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Deutsche Pfandbriefbank: Ist das Schlimmste vorbei?

Rudolf Schneider / 19.04.24 / 15:45

Die Aktie der Deutschen Pfandbriefbank (WKN: 801900) befindet sich einem Erholungsmodus. Allerdings verläuft dieser sehr volatil, stärkere Anstiege werden immer wieder durch Rückschläge zunichtegemacht. Stand sie am 10. April noch bei rund 5 €, ist sie bis heute wieder um -10% auf unter 4,50 € gefallen. Insgesamt jedoch scheint der absolute Tiefpunkt von 3,80 € überwunden zu sein. Was ist weiterhin zu erwarten?

stock.adobe.com/Robert

ℹ️ Deutsche Pfandbriefbank vorgestellt

  • Die Deutsche Pfandbriefbank, kurz pbb, ist eine führende europäische Spezialbank für die Finanzierung von Immobilien und öffentlichen Investitionen.
  • Sie zählt zu den größten Emittenten von Pfandbriefen. Für Privatanleger bietet sie Anlagen in Fest- und Tagesgeld an.
  • Das Institut ist an über 10 Standorten in Europa sowie den USA vertreten und hat seinen Hauptsitz in München.
  • Die Marktkapitalisierung der im Prime-Standard gelisteten Aktie beträgt aktuell 602 Millionen €.

Vertrauen wieder aufbauen

Der starke Kursrückgang basiert darauf, dass die Aktionäre und Anleger das Vertrauen in die Bank verloren haben. Auslöser waren hohe Abschreibungen auf Kredite für Bürogebäude. Das Münchener Institut ist mit einem Anteil von 15% am Gesamtkreditvolumen in solchen Gebäudekomplexen involviert.

Neben dem europäischen Markt erfolgte die Kreditausweitung besonders stark in den USA. Anfangs galten diese Kredite als sehr sicher und hochprofitabel. Dann trat die Misere ein. Viele Firmen benötigen heute viel weniger Bürofläche, da das Arbeiten im Homeoffice mittlerweile ein fester Faktor im Arbeitsleben ist. Die Folge war ein zunehmender Leerstand dieser auf Kredit finanzierten Gebäude.

Höhe Abschreibungen führten dazu, dass der ausgewiesene Konzerngewinn drastisch schrumpfte. Anleger, die hier aufgrund der hohen Dividende investiert waren, müssen für das abgelaufene Geschäftsjahr auf die Dividende verzichten. Diese wurde komplett gestrichen.

All diese Maßnahmen führten dazu, dass das Vertrauen in die Aktie weggebrochen ist. Für alle Aktien ist das Vertrauen in das Unternehmen aber elementar – das gilt noch viel mehr bei Bankaktien.

Jetzt muss es das Ziel sein, das verlorene Vertrauen wieder aufzubauen. Hierzu ist neben einer allgemeinen Marktberuhigung eine gute Unternehmenskommunikation erforderlich. Mein Eindruck ist, dass die Bank das gut macht.

Der neue Vorstandsvorsitzende Kay Wolf erklärte die Situation auf der Jahrespressekonferenz so:

Wir sind eine kerngesunde Bank, wir haben mehr als drei Milliarden Kapital und sind eine profitable Bank. Wir wissen, dass wir im Kapitalmarkt wieder Vertrauen zurückgewinnen müssen.

Stabilisierende Faktoren vorhanden

Um eine Bank beurteilen zu können, sind wichtige Kennzahlen maßgebend. Eine der wichtigsten ist die Kernkapitalquote. Die gesetzliche Anforderung liegt bei 8%, die pbb-Bank weist per Ende 2023 eine Kernkapitalquote von 15,7% aus. Eine zweite wichtige Kennzahl ist die Liquiditätsdeckungsquote. Hier ist ein Wert von 112% erforderlich – pbb verfügt über eine Quote von 212%. Dies zeigt, dass die Bank in ihrer Substanz nicht gefährdet ist.

Ein weiterer wichtiger Faktor ist die Risikovorsorge. Im abgelaufenen Geschäftsjahr wurde diese massiv aufgestockt. Insgesamt beträgt sie 589 Millionen €, davon sind 259 Millionen € für das US-Geschäft vorgesehen. Laut Bankangaben reicht diese Vorsorge aus, um weitere 20% Wertverluste der Büroimmobilien abzudecken.

Das gesamte Kreditvolumen im Real Estate Bereich beträgt 31 Milliarden €. Ein Anteil von 15% für Bürogebäude liegt somit bei rund 4,7 Milliarden €. Der überwiegende Teil der Kredite leidet nicht unter der Misere leerstehender Bürogebäude.

Das Institut will die Diversifizierung weiter voranbringen, mit dem Ziel, das Kreditrisiko zu verringern. Ebenso ist der Ausbau der Provisionserträge geplant.

In der Summe zeigt dies, dass die wirtschaftliche Existenz nicht gefährdet ist und bei der Bank eine Risikoverminderung im Fokus steht.

Was bedeutet das für die Aktie?

Sollte sich die Situation am Markt für Bürogebäude stabilisieren, droht von dieser Seite keine weitere Gefahr mehr. Das Management geht davon aus, dass die Lage sich im zweiten Halbjahr aufgrund von möglichen Zinssenkungen festigt.

Ohne erneute hohe Abschreibungen auf die gefährdeten Immobilienkredite dürfte die Ertragslage wieder besser ausfallen.

Aus meiner Sicht ist im Hinblick auf die bekannte Problematik das Schlimmste vorbei. Der Ausfall der Dividende ist positiv zu werten, hierdurch bleibt das Geld in der Bank. Eine Dividende wie zuletzt 0,95 € entspricht einer Gesamtausschüttung von 128 Millionen €.

Ich erwarte beim Kurs weiterhin eine Seitwärtsentwicklung, allerdings mit einer steigenden Tendenz. Ohne erneute Turbulenzen sehe ich einen fairen Kurs bei 5,50 €. Die Analysten sind noch zuversichtlicher: Die Deutsche Bank sieht den fairen Wert bei 6 € und Warburg Research geht von einem Zielkurs von 8 € aus.

Was noch immer belastend wirkt, ist die hohe Zahl der Shortseller. Das Volumen liegt laut Bundesanzeiger noch immer bei rund 7,7%. Positiv ist, dass keine neuen hinzugekommen sind.

Mein Fazit: Auch wenn sich die Lage stabilisiert, sollten vorerst nur risikobewusste Anleger das günstige Kursniveau für Käufe nutzen.

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