Intel-Aktie: Doppelte Kampfansage beflügelt

22.02.24 um 13:08

Die Intel-Aktie (WKN: 855681) springt vorbörslich um fast +3% hoch, nachdem der Konzern der Konkurrenz am Mittwoch eine doppelte Kampfansage gemacht hat. Der Chip-Hersteller präsentiert ein absolutes Tech-Schwergewicht als neuen Foundry-Kunden und schraubt seine Auftragserwartungen drastisch hoch. Ist die Turnaround-Story nach schwachen Prognosen nun wieder quietschlebendig?

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ℹ️ Intel vorgestellt

  • Die Intel Corporation mit Sitz im kalifornischen Santa Clara ist ein führender US-Anbieter von Halbleitern.
  • In seinem Kerngeschäft mit der Herstellung von Mikroprozessoren für PCs und Laptops dominiert der Konzern 70% des weltweiten Markts.
  • Das Unternehmen ist im Dow Jones und in der Nasdaq gelistet und erreicht aktuell einen Börsenwert von knapp 200 Milliarden US$.

Mit Microsoft als Foundry-Kunde zur Marktführerschaft

Was Intel am Mittwoch auf einer Konzernveranstaltung angekündigt hat, darf die gesamte Chip-Branche, ob Designer oder Fertiger, als doppelte Kampfansage verstehen.

Der US-Konzern, der derzeit auch 2 Werke in Magdeburg plant, signalisiert dem Markt damit, dass er wieder voll auf Aufträge von Fertigungs-Kunden setzt, um zu einstiger operativer Stärke zurückzukehren.

Auftragserwartungen klettern um 50%

Chip- und Zeitplan-Details zu der Zusammenarbeit mit Microsoft wurden derweil nicht genannt.

Klar ist nur, dass sich Microsoft Chips wünscht, die mit Intels neuer Produktions-Technologie gebaut wurden. So plant der Halbleiter-Konzern noch in diesem Jahr mit der sogenannten 18A-Fertigung die weltweit schnellsten Chips zu bauen und den Vorsprung mit der 14A-Technologie bis 2026 auszubauen.

Potenzielle Neukunden scheinen sich auf dieses Versprechen zu stürzen. So gab das Unternehmen bei der Veranstaltung in San Jose, Kalifornien, außerdem bekannt, dass es derzeit mit Foundry-Aufträgen im Wert von 15 Milliarden US$ rechnet, nachdem es beim letzten Mal noch 10 Milliarden US$ in Aussicht gestellt hatte.

Diesmal ist alles anders?

Vor 3 Jahren ist Intel-CEO Pat Gelsinger mit dem Ziel angetreten, die Krone in der Chip-Herstellung bis Mitte des Jahrzehnts zurückzuerobern. Nun hat das Management auch erstmals über Einzelheiten seiner Pläne darüber hinaus bekannt gegeben.

Der US-Konzern baut dabei erneut auf das Foundry-Modell, nachdem es das bereits zweimal ausprobiert und damit gescheitert ist. Die Vorzeichen sind diesmal jedoch gänzlich anders.

Seinen jahrzehntelang gehaltenen Technologie-Vorsprung hat Intel längst verloren. Als die Chips weniger wettbewerbsfähig wurden, sanken die Gewinnspannen, womit die F&E-Finanzierungsquellen versiegten. Nun rechnet Intel mit zig Milliarden US$ an Subventionen und Fertigungs-Aufträgen, um wieder auf Kurs zu kommen.

Bei den strategischen Zielen der Foundry-Initiative geht es laut Gelsinger nicht nur darum, den schnellsten und kleinsten Chip zu bauen. Der Halbleiter-Hersteller will anderen Unternehmen auch fortschrittlichste Pagacking- und Verbindungstechnologien bereitstellen, die die Entwicklung von komplexen „System-on-Chip“-Lösungen ermöglichen.

Als Faktor für den Aufbau einer tragfähigen Foundry-Geschäftseinheit betont der CEO auch die geografische Diversifizierung des Konzerns mit Werken auf mehreren Kontinenten. Angesichts der derzeitigen Vielzahl von geopolitischen Brandherden sei man so nicht abhängig von bestimmten kritischen Regionen wie Konkurrent TMSC.

Turnaround-Story auf wackeligen Beinen, aber intakt

Für Anleger bleibt die Gretchen-Frage, ob bei Intel die Turnaround-Story nach zuletzt enttäuschenden Prognosen für das laufende Quartal noch intakt ist.

Aus meiner Sicht ist die Frage, ob der Nasdaq-Konzern einen Foundry-Geschäftszweig im dritten Anlauf erfolgreich etablieren kann, damit direkt verbunden – und in dieser Hinsicht scheinen die Aussichten nicht schlecht zu sein.

Intels einzigartige Fähigkeiten im Bereich Packaging und Systemdesign dürften dabei hilfreich sein, rasch eine breite Kundenbasis aufzubauen. Gleiches gilt für die verstärkte Integration mit der Branche, etwa durch Partnerschaften mit Cadence und Synopsys. Das zeigt, dass Gelsinger im Gegensatz zu den früheren, proprietären Ansätzen eine deutlich kollaborativere Herangehensweise verfolgt.

Schließlich könnten die geopolitischen Überlegungen des Managements ebenfalls bald eine Rolle spielen. Auch wenn sich niemand eine militärische Eskalation zwischen Taiwan und China wünschen sollte: In diesem Fall würde die geografische Diversifikation von Intel zum Trumpf des Konzerns werden.

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