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Petrobras-Aktie: Politische Ränkespiele belasten

Frank Giarra / 17.04.24 / 9:51

Trotz relativ hoher Ölpreise tritt die Aktie von Petrobras (WKN: 932443) bei aktuell 15,65 US$ auf der Stelle und notiert auf Jahressicht sogar 2% im Minus. Im März belastete eine „Dividenden-Krise“ das Papier. Was lässt derzeit Käufer zögern? Und hat die Aktie Aufholpotenzial?

stock.adobe.com/Joa Souza

ℹ️ Petrobras vorgestellt

  • Petrobras ist ein brasilianisches Erdölunternehmen, das in sämtlichen Bereichen der Energieerzeugung tätig ist. Es erforscht, fördert, raffiniert, handelt und transportiert Erdöl, Ölprodukte, Erdgas und andere Kohlenwasserstoffe.
  • Die Firma ist auch in der Petrochemie aktiv, verarbeitet Rohstoffe für die Industrie und strebt nach neuen Technologien. Petrobras engagiert sich ebenfalls in Biokraftstoffen und erneuerbaren Energien, mit einem eigenen Windpark und Forschung in Biodiesel und Ethanol.
  • Das Unternehmen besitzt ein Netzwerk von Pipelines, Öltankern und Terminals für den Rohstofftransport.
  • Der Börsenwert beläuft sich auf rund 100,28 Milliarden US$.

Wackelt der Stuhl von CEO Prates?

„Petrobras-CEO bleibt vorerst an der Spitze“, meldete vor einer Woche die Nachrichtenagentur MT Newswires. Unter Bezugnahme auf Bloomberg hieß es, „die regierungsinternen Auseinandersetzungen um den Chef des Unternehmens“ hätten sich abgekühlt. Was ist da los?

Die Diskussionen sind Mitte März entbrannt, nachdem CEO Jean Paul Prates neben der Ausschüttung der regulären Dividende eine Sonderdividende vorgeschlagen hatte. Dies wurde von den Petrobras-Vorstandsmitgliedern der Regierung jedoch abgelehnt, woraufhin die Aktie um -10% abstürzte. Insbesondere der brasilianische Minister für Bergbau und Energie, Alexandre Silveira, stellte sich gegen die Pläne von Prates. Silveira hielt es für wichtiger, dass der Ölriese die seiner Ansicht nach zu hohen Kraftstoffpreise begrenzt und mehr investiert, anstatt höhere Dividenden auszuschütten.

Anfang April hieß es dann in einem Bericht der Zeitung O Globo, die Mitglieder der Regierung hätten sich darauf geeinigt, dass der staatliche Ölkonzern Sonderdividenden zahlen solle. Das müsse aber noch vom Präsidenten Luiz Inacio Lula da Silva und dem Verwaltungsrat genehmigt werden. Eine endgültige Entscheidung über die Sonderdividende steht mithin noch aus.

Es rumort im Vorstand

Dafür machen seit einigen Tagen Meldungen die Runde, denen zufolge Vorstandsmitglieder der Ölgesellschaft suspendiert wurden. So teilte Petrobras am 9. April mit, das 21. Bundesgericht von São Paulo habe vorsorglich entschieden, Vorstand Sergio Machado Rezende aus dieser Position zu entlassen. Hintergrund sei die angebliche Nichteinhaltung der Anforderungen der Satzung des Unternehmens bei der Ernennung von Rezende. Es gebe einen angeblichen Interessenkonflikt im Zusammenhang mit seiner Position im Energieministerium.

Das gleiche Schauspiel gab es zwei Tage später, am 11. April, bei Vorstand Pietro Adamo Sampaio Mendes zu bestaunen, der ebenfalls suspendiert wurde. Schließlich gab es am Dienstag dann wieder Entwarnung: Petrobras ließ verlauten, ein höheres Gericht habe Mendes wieder eingesetzt.

Letztlich zeigen diese Ereignisse vor allem eines: Hinter den Kulissen wird mit harten Bandagen um die Ausrichtung des Konzerns gefochten. Und sie belegen die starke politische Einflussnahme, die von der linksgerichteten Regierung ausgeübt wird – was Aktionäre überhaupt nicht mögen.

Geschäftlich gut unterwegs

Die zuletzt vermeldeten Geschäftsergebnisse für das vierte Quartal zeigen, dass es diesbezüglich bei Petrobras keinen Grund zur Besorgnis gibt. Zwar wurde ein geringerer Umsatz von 134,3 Milliarden Real (27,21 Milliarden US$) im Vergleich zum Vorjahr vermeldet, das war allerdings genau so erwartet und prognostiziert worden.

Beim Nettogewinn von 41 Milliarden Real (8,31 Milliarden US$) übertraf Petrobras sogar deutlich die Erwartung der Analysten, die nur mit 35,3 Milliarden Real gerechnet hatten. Wobei auch hier das Ergebnis um 6,3% unter dem des (exorbitanten) Vorjahres lag.

Aktie bleibt günstig

Lässt man das politische Gezerre außer Acht und konzentriert sich auf die fundamentalen Fakten, dann ist festzustellen: Die Petrobras-Aktie ist mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) von 4,56 sehr günstig bewertet, vor allem im Vergleich zu den anderen großen Ölkonzernen der Welt, etwa BP oder Shell.

Die Ölpreise sind hoch und werden es wohl vorerst auch bleiben, wenn man die Förderkürzungen der OPEC+ betrachtet und zudem noch den Nahost-Konflikt, sodass die Brasilianer weiter gute Geschäfte machen werden.

Die Petrobras-Aktie ist damit meiner Meinung nach ein attraktiver Dividendentitel und hat darüber hinaus jetzt Kurspotenzial. Denn bekanntlich haben politische Börsen kurze Beine. Schließlich ist die brasilianische Regierung selbst in höchstem Maß auf ihren Goldesel angewiesen. 

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