Metro: Rekord-Deal – ist das der Befreiungsschlag?

Marco Messina
14.02.20

Der größte Handelsdeal betreffend großflächiger Ladengeschäfte in Deutschland sorgt auf der Hauptversammlung der Metro AG (WKN: BFB001) für viel Zündstoff.

Wie der Handelskonzern kurz vor seiner Hauptversammlung verkündet hat, ist der Verkauf der Supermarktkette Real an das deutsch-russische Konsortium SCP Group und X+Bricks unter Dach und Fach.

Größer könnten die Gegensätze kaum sein. 10.000 Mitarbeiter könnten jetzt ihren Job verlieren und bangen um ihre Existenz. Aktionäre des Großkonzerns sind froh, dass die operativ schwächelnde Tochtergesellschaft nach den miserablen letzten Jahren endlich einen neuen Eigentümer bekommt.

Wahrlich ein Rekord-Deal! 

Der Unternehmenswert für diesen Deal liegt nach Angaben bei rund einer Milliarde Euro. In dieser Dimension sind in Deutschland noch nicht Standortpakete auf einen Schlag verkauft worden, somit ist das ein wahrer Rekorddeal. Hilfreich war, dass hinter der russischen SCP Group kein geringerer als der Oligarch Wladimir Jewtuschenkow steckt, dessen Vermögen auf rund 2,5 Milliarden USD geschätzt wird.

„Dreimal ist Bremer Recht“: Endlich ist Jewtuschenkow am Ziel angekommen, sich bei einem deutschen Unternehmen einzukaufen. Seine ersten Versuche bei der Deutsche Telekom und Infineon schlugen aufgrund Bedenken in der Politik fehl. Jetzt kam er zum Zug, aber nur sein engster Zirkel weiß, was er tatsächlich mit dem Kauf vorhat.

Zerschlagung droht

Metro ist endlich seinen Verlustbringer los. In der Vergangenheit musste Metro hohe Abschreibungen auf seine Supermarktkette vornehmen. So belastete die Kette im Geschäftsjahr 2019/2020 nach rund 400 Millionen Euro im Vorjahr noch mal um satte 237 Millionen Euro. Ein Fass ohne Boden für Metro, die sich nun zum Großhandelskonzern neu ausrichten will.

Nach jüngsten Informationen soll die Supermarktkette mit seinen rund 34.000 Mitarbeitern nun schnell zerschlagen werden. Rund 30 der derzeit 276 Filialen werden voraussichtlich dem Rotstift zum Opfer fallen. Knapp 50 Filialen sollen für mindestens 24 Monate bestehen bleiben und der Rest von Wettbewerbern übernommen werden. Neben EDEKA steht die zum Schwarz-Gruppe gehörende Kaufland bereit, um lukrative Standorte zu übernehmen. Wie schön, dass einer der führenden Manager des übernehmenden Konsortiums vor kurzem erst von Kaufland dazu gestoßen ist.

Inwieweit dieser Deal für die Käufer Sinn ergibt, ist schwer einzuschätzen. Neben sicherlich schlechteren Einkaufskonditionen dürften die Mitarbeiterrechte bei dieser Übernahme nicht unerheblich sein.

Günstige Unternehmensbewertung zum Zeitpunkt der Neuausrichtung

Ich sehe für Metro-Aktionäre Licht am Ende des Tunnels, obwohl der Nettomittelzufluss dieses Deals deutlich unter den eigenen Erwartungen liegt. Hatten die Manager sich zu Beginn der Verhandlungen noch einen Nettomittelzufluss in Höhe von rund 500 Millionen Euro erwartet, dürften es jetzt nur noch rund 300 Millionen Euro werden.

Auf der heutigen Hauptversammlung wird die Dividendenausschüttung bei den im MDAX notierten Stammaktien in Höhe von 0,70 Euro beschlossen. Damit können Aktionäre sich über eine Dividendenrendite in Höhe von rund 5,5 Prozent freuen.

Auch wenn die Aktie deutlich über den Tiefstkursen aus 2018 notiert, könnte die Trennung der Tochter nun zum Befreiungsschlag werden. Das KGV lag vor dem Megadeal bei rund 10 und bietet jetzt gewisse Kursfantasie.


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