Suchergebnisse
Alle Ergebnisse anzeigen

BioNTech: Was die euphorisierten Anleger übersehen...

Sascha / 17.12.19 / 12:15

Zu den großen Gewinnern an den Aktienmärkten zählten zuletzt generell wieder Biotechaktien. So stieg der Branchenindex NASDAQ Biotechnology Index (NBI) alleine seit Anfang Oktober um deutlich mehr als +25%.

Auch einige deutsche Biotechaktien machten diese Kursrally mit. Besonders zu nennen sind hierbei MorphoSys sowie der Börsen-Neuling BioNTech (WKN: A2PSR2). Was bei letzterer Aktie umso überraschender ist, da das Unternehmen noch vor wenigen Monaten gewisse Schwierigkeiten hatte seinen Börsengang an der NASDAQ zu vollziehen (wir berichteten). So wurden seinerzeit beispielsweise nur rund 150 Millionen – anstatt geplanter 250 Millionen – US-Dollar durch den IPO erlöst. Ein Fakt, den man als Anleger immer im Hinterkopf behalten sollte.

Denn schließlich sind die Kosten für Forschung und Entwicklung in dieser Branche sehr hoch, da es nur sehr wenige gute Forscher gibt. Wenn man nun durch einen Börsengang rund 100 Millionen US-Dollar weniger erlöst als geplant, wird man dies früher oder später ausgleichen müssen. Entweder durch die Aufnahme von Fremdkapital oder aber durch Stärkung der Eigenkapitalbasis, konkret also durch die Aufnahme neuer Bankkredite bzw. die Begebung einer Unternehmensanleihe oder aber durch eine Kapitalerhöhung.

Kurzfristig kein Liquiditätsengpass, aber...

Zwar gibt es bei BioNTech kurzfristig sicherlich keinen Liquiditätsengpass. Ganz im Gegenteil konnten die Mainzer ihre liquiden Mittel per Ende September 2019 von zuvor noch 411,5 auf nunmehr 463,3 Millionen Euro steigern. Aber trotz einer deutlichen Umsatzsteigerung von 20,4 auf 28,7 Millionen Euro im abgelaufenen Quartal erhöhte sich zuletzt eben auch der Nettoverlust weiter auf inzwischen über 30 Millionen Euro.

Insofern wäre eine Stärkung der Kapitalbasis sicherlich keine schlechte Idee. Zumal sich der Aktienkurs zuletzt derart prächtig entwickelt hat, dass eine Kapitalerhöhung zur Stärkung der Kapitalbasis Sinn ergeben würde. Hatte BioNTech nämlich im Zuge seines IPOs im Oktober noch Schwierigkeiten einen IPO-Preis von 18 bis 20 US-Dollar durchzusetzen – und musste sich letztlich mit 15 US-Dollar begnügen – notiert die Aktie inzwischen knapp unterhalb von 35 US-Dollar.

Man könnte jetzt also mit der Ausgabe von weniger Aktien mehr Geld erlösen und so den Verwässerungseffekt für die Altaktionäre gering halten. Obwohl eine Kapitalerhöhung zur weiteren Stärkung der Eigenkapitalbasis daher kurzfristig nicht unbedingt notwendig erscheint, würde ich eine solche mittel- bis langfristig sogar begrüßen. Allerdings könnte die Ankündigung einer solchen die derzeit euphorisierten Aktionäre wieder ein wenig auf den Boden der Tatsachen zurückholen.

Schreibe uns Deine Meinung zur Aktie von BioNTech in die Kommentare oder diskutiere sie rund um die Uhr mit Hunderten aktiven Anlegern in unserem Live Chat. Noch nicht dabei? Hier kannst Du dich kostenlos registrieren!


Zugehörige Kategorien: Biotech-Aktien
Weitere Artikel

Kommentare

Albrecht
Die aktuelle Biontech-Hausse habe ich, so nicht, erwartet. Eher habe ich mit einem langsamen Ansteigen des Börsenkurses gerechnet. Biontech und der direkte Konkurrent Moderna/USA wollen mit RNA-Impfstoffen eine neue medizinische Wirkstoffklasse an den Start bringen. Wenn es funktioniert, wird es sich bei Biontech um einen Gamechancher handeln. Dies könnte dann auch die letzten Impfgegner eines Besseren belehren. Das Wort Impfung wird bei einem Erfolg von Biontech einen komplett neuen Stellenwert bekommen. Biontech will dabei für jeden Krebspatieneten einen einen personifizierten Impfstoff herstellen. Wer soll diesen jeweils patientenspezifischen Impfstoff bezahlen? Das wird sich noch alles herausstellen müssen. Wenn die Rechnung von Biontech aufgeht und den CEO von Biontech halte ich für äußerst glaubwürdig, ja sogar für besessen, könnte die Biontech-Aktie noch viel Freude bereiten. Biontech entwickelt außerdem noch andere Impfstoffe gegen Viren usw.
Sascha Huber
Hallo Albrecht, vielen Dank für diesen hervorragenden Kommentar. Das kann ich so alles unterschreiben, außer das ich die Hausse der Biotechs durchaus auf dem Schirm hatte und habe. Allerdings wird hier bei manchen Titeln, u.a. eben BioNTech, kurzfristig etwas überzogen. Man sieht nur noch die (durchaus gigantischen) Chancen und nicht mehr (die aber ebenfalls vorhandenen) Risiken. Darauf wollte ich mit meinem Artikel aufmerksam machen, ohne jedoch die Aktie per se schlecht schreiben zu wollen. ;) Liebe Grüße und frohe Weihnachten, Sascha