PayPal: Warum die Aktie jetzt Fahrt aufnimmt

28.03.24 um 11:31

Die PayPal-Aktie (WKN: A14R7U) hat diese Woche erneut ein technisches Kaufsignal ausgelöst. Derweil bringt das Management um CEO Chriss ein bemerkenswert großes Opfer bei der Rentabilität, um Marktanteile gegen die erstarkte Konkurrenz zu behaupten. Je deutlicher die Effekte dieser Maßnahmen werden, desto mehr wird die Kauflust der Anleger zurückkehren.

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ℹ️ PayPal vorgestellt

  • PayPal betreibt den weltweit bekanntesten Online-Bezahldienste. Im letzten Quartal nutzten über 430 Millionen Verbraucher weltweit den Service für Online-Überweisungen und die Bezahlung von Rechnungen im Internet.
  • Das Unternehmen mit Sitz in San José im US-Bundesstaat Kalifornien ist Teil des Nasdaq 100 und des S&P 500 Index.
  • PayPal hat einen aktuellen Börsenwert von ca. 71 Milliarden US$.

Eine neue Woche, ein neues Kaufsignal

Chart-Analyse ist nicht das Steckenpferd jedes Anlegers, sodass technische Kauf- und Verkaufssignale nicht immer die Beachtung finden, die sie vielleicht verdienen. So war es jedenfalls vor gut zwei Wochen, als die PayPal-Aktie die 200-Tage-Linie von unten durchbrach und seitdem +12% weiter hinaufmarschiert ist.

Diese Woche hat der Nasdaq-Titel Händlern erneut einen Hinweis geliefert zuzugreifen: Mit der Notiz über 66 US$ ist ein neues 6-Monats-Hoch erreicht worden. Im vergangenen August war der Payment-Anbieter unter diese Marke, nachdem er im Rahmen der Halbjahreszahlen rückläufige Kunden-Accounts gemeldet hatte. Seitdem hatte der US-Konzern mit der Sorge der Anleger um sinkende Gewinnspannen und schrumpfender Nutzerbasis zu kämpfen.

Die robuste Aufwärtsdynamik des Papiers seit Anfang März macht jedoch deutlich, dass Investoren die enttäuschenden Prognosen für 2024 allmählich überwunden haben. Meiner Einschätzung nach hat der Markt aber noch nicht im vollen Umfang erkannt, wie das neue Management um CEO Alex Chriss die Kernprobleme angeht.

Großes Margen-Opfer für die langfristige Sicherung der Marktanteile

Die strategische Neuausrichtung beim Produktmix ist bei PayPal der Schlüssel für langfristig starke Wachstumsaussichten.

Zwischen 2021 und heute hat sich die Verteilung vom Transaktionsvolumen des US-Konzerns signifikant verschoben. Eine offensichtliche Reaktion auf Markttrends und den erstarkten Wettbewerb, insbesondere durch Apple Pay und Google Pay.

Demnach sank der Anteil des PayPal-gebrandeten Checkouts am Gesamtvolumen des Unternehmens von 33 auf 29%, was die Abhängigkeit von einem einzigen Dienst ein Stück weit verringert. Auf der anderen Seite stieg der Anteil der ungebrandeten Verarbeitung von 24 auf 35%, was auf veränderte Verbraucherpräferenzen zurückzuführen ist, aber auch auf den Versuch, Marktanteile zu behaupten.

Bemerkenswert dabei ist, dass das Management mit diesem Schachzug deutlich geringere Gewinnspannen in Kauf nimmt. Es besteht ein signifikantes Rentabilitäts-Gefälle zwischen den beiden Segmenten: Die Überschüsse, die der Payment-Anbieter mit 100 US$ an Marken-gebundenen Transaktionen macht, entsprechen jenen, die mit 1.000 US$ an ungebrandeten Geschäften gemacht werden.

Diese Diskrepanz macht deutlich, wie tiefgreifend der strategische Schwenk ist, zu dem die Kalifornier aufgrund des erstarkten Wettbewerbs offenbar gezwungen fühlen. Man ist demnach eisern bestrebt, seinen Marktanteil auszubauen, auch wenn das kurzfristig zu deutlichen Margen-Rückgängen führt und möglicherweise auch zu weniger aktiven Nutzern.

Erste Effekte des Kostensenkungsprogramms

Auf der anderen Seite plant PayPal, die negativen Auswirkungen der Übergangsphase mit Kostensenkungs-Initiativen auszugleichen, einschließlich Stellenabbau und der Einführung neuer KI-Technologien. Nachdem schon im vergangenen Jahr 7% der Belegschaft gekündigt wurden, müssen bald weitere 9% der Mitarbeiter ihren Hut nehmen.

Die Kostensenkungsmaßnahmen tragen bereits Früchte, wie das Betriebsergebnis im vierten Quartal 2023 gezeigt hat, das um 11% auf 1,9 Mrd. US$ stieg. Gegenüber dem Vorjahreszeitraum profitierte das Unternehmen auch von einem 15%igen Anstieg des gesamten Zahlungsvolumens, blieb damit aber unter den Wachstumsraten des Gesamtmarkts.

Zuversicht kehrt zurück

PayPal ist längst nicht mehr das absolut dominante digitale Zahlungssystem der westlichen Welt und wird zu den traumhaften Wachstumszahlen während der Pandemie, als die Bruttomargen auf 56% stiegen, wohl nie wieder zurückkehren.

Als der durch Covid-19 ausgelöste Boom abebbte und der Wettbewerb zunahm, ist die Zuversicht von Investoren immer weiter geschwunden. In 3 Jahren sackte die PayPal-Aktie um -70% ab.

Auch wenn die alten Höhen des Nasdaq-Titel vorerst unerreicht bleiben werden, so zeigt der jüngste Aufschwung, dass der Markt die neuen Strategien zur Verbesserung der langfristigen Aussichten zur Kenntnis nimmt.

Hinzu kommt: Ein Risiko besteht bei einem Investment in die PayPal-Aktie derzeit kaum. Die nach wie vor starke Marktposition und das üppige Cash-Polster bilden ein Auffangnetz. Währenddessen tragen die Maßnahmen von CEO Chriss, die Wettbewerbsposition zu halten und gleichzeitig schlanker und kosteneffizienter zu werden, erste Früchte und treiben die Kauflust der Anleger weiter an.

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Interessenkonflikt: Mitarbeiter von sharedeals.de halten Aktien des besprochenen Unternehmens PayPal. Somit besteht konkret und eindeutig ein Interessenkonflikt. Sie beabsichtigen, die Aktien – je nach Marktsituation auch kurzfristig – zu kaufen oder zu veräußern, und könnten dabei von erhöhter Handelsliquidität profitieren.

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