BioNTech, CureVac, Novavax: Was geht denn hier ab?

BioNTech
23.05.24 um 9:52

BioNTech (WKN: A2PSR2) +11%, CureVac (WKN: A2P71U) +18,84%, Novavax (WKN: A2PKMZ) +5,3%: Die Aktien von Impfstoffherstellern sind am Mittwoch völlig überraschend durch die Decke geschossen. Was steckt hinter diesen Kursexplosionen? Und ist der Aufschwung nachhaltig?

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Vogelgrippe-Fall in Australien

Die Erkrankung eines Kindes mit der seltenen Vogelgrippe in Australien hat am Mittwoch die Aktien aller Impfstoffhersteller beflügelt. Es war der erste Fall in Australien, bei dem die Vogelgrippe einen Mensch heimsuchte. Das Kind infizierte sich laut der Behörden in Indien und ist inzwischen wieder vollständig genesen.

Offenbar handelt es sich ferner beim Entdecken der Vogelgrippe auf einer Geflügelfarm in Melbourne in Australien nicht um den gleichen Virusstamm, der weltweit verbreitet ist und in den USA bei Rindern und in Milch entdeckt wurde. Die meisten Vogelgrippe-Fälle wurden bislang in Indonesien registriert, gefolgt von Kambodscha. Auch in China ist das Virus unterwegs.

Die Vogelgrippe beginnt meist mit Fieber, dann folgen Husten und Atembeschwerden. Oft entwickelt sich eine Lungenentzündung, die im schlimmsten Fall zum Tod führen kann.

Investoren spekulieren

Bei den Kurssprüngen der Impfstoffhersteller spekulieren Investoren offensichtlich darauf, dass sich das Virus weiter ausbreiten könnte. Und vor allem darauf, dass der H5N1-Stamm der Vogelgrippe sich zu einem größeren Problem ausweiten könnte. In diesem Fall könnte das Interesse an Vogelgrippe-Impfstoffprogrammen wie bei Covid-19 geweckt werden.

Laut Robert Koch-Institut müssten Menschen jedoch „vermutlich sehr große Virusmengen aufnehmen, um sich zu infizieren“. Nur in Einzelfällen seien die Viren bislang auf andere Menschen übertragen worden, zu einer fortgesetzten Mensch-zu-Mensch-Übertragung wie bei Covid-19 sei es nicht gekommen. Die meisten der an sogenannter aviärer Influenza erkrankten Personen hätten im Vorfeld engen Kontakt zu erkranktem oder verendetem Geflügel gehabt.

Die Aktien der Impfstoffhersteller haben am Mittwoch flächendeckend von den Ereignissen profitiert. Tatsächlich beschäftigen sich jedoch nicht alle diese Unternehmen mit der Vogelgrippe. Ausgewiesene Programme in diesem Bereich haben zumindest CureVac und Novavax. Bei BioNTech und Pfizer, die bekanntlich beim Corona-Impfstoff zusammenarbeiten, ist davon nichts bekannt.

Vorsicht, Falle?

Aus meiner Sicht ist der gestrige Hype mit höchster Vorsicht zu genießen. Sofern es keine weiteren Vogelgrippe-Fälle an Menschen gibt – und die Wahrscheinlichkeit ist aus medizinischer Sicht laut Robert Koch-Institut eher gering – dürfte er rasch wieder verfliegen.

Dass Anleger sich aufgrund eines einzigen Falles in Australien etwa auf die CureVac-Aktie stürzen und diese in der Spitze um +30% in die Höhe schießen, ist mir ein völliges Rätsel. Ich selbst habe das Papier am Mittwoch nahe Tageshoch bei einem Kurs von 4,29 US$ geshortet, kurz vor Börsenschluss glattgestellt und kassiert.

Sollte die CureVac-Aktie erneut zu einem in meinen Augen völlig unberechtigten Höhenflug ansetzen, würde ich das nochmals erwägen. Vor allem deshalb, weil dieses Unternehmen mit einem aktuellen Börsenwert von 877 Millionen US$ bei einem Kassenbestand von 403 Millionen € Ende vergangenen Jahres meiner Meinung nach völlig überbewertet ist.

Bei der BioNTech-Aktie sieht die Sache angesichts einer beeindruckenden Onkologie-Pipeline etwas anders aus, darauf bin ich am Mittwoch bereits in diesem Artikel eingegangen. Und Novavax hat zuletzt durch einen überzeugenden Deal mit dem Pharma-Riesen Sanofi Stärke gezeigt.

Wer wirklich auf die weitere Ausbreitung der Vogelgrippe spekulieren will, wovon ich abraten würde, der sollte das höchstens mit einer sehr kleinen Position tun. Und natürlich nicht, nachdem die Papiere wie am Mittwoch bereits abgehoben haben, sondern erst nach Rücksetzern.

ℹ️ BioNTech, CureVac, Novavax in Kürze

  • BioNTech ist ein deutsches Biotech-Unternehmen mit Sitz in Mainz, das auf die Entwicklung und Herstellung patientenspezifischer aktiver Immuntherapien zur Behandlung von Krebs und Infektionskrankheiten fokussiert ist. An der Börse ist BioNTech mit 24,32 Milliarden US$ bewertet.
  • CureVac mit operativer Zentrale in Tübingen erforscht und entwickelt Arzneimittel auf Grundlage des Botenmoleküls mRNA. Der Börsenwert beträgt aktuell 877 Millionen US$.
  • Novavax ist ein US-Unternehmen, das ebenfalls auf die Entwicklung von Impfstoffen spezialisiert ist. Hier liegt der Börsenwert bei 2,2 Milliarden US$.

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