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Deutsche Bank: Überraschender Gewinn, wird jetzt alles gut?

Marco Messina / 04.02.21 / 15:44

Positive Nachrichten für Deutsche-Bank-Aktionäre (WKN: 514000): Erstmals seit 2014 hat der Branchenprimus einen Gewinn eingefahren. Doch wie hoch ist der Preis, der dafür bezahlt wurde?

Nach fünf Jahren mit roten Vorzeichen kann das Bankinstitut seinen Aktionären endlich wieder einmal einen Gewinn präsentieren. Nach Steuern und Zinszahlungen auf Nachranganleihen bleibt im Coronajahr unterm Strich ein Gewinn in Höhe von 113 Millionen Euro übrig. Vor Steuern lag der Gewinn sogar bei einer beachtlichen Milliarde. Noch im Vorjahr drückten insbesondere Restrukturierungskosten und Rückstellungen die Deutsche Bank in einen Verlust von -2,6 Milliarden Euro.

So kommt es, wie es kommen muss, wenn man in den Türmen überraschend positive Zahlen vermelden kann. Kaum verdient das Institut einmal wieder Geld, schmiedet der Vorstand schon wieder große Ziele für die nächsten Jahre.

Wir sind nachhaltig profitabel und zuversichtlich, dass der insgesamt positive Trend 2021 auch in diesen schwierigen Zeiten anhält (…) Mit dem Ergebnis des vergangenen Jahres seien die eigenen Erwartungen übertroffen worden,

gibt sich Bankchef Christian Sewing zuversichtlich bei seinem Ausblick auf das laufende Geschäftsjahr.

Das klingt doch richtig gut, mag der eine oder andere Leser meinen. Aber nachhaltig profitabel ist in meinen Augen nicht unbedingt die volle Wahrheit, wie ich Dir nach einem Blick in die vermeldeten Zahlen kurz erläutern möchte.

Zahlen nur auf den ersten Blick positiv

Ich kann nämlich die Zuversicht von Sewing nur damit begründen, dass er davon ausgeht, dass die Krise noch lange anhält. Nicht unbedingt eine schöne Aussicht, aber nun dann werden die Zentralbanken weiterhin mit billigem Geld um sich schmeißen und Anleihen aufkaufen.

Im Privat- und Geschäftskundensektor gewinnt die Deutsche Bank nämlich derzeit keinen Blumentopf mehr. Das Filialnetz wird weiter ausgedünnt und verkaufsstarke Mitarbeiter wechseln zu Beratungsinstituten. Das margenstarke Beratungsgeschäft wird immer mehr von mobilen Finanzvermittlern vorgenommen.

Der rasante Personalabbau kostet viel Geld und für den coronabedingten Ausfall klammer Kreditnehmer wurden 1,8 Milliarden Euro zurückgestellt. Ob diese Summe ausreicht, werden wir in einem Jahr sehen. Gefühlt ist diese Summe für mich viel zu gering.

Für einen institutionellen Kunden habe ich nunmehr ganze zwei Wochen benötigt, bis eine einfache Nummer vorgemerkt war, um Wertpapiergeschäfte zu tätigen. Die Legal Entity Identifier, kurz LEI genannt, die Gesellschaften benötigen um Finanztransaktionen zu tätigen, hat die IT wohl so gefordert, dass das Bankinstitut satte 14 Tage für die technische Vormerkung benötigt hat.

Zwei Wochen sind im heutigen digitalen Zeitalter eine halbe Ewigkeit. Das Institut ist in diesem Marktumfeld bei solchen Abläufen einfach nicht mehr wettbewerbsfähig.

Ist der Gewinn wirklich nachhaltig?

Obwohl das Investmentbanking weniger Bedeutung einnehmen sollte, ist es nahezu nur dieser Sparte zu verdanken, dass der erste Unternehmensgewinn seit 2014 ausgewiesen werden kann.

Lukrative Beratung bei Anleiheemissionen und Börsengängen, so wie beim heutigen Börsenneuling Auto1, haben die Kassen gefüllt. Insbesondere das Geschäft mit Anleiheemissionen boomt im aktuellen Marktumfeld.

Die Investmentbanker konnten demnach Anleihen im Umfang von 1,7 Billionen Euro platzieren. Diese Summe ist ein absoluter Rekord und entspricht einem Anstieg von 43 Prozent gegenüber dem Vorjahr.

Durch dieses massive Auftragsvolumen konnte die Investmentbanksparte mit rund 9,3 Milliarden Euro Einnahmen maßgeblich zum guten Geschäftsjahr beitragen. Ob 2021 für IPOs und Anleiheemissionen ein ebenso lukratives Jahr sein kann, wird sich erst noch zeigen müssen. Von Nachhaltigkeit, wie der CEO heute zitiert wird, kann bei der Ergebniszusammenstellung eigentlich überhaupt keine Rede sein.

Die hausgemachten Probleme sind bei Weitem noch nicht ausgestanden. Ganz im Gegenteil, ich sehe eher erhebliche Risiken. Die IT ist weiterhin im Steinzeitalter, im Wertpapiergeschäft hat man den Wandel zur Digitalisierung verschlafen und die Risikovorsorge für faule Kredite dürfte in 2021 nochmals mächtig erhöht werden.

Bricht der Markt für IPOs und Anleiheemissionen weg, wird auch das Investmentbanking das alles nicht mehr auffangen können. Mir tun meine Exkollegen wirklich leid, aber auch sie werden vermutlich kaum die Chance bekommen, das Heft zu wenden.

Auch wenn der Aktienkurs günstig erscheint, so ist die Aktie leider weiterhin kein attraktives Investment für mich. Die Risiken sind mannigfaltig und die Bilanzpositionen nahezu undurchschaubar.

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