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Petrobras-Aktie: Gezerre um die Sonderdividende

Frank Giarra / 13.03.24 / 9:49

Ein Possenspiel der besonderen Art gibt es derzeit bei der Aktie von Petrobras (WKN: 932443) zu bestaunen. Von einer „Dividenden-Krise“ ist die Rede, nachdem der Konzern seine Quartals- und Jahresergebnisse mit einer scheinbar gekürzten Dividende präsentiert hatte und das Papier abgestürzt war. Dann trat allerdings die brasilianische Regierung erneut auf den Plan. Jeder Anleger fragt sich: Was ist hier los?

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ℹ️ Petrobras vorgestellt

  • Petrobras ist ein brasilianisches Erdölunternehmen, das in sämtlichen Bereichen der Energieerzeugung tätig ist. Es erforscht, fördert, raffiniert, handelt und transportiert Erdöl, Ölprodukte, Erdgas und andere Kohlenwasserstoffe.
  • Die Firma ist auch in der Petrochemie aktiv, verarbeitet Rohstoffe für die Industrie und strebt nach neuen Technologien. Petrobras engagiert sich ebenfalls in Biokraftstoffen und erneuerbaren Energien, mit einem eigenen Windpark und Forschung in Biodiesel und Ethanol.
  • Das Unternehmen besitzt ein Netzwerk von Pipelines, Öltankern und Terminals für den Rohstofftransport.
  • Der Börsenwert beläuft sich auf rund 97,47 Milliarden US$.

Politisches Possenspiel

Derzeit überschlagen sich täglich neue Meldungen über den brasilianischen Öl-Riesen Petrobras. Mal heißt es, es gebe dieses Jahr keine Sonderdividende für die Aktionäre. Dann melden sich diverse Minister der brasilianischen Regierung zu Wort und lassen verlauten, das Wirtschaftsteam der Regierung habe die Zahlung der Sonderausschüttung doch unterstützt.

Schließlich tritt auch noch Staatspräsident Luiz Inacio Lula da Silva auf den Plan. In einem Fernsehinterview fordert er am Montag die staatliche Ölgesellschaft auf, weniger Dividenden auszuschütten. Begründung: Es müsse mehr investiert werden, denn nicht die Rendite für Petrobras-Aktionäre, sondern die Schaffung von Arbeitsplätzen müsse im Vordergrund stehen.

Schließlich bestellt Lula Petrobras-CEO Jean Paul Prates zum Gespräch in den Präsidentenpalast ein. Offenbar mit dem Ziel, den widerspenstigen Prates zur Räson zu rufen. Dieser hatte nämlich verlauten lassen, er halte eine Sonderdividende im April durchaus für möglich. Hierzu muss man wissen, dass der brasilianische Staatspräsident laut Meinungsumfragen aktuell nicht sonderlich beliebt beim Volk ist. Er will sich also anscheinend als starker Mann präsentieren.

Wie dieses politische Possenspiel am Ende ausgehen wird, ist derzeit ungewiss. Fakt ist: Das für die Ausschüttung einer Sonderdividende vorgesehene Geld kann der Konzern aus rechtlichen Gründen gar nicht für anderweitige Investitionen einsetzen. Insofern gibt es eine gute Chance, dass Aktionäre doch noch in den Genuss der Sonderdividende kommen könnten.

Geschäftlich läuft es rund

Ausweislich der vermeldeten Zahlen läuft es geschäftlich rund bei Petrobras. Der Umsatz ging im vierten Quartal zwar von 134,3 Milliarden Real (27,21 Milliarden US$) im Vergleich zum Vorjahr um 15,3% zurück, doch das war nach dem Rekordjahr 2022 mit exorbitant hohen Gas- und Öl-Preisen infolge des Ausbruchs des Ukraine-Krieges auch nicht anders zu erwarten.

Der Nettogewinn von 41 Milliarden Real (8,31 Milliarden US$) übertraf deutlich die Erwartung der Analysten, die nur 35,3 Milliarden Real auf dem Zettel hatten. Im Vergleich zum Vorjahr lag das Ergebnis um 6,3% niedriger.

Das vorgelegte Jahresergebnis enthielt ebenfalls keine großen Überraschungen. Der Umsatz von 136 Milliarden Real (27,56 Milliarden US$) übertraf den Analystenkonsens von 125 Milliarden Real deutlich. Im Vergleich zu 2022 ging er um 24,2% zurück.

Sehr günstig bewertet

Nach dem exorbitanten Kurssturz von -11% vergangenen Freitag ist die Petrobras-Aktie charttechnisch angeschlagen. Im Prinzip ist sie derzeit kaum zu beurteilen, pendelt sie doch je nach Meldungslage rauf und runter. So hat sie am Dienstag um +3% zugelegt, nur weil es geheißen hatte, es könne doch eine Sonderdividende geben.

Fakt ist: Die Petrobras-Aktie ist nach dem Absturz, den sie nur zu einem kleinen Teil wettgemacht hat, grandios günstig bewertet mit einem KGV von 3,8, wesentlich günstiger als andere große Ölkonzerne wie BP oder Shell. Die Ölpreise zeigen sich stabil und werden es bleiben, nachdem die OPEC ihre Förderkürzungen für die nächsten Monate verlängert hat.

Einen Punkt gibt es allerdings, der mich massiv stört: Das aktuelle Gezerre um die Sonderdividende zeigt deutlich auf, dass hier nicht mehr die Interessen der Aktionäre im Vordergrund stehen, sondern politische Interessen. Schon die Senkung der Ausschüttungsquote von 60% auf 45% hatte die geänderte Dividendenpolitik angezeigt, das setzt sich aktuell fort.

Zwar kann man mit der Petrobras-Aktie aus meiner Sicht nichts falsch machen und sie bleibt ein attraktiver Dividendentitel. Aber ein so grandioses Dividendenjuwel wie in der Vergangenheit ist sie leider nicht mehr.

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