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Wirecard: Weg jetzt frei, oder doch noch Risiken?

22.11.16 / 9:44

Wirecard (WKN: 747206), eine stark diskutierte Aktie. Die einen sonnen sich im Erfolg der positiven Zahlen des erfolgreichen Unternehmens, die anderen haben Angst, dass an den Zahlen etwas faul ist. Gestern waren die Aktien des Zahlungsdienstleisters der meistgehandelte Wert im TecDAX, mit einem Handelsvolumen von über 14 Mio. Euro.

Die Stimmung bei den Wirecard-Aktionären ist wieder deutlich besser als zum Jahresbeginn und der Kurs steht kurz vor einem neuen Allzeithoch. Über 47 € wäre der Weg nach oben frei. Unterstützung erfährt die Aktie momentan von einer starken Prognose für das nächste Jahr, welche am 16.11. vorgelegt wurde. In 2017 erwartet Wirecard einen operativen Gewinn (EBITDA) zwischen 382 und 400 Mio. Euro.

Starke Finanzergebnisse unterstützen Kurserholung

Dieses starke Ergebnis läge etwa 30% über dem für 2016 erwarteten Gewinnausweis, der laut Vorstand bei etwa 300 Mio. Euro liegen soll. Das Unternehmen hatte am 26. Oktober eine Umsatz- sowie Gewinnsteigerung um starke 35% auf 213,8 Mio. und ein EBITDA von 81,4 Mio. Euro für die ersten 9 Monaten ausgewiesen.

Beim Gewinn pro Aktie lag man im 9-Monatszeitraum bis 30. September bei erheblichen 1,75 Euro. Wobei hier noch als Sondereffekt der Verkauf von Visa Europe mitberücksichtigt wurde. Ohne diesen lag der Gewinn pro Aktie bei 1,02 Euro, nach 0,80 Euro im Vorjahr.

Das zwischen Kunden und Anbietern abgewickelte Transaktionsvolumen wuchs ebenfalls erheblich, erreichte im Neunmonatszeitraum einen Betrag von 43,6 Mrd. Euro und lag 36% über dem Vorjahreswert.

Leerverkäufer kaum noch aktiv

Ein ominöser, mutmaßlicher Leerverkäufer, der noch im Februar mittels des erfundenen Research-Labels Zatarra eine heftige Attacke auf Wirecard mit einem Kursziel von unglaublichen 0 € losließ (wir berichteten aktuell), verschwand mittlerweile und wurde nicht mehr gesehen.

Zuletzt hielten sich Leerverkäufer auch stark zurück. Der größte Shortseller, die Blue Ridge Capital, hat 3,35% aller Aktien leerverkauft und seinen leerverkauften Bestand das letzte Mal im August leicht erhöht.

Der kanadische Pensionsfonds Canada Pension Plan Investment Board halbierte seine Leerverkaufsposition seit Jahresbeginn von über 2% auf nun weniger als 1% und nutzte zur Eindeckung vornehmlich den Zeitraum Mai bis Juli.

Dennoch hinterließen die extremen Anschuldigungen einen üblen Krater im Jahreschart von Wirecard.

Wirecard Jahreschart:

Quelle: comdirect.de

Quelle: comdirect.de

84% der Analysten raten zum Kauf

Die große Frage lautet nun, bleiben die Kritiker still oder droht jederzeit wieder ein neuer Angriff?

Mit einem aktuellen KGV von >30 sind Wirecard-Aktien sicher nicht mehr günstig und jedes Haar in der Suppe könnte hierbei zum Problem für weitere Kurssteigerungen werden.

Eine Umsatz- und Gewinnsteigerung, die seit Jahren wie auf Schienen nach oben läuft und exakt die Erwartungen der Analysten erfüllt, aber vor allem der Umstand, dass zurzeit 16 von 19 Analysten zum Kauf raten und Kursziele von bis zu 65 € aussprechen, wie dies ganz aktuell bei der Commerzbank der Fall ist, mahnen zur Vorsicht.

Mit der Credit Suisse stellt sich weiterhin eine namhafte Bank, beziehungsweise dessen Analyst Charles Brennan, weiterhin gegen den Wind und erwartet, dass die Aktie knapp 15% verlieren könnte. Aber auch er hob sein pessimistisches Kursziel von 31 € zuletzt auf 38 € an.

Die Schlacht geht weiter

Zatarra war auch nicht der erste und dürfte sicherlich nicht der letzte Kritiker gewesen sein, der das Geschäftsmodell von Wirecard in Frage stellt und auf die Möglichkeiten zur Verschleierung oder Verschönerung von Finanzergebnissen hinweist, die bei einem international operierenden Zahlungsdienstleitster naturgemäß vorhanden sind.

Gleichwohl sollten die Pessimisten immer fair bleiben und keinesfalls mit unlauteren Methoden und anonym getätigten Anschuldigungen vorpreschen, wie es offensichtlich hier der Fall war.

Jedenfalls haben die Ereignisse um Wirecard eine tief gespaltene Börsen- und Anlegercommunity hinterlassen. In den Chats und Foren wird bis heute kontrovers diskutiert, ob an den Vorwürfen bezüglich Betrug oder Manipulation etwas dran sein könnte. Insofern haben Zatarra und ihre Vorgänger ganze Arbeit geleistet und viel Vertrauen zerstört, indem sie bei ihrer Kritik und den Anschuldigungen mit fragwürdigen Methoden operierten.

Aktuell sieht es dennoch danach aus, dass Wirecard den Kampf eindeutig gewonnen hat, was dem Kurs folgerichtig gut tut.

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