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Hypoport: In nur fünf Jahren ver17facht – und jetzt?

13.06.19 / 9:53

Mitte Juni 2014, also vor fünf Jahren, notierte die Aktie von Hypoport (WKN: 549336) noch um 13,00 Euro. Zuletzt haben die Anleger an der Börse mehr als 220,00 Euro auf den Tisch geblättert. Das ist mehr als eine Ver17fachung in gerade einmal fünf Jahren. Welche Lehren können wir daraus ziehen? Nun, zum Einen, dass es auch am deutschen Aktienmarkt solche Highflyer wie die FANGMAN-Aktien (Facebook, Amazon, Netflix, Google (jetzt: Alphabet), Microsoft, Apple und Nvidia) in den USA gibt. Zum Anderen aber auch, dass man bei Aktien guter Unternehmen Gewinne laufen lassen muss.

Allerdings sollte man, bei aller Euphorie, auch nicht vergessen, dass es in den USA – trotz einer Halbierung der gelisteten Papiere seit dem Jahr 1996 – insgesamt rund 4.000 verschiedene Aktien gibt. Aber nur wenige dieser 4.000 verschiedenen Aktien haben sich vervielfachen können. Ähnlich schwierig ist es natürlich auch in Europa bzw. Deutschland solche Highflyer frühzeitig zu entdecken, die entsprechenden Aktien zu kaufen und diese dann auch noch mehrere Jahre lang durch alle Korrekturen zu halten.

Mit anderen Worten: Wahrscheinlich gibt es in Deutschland nur recht wenige Anleger, die die Aktie von Hypoport seit Mitte 2014 oder früher und bis heute in ihrem Depot haben. Denjenigen, denen dieses Kunststück gelungen ist, muss man allerdings gratulieren. Sicherlich hatten sie auch ein wenig Glück, letzten Endes ist das Glück jedoch bekanntlich immer mit den Tüchtigen. Dies trifft sicherlich auch bei Hypoport zu, denn insbesondere das Management um CEO Ronald Slabke dürfte zu den wenigen glücklichen Tüchtigen gehören.

1999 gegründet, 2007 an die Börse gegangen – und ab 2015 richtig durchgestartet!

Schauen wir uns dazu vielleicht kurz die ja noch gar nicht so lange Historie des Unternehmens an. Dieses wurde einst im Jahr 1999 in Berlin gegründet, wo man bis heute ansässig ist. Ende des Jahres 2001 kam es dann zur Fusion mit der Dr. Klein & Co. AG. Ende Oktober 2007 erfolgte dann der Börsengang. Lange Zeit wurde die Gesellschaft an der Börse jedoch kaum beachtet, so dass sich die Aktie zwischen Ende Oktober 2007 und Ende 2014 über viele Jahre mehr oder weniger seitwärts bewegte.

Konkret bewegte sich die Aktie, bis auf kurze Ausreißer auf der Unter- wie auf der Oberseite, dabei zwischen 6,00 und 12,00 Euro. Erst ab 2015 begann dann die unglaubliche Kursrally, die letztlich in der eingangs schon thematisierten Ver17fachung mündete. Aufgrund der seinerzeit beginnenden Kursrally gelang schließlich Ende des Jahres 2015 die Aufnahme des Titels in den SDAX, was natürlich weitere Investoren anlockte. Basis des Siegeszugs war dabei sowohl organisches Wachstum als auch die ein oder andere clevere Akquisition.

Im Rahmen des organischen Wachstums kam es zur Gründung zahlreicher, heute sehr wichtiger, Tochtergesellschaften wie der Genopace GmbH oder der Finmas GmbH. Zu solchen Neugründungen kam es jedoch stets in Zusammenarbeit mit Partnern wie bspw. der Deutschen Postbank AG, des genossenschaftlichen Finanzverbundes oder auch dem Ostdeutschen Sparkassenverband. Zuletzt setzte man jedoch verstärkt auf Übernahmen, insbesondere auch um das bestehende Geschäft zu diversifizieren.

Gesundes Kerngeschäft wird mit Hilfe von Akquisitionen sinnvoll erweitert

Ursprünglich konzentrierte sich Hypoport voll und ganz auf das eigentliche Kerngeschäft, die Vermittlung von Krediten zur Finanzierung von Immobilien (Immobilienkredite). Dieses Kerngeschäft lief und läuft rund, ist allerdings prinzipiell durchaus angreifbar. Wenngleich es sich für einen potenziellen Konkurrenten schwierig gestalten dürfte, da er nicht nur eine entsprechende Plattform aufbauen, sondern auch das Vertrauen der Kunden (aus der recht konservativen Finanzbranche) gewinnen muss.

Langjähriger, erfolgreicher CEO von Hypoport, Ronald Slabke

Trotzdem möchte sich das Management keineswegs auf dem bisher erreichten ausruhen und expandiert daher seit geraumer Zeit in weitere Geschäftsfelder. Zunächst hat man sich hierfür den Bereich Versicherungen (InsurTech) ausgesucht, zuletzt ist man dann – angesichts des boomenden Marktes in Deutschland – auch noch ins Immobiliengeschäft (Immobilienbewertungen) eingestiegen. Wenngleich sich der Aufbau dieser neuen Geschäftsbereiche noch sehr schwierig gestalten, halte ich den eingeschlagenen Weg für absolut richtig.

Die fundamentale Bewertung der Aktie

An der Börse ist Hypoport aktuell gut 1,4 Mrd. Euro wert. Demgegenüber stand im abgelaufenen Geschäftsjahr 2018 ein Jahresumsatz von knapp 266 Mio. Euro (ca. +36,5%) sowie ein Gewinn vor Zinsen und Steuern (EBIT) in Höhe von 29,3 Mio. Euro (+25,8%). Somit erzielte die Gesellschaft letzten Endes einen Gewinn je Aktie von 3,66 Euro, so dass sich ein aktuelles KUV von ca. 5,34 sowie ein aktuelles KGV von knapp 60 errechnen lässt.

Für das erste Quartal 2019e lautet die Prognose des Management auf einen Quartalsumsatz von 78 Mio. Euro (ca. +29,8%) bei einem EBIT von 8,0 Mio. Euro (ca. +6,7%). Die kürzlich offiziell verkündeten Quartalszahlen erfüllten diese Prognosen, denn tatsächlich wurde bei einem Quartalsumsatz von 78,5 Mio. Euro ein EBIT von 8,0 Mio. Euro eingefahren. Damit sollten letztlich auch die Umsatz- und Gewinnprognosen für das Gesamtjahr 2019e relativ problemlos erfüllbar sein,

Die entsprechenden Umsatz- und Gewinnprognosen sehen dabei einen Jahresumsatz zwischen 310 und 340 Mio. Euro (im arithmetischen Mittel also 325 Mio. Euro und somit ca. +22,2%) sowie ein EBIT zwischen 32,0 und 40,0 Mio. Euro (im arithmetischen Mittel also 36,0 Mio. Euro und somit ca. +22,9%) für 2019e vor. Auf Basis dieser Prognosen errechnet sich sodann ein KUV 2019e von ca. 4,37 sowie ein KGV 2019e von ca. 39. Somit liegt die aktuelle Bewertung sicherlich eher am oberen Ende des vertretbaren, ist aber keineswegs absurd hoch.

Fazit: Fundamentale Bewertung und charttechnische Verfassung gehen Hand in Hand

Eine Faustregel besagt, dass man sehr wachstumsstarke Unternehmen maximal mit einem sogenannten Price-Earnings-Growth Ratio (PEG) von zwei bewerten darf. Angesichts eines erwarteten Gewinnwachstums von knapp +23% von 2018 auf 2019 wäre somit maximal ein KGV 2019e von knapp 46 möglich. Im absoluten "Best Case" hätte die Aktie gegenwärtig also noch ein Aufwärtspotenzial von gut +15%, das Kursziel läge entsprechend bei knapp 255,00 Euro.

So sieht die Arbeit in der Finanzbranche aus...

Aus rein charttechnischer Sicht hat die Aktie dagegen kürzlich, mit dem nachhaltigen Bruch der runden Marke von 200,00 Euro sowie der Generierung eines neuen Allzeithochs, ein starkes charttechnisches Kaufsignal erzeugt. Das Kursziel auf Basis dieses charttechnischen Kaufsignals liegt nun bei mindestens 240,00 Euro sowie maximal 250,00 Euro. Dies liegt nur relativ unwesentlich unter dem fundamental berechneten fairen Wert von maximal rund 255,00 Euro.

Daher gehe ich davon aus, dass die Aktie – möglicherweise nach einem kleinen Rücksetzer in Richtung der Marke von 210,00 Euro – ihre kürzlich gestartete erneute Kursrally noch ein wenig fortsetzen dürfte. Mein Kursziel für die Aktie liegt, auf Sicht von maximal sechs Monaten, bei mindestens 240,00 Euro. Kursrücksetzer, insbesondere in Richtung 200,00 bis 210,00 Euro, stellen dabei eine sehr gute Einstiegs- oder Nachkaufchance dar. Über 240,00 Euro kann man dann langsam kurzfristig (Teil)Gewinne realisieren!

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