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Gold und Silber: So geht's nach der Rallye weiter

Frank Giarra / 04.12.23 / 10:01

Für die Freunde von Edelmetallen beginnt die neue Handelswoche ausgezeichnet. So hat Gold in den frühen Handelsstunden ein neues Allzeithoch markiert und notiert aktuell knapp unter der Marke von 2.100 US$. Ist damit bereits das Ende der Fahnenstange erreicht oder geht es jetzt erst richtig los? Expertin Miriam Kraus ordnet im Interview die Lage ein.

stock.adobe.com/Neuroshock

Die in der Schweiz lebende Finanzexpertin Miriam Kraus beschäftigt sich seit zwei Jahrzehnten intensiv mit dem Geschehen an den Börsen. Schwerpunktmäßig befasst sie sich mit den Devisen- und Rohstoffmärkten. Ihre Expertise bringt Miriam Kraus im exklusiven Börsenbrief Goldherz PLUS+ ein, wo sie als Chefanalystin wirkt.

So erklärt sich die Rallye bei Gold und Silber

Wie geht es nach der jüngsten Rallye beim Gold- und Silberpreis weiter? Können Anleger hier noch einsteigen? Was ist los im Ölsektor? Darüber hat SD-Chefredakteur Frank Giarra mit der Finanzexpertin Miriam Kraus gesprochen.

Gold und Silber notieren aktuell auf Höchstständen. Überrascht Sie das?

Miriam Kraus: Nicht im Geringsten. Wir hatten im Goldherz PLUS+ gerade in den letzten Wochen mehrfach darauf hingewiesen, dass Gold und Silber nicht nur viel zu günstig notierten, sondern auch etliche Faktoren für eine massive Erholung sprechen.

Im Falle von Gold zählen dazu beispielsweise die Erwartungen an ein Ende der restriktiven Geldpolitik der USA, aber auch eine tendenziell höhere Inflation als in den Jahren vor der Pandemie. Auch die zunehmenden geopolitischen Risiken und vor allem das anhaltend hohe Kaufinteresse seitens der Notenbanken, allen voran jenes der Schwellenländer, sprechen für einen starken Goldpreis.

Hinzu kommen saisonale Faktoren. Da der Goldpreis saisonal bedingt im November und Dezember tendenziell steigt, haben wir Anfang Oktober knapp über dem Gold-Tief eine neue Goldaktie zum Kauf empfohlen, die mit einem enorm hohen Cashflow und einem Spitzen-Entwicklungsprojekt beeindruckt und eine Dividendenrendite von 5% bezahlt.

Was Silber angeht, kommen noch weitere Faktoren hinzu, etwa ein massives Marktdefizit bei einem wachsenden Verbrauch vor allem aufgrund der wachsenden Investitionen in die Photovoltaik, in den Ausbau der Stromnetze und 5G-Netzwerke, in das Wachstum der Unterhaltungselektronik sowie in die steigende Produktion von Fahrzeugen.

Gleichzeitig aber sinkt die globale Produktion von Silber weiter aufgrund von Problemen in den wichtigsten Förderländern Mexiko und Peru, während die Kosten in der Industrie steigen. Wir setzen hier auf eine Silberaktie, die vom Tief im Oktober schon um über +50% gestiegen ist, aber immer noch Potenzial hat. Dieser Silberförderer ist ein echter Klassenstreber unter den Silberproduzenten und schafft es, entgegen dem Sektor-Trend seine Kosten zu senken.

Miriam Kraus Rohstoffe Goldherz Report

Miriam Kraus, Chefanalystin Goldherz PLUS+.

Ist das bei Gold und Silber nur eine schöne Momentaufnahme oder der Anfang einer bullishen Entwicklung?

Miriam Kraus: Fundamental betrachtet (siehe oben) spricht alles dafür, dass Gold und Silber ihren starken Trend mittel- bis langfristig fortsetzen werden. Kurzfristig wirken beide Metalle leicht überkauft, so dass auch mit temporären Rücksetzern zu rechnen ist..

Lohnt es sich jetzt noch, Edelmetall-Aktien zu kaufen, oder warten Anleger besser noch ab?

Miriam Kraus: Im besten Falle sind Anleger – wie wir – schon investiert. Wer noch gar nicht bei Gold und Silber dabei ist, kann sich in Schritten eine Position aufbauen. Wie gesagt, fundamental spricht alles für eine Fortsetzung des starken Trends, technisch gesehen sind zwischenzeitliche Rücksetzer Kaufgelegenheiten.

Markt fürchtet Uneinigkeit bei der OPEC+

Der Ölpreis ist vergangene Woche abgesackt, obwohl die OPEC+ eine weitere Drosselung der Produktion beschlossen hat. Wie ist das zu erklären?

Miriam Kraus: Tatsächlich erscheint es auf den ersten Blick überaus seltsam angesichts der Tatsache, dass acht Mitglieder der OPEC+ beschlossen haben, im ersten Quartal 2024 weitere zusätzliche Kürzungen in Höhe von insgesamt fast 2,2 Millionen Barrel pro Tag (bpd) vorzunehmen. Davon stemmen Saudi-Arabien 1 Million und Russland 500.000 Barrel. Damit sollte der für das erste Quartal prognostizierte geringfügige Überschuss nicht nur komplett beseitigt werden, sondern wir werden wahrscheinlich sogar ein kleines Defizit sehen.

Dies wird jedoch weitgehend davon abhängen, ob sich alle OPEC+-Mitglieder an die Vereinbarung halten und natürlich davon, wie sich die Nachfrage im nächsten Jahr entwickelt. Besorgniserregend für den Markt in diesem Zusammenhang ist nämlich die Tatsache, dass es sich bei diesen angekündigten Kürzungen um freiwillige Kürzungen handelt. So haben sich beispielsweise Nigeria und Angola nicht oder nur teilweise an den Kürzungen beteiligt.

Das deutet für viele Marktteilnehmer auf eine wachsende Uneinigkeit in der OPEC+ hin. Was wiederum zu Bedenken führt, dass es für die Gruppe in Zukunft immer schwieriger werden könnte, geschlossen Förderkürzungen aufrecht zu erhalten.

Viele Ölaktien sind gnadenlos unterbewertet

Viele Energiewerte sind 2023 stark gelaufen. Ist es Zeit, Gewinne zu realisieren, oder geht da noch mehr?

Miriam Kraus: Der Markt bildet aktuell noch nicht die wahre fundamentale Ausgangslage von Angebot und Nachfrage im ersten Quartal 2024 ab, sondern straft effektiv die OPEC+. Doch halten sich die acht Mitglieder, die sich für eine Kürzung entschieden haben, an diese, wird der Markt im ersten Quartal sehr wahrscheinlich in ein leichtes Defizit fallen. Das sollte den Ölpreisen wieder Unterstützung bieten und Brent beispielsweise wieder über die Marke von 80 US$ pro Barrel heben.

Bei der Frage der Gewinnmitnahmen hilft ein Blick auf die Bewertungen: Chevron wird aktuell mit einem KGV von 10 gehandelt, BP mit KGV 7 und TotalEnergies sogar nur mit 6,8. Wir sprechen hier von Aktien, die sonst im Durchschnitt KGVs von 15 und mehr aufweisen. Und das sind die Majors des Sektors. Andere, beispielsweise viele der kanadischen Ölsandaktien, sind noch immer gnadenlos unterbewertet.

Ich sage es also einmal so: Es kommt ja auch immer auf den Einstiegszeitpunkt und den Anlagehorizont an. Wer für Weihnachten Cash braucht, der nimmt jetzt seine aufgelaufenen Gewinne mit. Da kann auch schon ein Profit von 40% bis 60% erfreuen. Wer aber einen längeren Anlagehorizont hat und zwischenzeitlich Volatilität aushält, der bleibt und wartet auf einen höheren Gewinn.

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