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Dialog Semiconductor: Anleger ignorieren die Gefahren!

06.03.19 / 20:54

Mit Kursgewinnen von in der Spitze fast +9% war die Aktie des Chipentwicklers Dialog Semiconductor (WKN: 927200) heute zeitweise der Tagesgewinner im TecDAX. Auf den ersten Blick kein Wunder, gab es doch gute Nachrichten von Seiten der Deutschen Börse. Denn der Arbeitskreis Aktienindizes hat entschieden, dass die Aktie der Gesellschaft vom SDAX in den MDAX aufsteigen wird.

Zwar wird diese Indexänderung, wie alle beschlossenen Indexveränderungen, erst in zwei Wochen umgesetzt. Aber sie ist eben schon öffentlich bekannt, so dass die Indexfonds auch bereits begonnen haben dürften diese umzusetzen. Dies erscheint ja auch sinnvoll, denn wenn alle Indexfonds erst am Stichtag in zwei Wochen ihre entsprechenden Umschichtungen vornehmen würden, würde dies ja zu großen Kursausschlägen bei den betroffenen Aktien führen.

Allerdings gab es heute eben nicht nur diese, sehr positive, Meldung zu der Aktie. Vielmehr veröffentlichte der Konzern auch seine Geschäftszahlen für das vierte Quartal 2018 sowie das Geschäftsjahr 2018. Im Zuge dessen gab das Management um CEO Dr. Jalal Bagherli auch einen Ausblick auf die voraussichtliche Geschäftsentwicklung im bereits laufenden Geschäftsjahr 2019. Und leider muss man diesen Ausblick als sehr, sehr mau bezeichnen!

Guter Deal zum Abschied von Apple und starke Geschäftszahlen für 2018

Ja, ich war in der Vergangenheit durchaus kritisch in meiner Betrachtung von Unternehmen und Aktie. Allerdings auch durchaus zurecht, denn immerhin stürzte der Aktienkurs ja auch von über 40,00 Euro auf phasenweise unter 13,00 Euro regelrecht ab. Grund hierfür waren Befürchtungen, dass das Unternehmen seinen Großkunden Apple verlieren könnte, der zu dieser Zeit ja für wesentliche Teile von Umsatz und Gewinn des Konzerns verantwortlich zeichnete.

Grundsätzlich haben sich diese Befürchtungen ja sogar bewahrheitet. Allerdings gelang es dem Management der Gesellschaft um CEO Dr. Bagherli wenigstens noch einen goldenen Handschlag zum Ende der Zusammenarbeit von Apple zu erhalten. Dies feierten die Anleger an der Börse absolut zurecht. Allerdings stelle ich mir die Frage, ob die Verwendung der – durch diesen Deal – erhaltenen finanziellen Mittel, nämlich in erster Linie für Aktienrückkäufe, so clever ist.

Denn immerhin verkauft Dialog Semiconductor im Rahmen des Deals ja seine wichtigste Sparte, so dass das Management ein neues Geschäftsmodell finden muss. Dafür könnte man die finanziellen Mittel meines Erachtens besser einsetzen. Dank dieses Deals mit Apple aber sahen wenigstens die Geschäftszahlen für 2018 noch sehr gut aus. Schauen wir uns diese daher an dieser Stelle mal kurz gemeinsam an.

Inklusive der Beiträge der übernommenen Silego Technology erzielte Dialog Semiconductor in Q4/2018 einen Quartalsumsatz von 431 Mio. US-Dollar (-7%). Im Gesamtjahr 2018 reichte es somit immerhin zu einem Umsatzplus von +7% auf 1,442 Mrd. Euro. Zugleich erzielte die Gesellschaft in Q4/2018 ein bereinigtes Betriebsergebnis von 103,4 Mio. US-Dollar, was im Gesamtjahr 2018 zu einem bereinigten Betriebsergebnis in Höhe von 281,6 Mio. US-Dollar führte.

Auf der Suche nach einem neuen Geschäftsmodell, dementsprechend mauer Ausblick

Angesichts dieser Geschäftszahlen kann man natürlich nicht meckern. Aber wie schon eingangs erwähnt, braucht Dialog Semiconductor – nach dem Verkauf der wichtigsten Unternehmenssparte an Apple – nun ein neues Geschäftsmodell. Dazu bedarf es sicherlich auch der ein oder anderen Übernahme, so dass ich die vom Management beschlossenen massiven Aktienrückkäufe eher als eine Kurs stützende Maßnahme betrachte, die durchaus gewisse Gefahren birgt.

Aber kommen wir auch hier zuerst einmal zur operativen Geschäftsentwicklung, die das Management für 2019e in Aussicht gestellt hat. So soll der Quartalsumsatz im laufenden Q1/2019 zwischen 270 und 310 Mio. US-Dollar betragen, fürs Gesamtjahr stellt das Management dementsprechend einen leicht rückläufigen Jahresumsatz in Aussicht. Dabei setzt man jedoch insbesondere auf ein typisch starkes zweites Halbjahr 2019, was jedoch nicht Gott gegeben ist.

Zwar sollen dabei wenigstens die Margen einigermaßen stabil bleiben, mit einem leicht rückläufigen Jahresumsatz wird es dann jedoch natürlich auch zu einem leicht rückläufigen Betriebsergebnis kommen. Wie Anleger angesichts solcher Aussichten die Aktie heute zeitweise um fast +9% hochjubeln konnten, kann ich daher nicht so ganz nachvollziehen. Allerdings bröckelten die Kurse im heutigen Handelsverlauf auch bereits kontinuierlich ab, so dass der Titel bis zum Ende des Tages nur noch Kursgewinne von gut +2% behaupten konnte.

Fazit: Aktie weist ein schlechtes Chance/Risiko-Verhältnis auf!

Ja, das Management von Dialog Semiconductor hat in den letzten Jahren einen tollen Job gemacht. Und ja, man hat es sogar geschafft von Apple wenigstens mit einem goldenen Handschlag verabschiedet zu werden. Insofern kann ich ein gewisses Vertrauen der Anteilseigner in das Management um CEO Dr. Jalal Bagherli durchaus nachvollziehen. Aber zurzeit scheinen die Anleger dem Management nahezu blind zu vertrauen und ignorieren dadurch sämtliche Gefahren.

Nehmen wir beispielsweise das Aktienrückkaufprogramm. Dank des Apple Deals hat der Konzern das notwendige Kleingeld dafür und grundsätzlich sind Aktienrückkaufprogramme ja auch durchaus positiv zu bewerten. Nur warum investiert das Management dieses Geld nicht lieber in die Entwicklung des operativen Geschäfts? Zumal ja dringend ein neues Geschäftsmodell gefunden werden muss, was durch die ein oder andere Akquisition sicherlich erheblich beschleunigt werden könnte.

Wie der maue Ausblick auf 2019 beweist, ist Dialog Semiconductor kurzfristig leider kein Wachstumsunternehmen mehr. Wenn es dem Management des Konzerns nicht gelingt neue Impulse zu setzen, droht dies jedoch auch mittelfristig so zu bleiben. Die Hoffnung auf Besserung ist aktuell somit eher eine vage Hoffnung. Vor diesem Hintergrund ist die Bewertung der Aktie mit einem KUV 2019e von über 1,7 bei einem KGV 2019e von knapp 14 sicherlich nicht mehr als besonders günstig zu bezeichnen.

Zwar sieht es aus rein charttechnischer Sicht ganz danach aus, als ob die Aktie noch bis auf knapp 30,00 Euro ansteigen könnte. Fundamental untermauert ist dies jedoch nicht. Insofern verwundert der heutige Kursverlauf nur insofern, als dass die zwischenzeitlichen Kursgewinne in Höhe von knapp +9% absolut ungerechtfertigt erscheinen. Die abbröckelnden Kurse im Handelsverlauf kann man daher durchaus als Warnzeichen betrachten.

Ich rechne daher hier tendenziell eher mit bald wieder deutlich fallenden Kursen und kann mir sehr gut vorstellen, dass die Aktie auf Sicht von sechs bis zwölf Monaten wieder unter 20,00 Euro notiert. Es sei denn das Management zaubert doch noch einen großen Deal aus dem Hut. Wenn aber nicht, könnte der Kursrückgang der Aktie – gerade aufgrund des Aktienrückkaufprogramms – noch extrem kritisch werden. Denn dann drohen der Gesellschaft entsprechende Abschreibungen auf die teuer zurückgekauften eigenen Aktien. Womit die Aktie in einen echten Teufelskreis geraten könnte!

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