BioNTech: Was die euphorisierten Anleger übersehen...
Zu den großen Gewinnern an den Aktienmärkten zählten zuletzt generell wieder Biotechaktien. So stieg der Branchenindex NASDAQ Biotechnology Index (NBI) alleine seit Anfang Oktober um deutlich mehr als +25%.
Auch einige deutsche Biotechaktien machten diese Kursrally mit. Besonders zu nennen sind hierbei MorphoSys sowie der Börsen-Neuling BioNTech (WKN: A2PSR2). Was bei letzterer Aktie umso überraschender ist, da das Unternehmen noch vor wenigen Monaten gewisse Schwierigkeiten hatte seinen Börsengang an der NASDAQ zu vollziehen (wir berichteten). So wurden seinerzeit beispielsweise nur rund 150 Millionen – anstatt geplanter 250 Millionen – US-Dollar durch den IPO erlöst. Ein Fakt, den man als Anleger immer im Hinterkopf behalten sollte.
Denn schließlich sind die Kosten für Forschung und Entwicklung in dieser Branche sehr hoch, da es nur sehr wenige gute Forscher gibt. Wenn man nun durch einen Börsengang rund 100 Millionen US-Dollar weniger erlöst als geplant, wird man dies früher oder später ausgleichen müssen. Entweder durch die Aufnahme von Fremdkapital oder aber durch Stärkung der Eigenkapitalbasis, konkret also durch die Aufnahme neuer Bankkredite bzw. die Begebung einer Unternehmensanleihe oder aber durch eine Kapitalerhöhung.
Kurzfristig kein Liquiditätsengpass, aber...
Zwar gibt es bei BioNTech kurzfristig sicherlich keinen Liquiditätsengpass. Ganz im Gegenteil konnten die Mainzer ihre liquiden Mittel per Ende September 2019 von zuvor noch 411,5 auf nunmehr 463,3 Millionen Euro steigern. Aber trotz einer deutlichen Umsatzsteigerung von 20,4 auf 28,7 Millionen Euro im abgelaufenen Quartal erhöhte sich zuletzt eben auch der Nettoverlust weiter auf inzwischen über 30 Millionen Euro.
Insofern wäre eine Stärkung der Kapitalbasis sicherlich keine schlechte Idee. Zumal sich der Aktienkurs zuletzt derart prächtig entwickelt hat, dass eine Kapitalerhöhung zur Stärkung der Kapitalbasis Sinn ergeben würde. Hatte BioNTech nämlich im Zuge seines IPOs im Oktober noch Schwierigkeiten einen IPO-Preis von 18 bis 20 US-Dollar durchzusetzen – und musste sich letztlich mit 15 US-Dollar begnügen – notiert die Aktie inzwischen knapp unterhalb von 35 US-Dollar.
Man könnte jetzt also mit der Ausgabe von weniger Aktien mehr Geld erlösen und so den Verwässerungseffekt für die Altaktionäre gering halten. Obwohl eine Kapitalerhöhung zur weiteren Stärkung der Eigenkapitalbasis daher kurzfristig nicht unbedingt notwendig erscheint, würde ich eine solche mittel- bis langfristig sogar begrüßen. Allerdings könnte die Ankündigung einer solchen die derzeit euphorisierten Aktionäre wieder ein wenig auf den Boden der Tatsachen zurückholen.
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