DHL-Aktie: Soviel Potenzial ist vorhanden

Zuletzt fiel die Aktie von DHL (WKN: 555200) durch einen Kursrückgang auf. Aktuell steht sie bei 43,60 €, damit sind die Anteile gegenüber dem Hoch von Ende Juli um -8% ermäßigt. Schlechtere Rahmenbedingungen machen dem Bonner Unternehmen zu schaffen. Was können Anleger in Zukunft erwarten?

Briefportoerhöhung abgelehnt

Um den gestiegenen Kosten aufgrund der hohen Inflation ausgleichen zu können, beantragte DHL im Mai eine vorgezogene Erhöhung des Briefportos zum Jahresanfang 2024. Begründet wurde das mit den stark gestiegenen Kosten.

Die zuständige Bundesnetzagentur lehnte die vorzeitige Erhöhung ab, die Erhöhung kann somit erst 2025 kommen. Dies wirkt sich negativ auf die zukünftige Ertragslage der Bonner aus.

Geschäftsentwicklung wie erwartet schwächer

In der Jahresprognose für das laufende Geschäftsjahr verwies das Unternehmen darauf, dass die erwarteten Werte schwächer ausfallen würden. 2022 war ein Rekordjahr. Dennoch sind die Zahlen des am 1. August veröffentlichten Halbjahresberichtes insgesamt stabil ausgefallen.

Der Konzernumsatz sank gegenüber dem Vorjahreszeitraum um 12% auf 41 Milliarden €. Besonders schwach waren die Seefracht mit einem Rückgang von 33,5% sowie das Post- & Paketgeschäft in Deutschland mit einem Rückgang von 56,3%.

Erwartungsgemäß fiel auch die Ertragslage schwächer aus. Das operative EBIT sank um 25,7% auf 3,3 Milliarden €. Das den Aktionären zuzurechnende Konzernergebnis reduzierte sich von 2,8 Milliarden € auf 1,9 Milliarden €. Hier machten sich die weltweit gestiegenen Kosten bemerkbar.

Der Vergleich mit den Vorjahreswerten ist aber zu relativieren, da 2022 für DHL ein ausgesprochen gutes Jahr war. Somit ist die Geschäftsentwicklung als noch zufriedenstellend zu bezeichnen.

Tobias Meyer, neuer CEO der DHL Group, kommentierte die Entwicklung so:

Dank unseres ausbalancierten Portfolios und unserer globalen Präsenz konnten wir unsere Widerstandsfähigkeit erneut unter Beweis stellen.

Jahresprognose angepasst

Die ursprüngliche Jahresprognose von DHL berücksichtigte bereits, dass das Geschäft schwächer ausfällt. Je nach Konjunkturentwicklung wurden beim EBIT verschiedene Bandbreiten genannt. Die schlechteste Variante sah ein EBIT von 6 bis 7 Milliarden € vor. Wenn das Geschäft besser läuft, sollte ein Wert von 6,5 bis 7 Milliarden € anfallen.

Jetzt wurde die Jahresprognose verfeinert. Für den schlechtesten Fall wurde der untere Wert von 6 auf 6,2 Milliarden € angehoben. Sollte es besser laufen, wird mit einem EBIT von 6,6 bis 7 Milliarden € gerechnet.

Was bedeutet das für die Aktie?

Dass das Geschäft sich verschlechtert, war bekannt, und dennoch hat sich der Kurs seit Jahresbeginn gut entwickelt: Der Kursanstieg gegenüber Januar beträgt +20%. Das Hoch Ende Juli mit rund 46,70 € bedeutete sogar einen Anstieg von knapp +30%. Somit ist der Rückgang seit Anfang August nur eine normale Korrektur.

Die jüngsten Abverkäufe sind für interessierte Anleger zu begrüßen, schaffen sie doch eine günstigere Einstiegsbasis. Man sollte jedoch berücksichtigen, dass das Potenzial eher gering ist. Mit einer Verbesserung im zweiten Halbjahr ist nicht zu rechnen, da die Konjunktur weltweit an Schwung verliert.

Aus meiner Sicht ist mit einer Seitwärtsbewegung innerhalb einer Bandbreite von 40 bis 50 € zu rechnen.

Diese Ansicht teilt auch die Mehrheit der Analysten: Warburg sieht den fairen Wert bei 45,50 €, Bernstein Research sieht mit ihrer Einschätzung von 43,50 € kein Potenzial.

Aber es gibt auch Marktexperten, die zu ganz anderen Bewertungen kommen. So hält JPMorgan die DHL-Aktie für total überbewertet, ihr Zielkurs liegt bei 37,10 €. Barclays dagegen ist ihrer Einschätzung von 55 € sehr zuversichtlich und sieht viel Potenzial.

Mein Fazit: Die DHL-Aktie eignet sich momentan eher als Depotbeimischung. Auch wenn keine großen Kurssteigerungen zu erwarten sind, ist die Dividendenrendite mit momentan 4,3% gut.