien sind am Dienstag um mehr als -17% in den Keller gerauscht, nachdem der Hersteller angekündigt hat, Wandelanleihen in Höhe von einer Milliarde US$ anzubieten. Das entspricht mehr als 5% der aktuellen Marktkapitalisierung.

Angesichts der überraschend radikalen Finanzierungsmaßnahme machen sich Anleger Sorgen um die Zukunft des Unternehmens. Unter bestimmten Bedingungen kann die Maßnahme jedoch auch zu einem wichtigen Schritt in Richtung langfristiger finanzieller Stabilität werden. Zunächst jedoch zu den Details.

+30% Wandlungsprämie auf den letzten Schlusskurs

Eine Hälfte der Wandelschuldverschreibungen, die Nio verkauft, wird im Jahr 2029 fällig, die andere Hälfte im Jahr 2030. Beide Anleihen sind mit bestimmten Bedingungen verbunden, einschließlich Zins- und Umwandlungssätzen, die es den Anleihegläubigern ermöglicht, ihre Anleihen zu einem vorher festgelegten Preis in American Depositary Shares (ADS) von Nio umzuwandeln.

Der anfängliche Wandlungspreis der Anleihen beträgt etwa 11,12 US$ je Aktie, was einer Umtauschprämie von etwa +30% über dem Schlusskurs der ADS am 19. September entspricht.

Gesamtschuldlast soll verringert werden

Die Anleihe 2029 wird mit einem Zinssatz von 3,875% pro Jahr verzinst und ist halbjährlich nachträglich am 15. April und 15. Oktober eines jeden Jahres, beginnend am 15. April 2024, zahlbar. Die 2030er Anleihen haben hingegen einen Zinssatz von 4,625%.

Die Emission plant das Unternehmen am Freitag abzuschließen. Die Erlöse will Nio eigenen Angaben nach zum einen für den Rückkauf eines Teils seiner bestehenden Schuldtitel verwenden, darunter die 2026 fällige 0%-Wandelanleihe und die 2027 fällige 0,5%-Verschreibung. Zum anderen soll das Geld in die Stärkung der Bilanzposition und in allgemeine Unternehmenszwecke fließen.

Hybride Anleihenstruktur gibt Nio und seinen Gläubigern Flexibilität

Was für bestehende Aktionäre problematisch ist: Wenn sich die Aktie gut entwickelt und den Umwandlungspreis übersteigt, können sich die Anleihegläubiger für die Umwandlung ihrer Anleihen in Aktien entscheiden, was sich verwässernd auswirken würde. Im Fall einer schwachen Kursperformance werden es die Anleihegläubiger aber eher vorziehen, die Anleihen zu behalten und die versprochenen Zinszahlungen zu erhalten.

Für das Unternehmen selbst ist diese hybride Struktur bei der Verwaltung der Kapitalstruktur von Vorteil und bietet gleichzeitig den Anleihegläubigern Flexibilität.

Operativer Turnaround mit starkem Liefervolumen

Abgesehen von der Verwässerungsgefahr für Aktionäre darf man die Tatsache, dass Nio seine Gesamtschuldenlast verringern will, als ein positives Signal deuten. Die möglichen Zinszahlungen können sich während der Anleihen-Laufzeit natürlich auch negativ auf den Cashflow und die Rentabilität des E-Auto-Start-up auswirken. Entscheidender ist hier jedoch die operative Leistung und das Kostenmanagement, und hier haben die Chinesen nach einem schwachen Jahresstart in den letzten Monaten beeindruckende Fortschritte gemacht.

Zu nennen ist das bemerkenswerte Auslieferungswachstum in den vergangenen beiden Monaten. So stellte Nio im Juli mit knapp 20.500 Einheiten einen neuen Rekord ein und sicherte sich im chinesischen Premium-Segment einen Marktanteil von stolzen 59%. Im August gingen rund 19.300 weitere Fahrzeuge an die Kunden.

Modellvielfalt zahlt sich aus

Die wachsenden Marktpräsenz und die robuste Verbrauchernachfrage hat Nio insbesondere wohl seiner oft kritisierten Produktdiversifizierungs-Strategie zu verdanken. Seit Juni hat der Hersteller gleich mehrere neue SUV und Limousinen auf den Markt gebraucht, die allesamt gut ankommen.

Für den laufenden Monat ist die Markteinführung zweier weiterer Modelle geplant, womit die Umstellung auf die NT2-Plattform abgeschlossen sein wird. Mit acht verschiedenen Modellen ist NIO gut positioniert, um die vielfältigen Bedürfnisse der Nutzer des Premiumsegments zu erfüllen und ein beständiges Lieferwachstum zu gewährleisten.

Branchenführend bei autonomem Fahren und beim Batterietausch

Darüber hinaus hat Nio in erheblichem Umfang in Technologien für unterstütztes und autonomes Fahren investiert, was zu einer starken Nutzerbindung geführt hat. Mehr als 100.000 Kunden haben den Service aktiviert und nutzen ihn regelmäßig. Damit steht das junge Start-up in der Branche an der Spitze des technologischen Fortschritts.

Grundsätzlich hat Nio mit seinem weltweit größten Tauschnetz von 1.747 installierten Power-Swap-Stationen zudem einen möglicherweise wesentlichen Wettbewerbsvorteil bereits in der Tasche. Auch bei der Ladeinfrastruktur ist das Unternehmen in China branchenführend mit den meisten öffentlichen Ladestationen.

Kaufpreise für Anleger

Ich muss sagen, dass sich meine Bedenken, die ich Anfang des Jahres noch hinsichtlich der Nio-Aktie hatte, allmählich in Luft auflösen. Sollte Nio sein monatliches Liefervolumen stabilisieren, ist das Unternehmen dank seiner Investitionen in autonomes Fahren und seiner branchenführenden Batterie-Tausch- und Lade-Infrastruktur in China bestens positioniert für den langfristigen Erfolg auf dem E-Auto-Markt.

Aus meiner Sicht bieten Kurse unter 9 US$ einen guten Einstiegspunkt für ein Investment bei Chinas innovativstem Premium-Hesteller.

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