Raiffeisenbank International: STRABAG-Deal abgesagt – was ist jetzt zu erwarten?

Raiffeisenbank International
04.06.24 um 10:08

Die Aktie der Raiffeisenbank International (WKN: A0D9SU) befindet sich seit dem Hoch im Februar bei 20,70 € im Rückwärtsgang und notiert heute bei rund 17 €. Ursache für diesen Rückgang ist der zunehmende internationale Druck, sich aus Russland und Belarus zurückzuziehen. Die vorgesehene Transaktion wurde abgesagt. Wie sind die zukünftigen Kurserwartungen einzuordnen?

Foto: Raiffeisenbank International

STRABAG-Transaktion beendet

Seit Monaten versucht die Raiffeisenbank, Vermögensteile aus Russland "herauszubekommen". Zu diesem Zweck sollte die russische Tochter der österreichischen Bank STRABAG-Aktien über eine Tochtergesellschaft vom Oligarchen Oleg Deripaska übernehmen. Der Kaufpreis wäre von der russischen Tochtergesellschaft AO Raiffeisen erbracht worden. In einem zweiten Schritt wären die STRABAG-Aktien als Dividende an den Mutterkonzern übertragen und dort als langfristiges Investment bilanziert worden.

Auf Druck der US-Regierung, der EZB sowie anderer Staaten wurde dieser Rettungsversuch jetzt allerdings abgebrochen. Die EZB forderte die RBI auf, sich schneller aus Russland und Belarus zurückzuziehen und die Sanktionen zu beachten. Das Problem für das österreichische Bankinstitut ist jedoch, dass die russische Tochter einen Großteil zum Erfolg beiträgt.

Es bleibt jetzt abzuwarten, wie es bei dem Rückzugsprozess weitergeht. Wie bei der italienischen Großbank Unicredit besteht die Gefahr, dass Russland das Vermögen beschlagnahmt. Dann wäre wahrscheinlich eine hohe Abschreibung erforderlich. Das Geschäftsvolumen wurde seit dem Einmarsch Russlands in die Ukraine bereits um 58% auf derzeit 5,8 Milliarden € reduziert.

Starke Zahlen auch ohne Russland erzielt

Für die Bewertung der Geschäftsentwicklung sind die Zahlen in Russland und Belarus herauszurechnen. In der Quartalsmitteilung vom 2. Mai ist ersichtlich, dass die Finanzkennzahlen insgesamt als gut zu bewerten sind.

Die Konzernerträge sind um 4% gegenüber dem Vorjahreszeitraum gesunken. Gegenüber dem vierten Quartal 2023 sind sie jedoch etwa gleichgeblieben. Der Grund für den Rückgang auf Jahressicht ist der aufgrund leicht rückläufiger Kreditzinsen gesunkene Zinsertrag.

Das Betriebsergebnis liegt bei 1,26 Milliarden €. Hierbei sind die Rückstellungen für die CHF-Kredite in Polen in Höhe von 109 Millionen € bereits enthalten. Die Rückstellungen für das Konzernkreditgeschäft verringerten sich auf 3 Millionen €.

Insgesamt ist die Geschäftsentwicklung solide ausgefallen. Größere Überraschungen sind nicht eingetreten.

Ausblick teilweise ausgesetzt

Nach der Aufforderung der EZB, den Rückzug aus Russland zu beschleunigen, wurde der Jahresausblick auf Konzernebene ausgesetzt. Lediglich für die restlichen Einheiten erfolgte eine Prognose. Demnach sollen die gesamten Einnahmen bei 5,8 Milliarden € liegen. Ein Jahr zuvor lagen sie einschließlich Russland und Belarus bei 8,6 Milliarden €.

Für eine Bank sehr stark ist die erwartete Cost-Income-Ratio mit 52%. Die Kernkapitalquote soll bei 14,6% liegen.

Wie ist die weitere Kursentwicklung einzuschätzen?

Es dürfte letztlich daraus hinauslaufen, dass RBI sich vollständig aus Russland zurückziehen wird. Ein Verkauf an ein russisches Institut wäre eine mögliche Option. Das verbleibende Geschäft in Osteuropa ist weiterhin sehr stabil und dürfte auch hochprofitabel bleiben. Um den russischen Teil zu kompensieren, könnte das Geschäft im Osten Europas ausgeweitet werden.

Insgesamt ist die Aktie dennoch positiv zu werten, der faire Wert dürfte bei 20 € liegen. Dieser Ansicht sind auch die Marktexperten, deren mittleres Kursziel bei 19,80 € liegt. Die Erste Group reduzierte ihr Kursziel von 24 € auf 20,60 €. Citigroup reduzierte die Kursprognose ebenfalls von 24 € auf 21,50 €. Das Analysehaus Autonomus Research hält die Aktie mit 17,30 € derzeit für fair bewertet.

Was für die Aktie spricht, ist die hohe Dividendenrendite von 7,3%.

Mein Fazit: Neben der guten Rendite besteht auch Kurspotenzial. Vorerst sollten hier eher risikobewusste Anleger investieren.

ℹ️ Raiffeisenbank International in Kürze

  • Die Raiffeisenbank International, kurz RBI, ist ein Gemeinschaftsinstitut der österreichischen Raiffeisen-Landesbanken. Diese sind mit knapp 59% an dem Institut beteiligt.
  • RBI ist außerhalb Österreichs in Zentral-, Südost- und Osteuropa tätig. Die Geschäftstätigkeit erfolgt über Tochterbanken in den jeweiligen Ländern. Der hauptsitz ist in Wien.
  • Die Hauptbörse ist Wien, in Deutschland kann die Aktie über TRADEGATE gehandelt werden. Die Marktbewertung beträgt 5,6 Milliarden €.

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