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Bayer: Endlich ein erster Etappensieg in den USA

Marc Rendenbach / 02.05.19 / 20:36

Erst vor wenigen Tagen berichtete ich an dieser Stelle über die turbulente Hauptversammlung von Bayer (WKN: BAY001). Dort wurde sogar CEO Werner Baumann die Entlastung verweigert. Zwar hat dies keinerlei juristische Folgen. Allerdings war dies schon ein ziemlich einmaliger Vorgang in der deutschen Börsen- und Wirtschaftsgeschichte. Doch wie immer, wenn die Nacht am dunkelsten scheint, ist der neue Tag meistens nicht mehr so fern.

Genau dies scheint sich nun auch bei Bayer zu bewahrheiten. Denn nachdem es zuletzt ja stets neue Hiobsbotschaften aus den USA gehagelt hat, kam es nun zu einem ersten aber nicht zu unterschätzenden Etappensieg. So hat nämlich die US-Gesundheitsbehörde EPA (Environmental Protection Agency) das Unkrautvernichtungsmittel Glyphosat, um das es ja in den ganzen US-Gerichtsverfahren geht, als "bei vorschriftsmäßiger Anwendung nicht krebserregend" eingestuft.

Die EPA ist dabei keine Behörde, der man Gefälligkeitsgutachten unterstellen kann. Immerhin war es genau diese Behörde, die den Abgasskandal von VW seinerzeit aufgedeckt hat. Daher hat die Einschätzung dieser Behörde eine große Bedeutung. Konkret kann das Bayer Management – und mit ihm die Aktionäre – nun auf positivere Gerichtsurteile in höheren Instanzen hoffen. Kein Wunder also, dass die Aktie heute in Reaktion darauf einer der größten Gewinner im DAX war.

Das maximale Risiko aus den US-Gerichtsverfahren

Damit bestätigt sich letztlich nur, was ich zuletzt schon in mehreren Artikeln hier bei sharedeals.de geschrieben habe. Doch lassen Sie, liebe Leserinnen und Leser, uns mal zusammen rechnen wie hoch die maximalen finanziellen Risiken aus den US-Gerichtsverfahren wohl sind. Dazu muss man wissen, dass US-Gerichte in den letzten Jahren für Menschenleben einen Schadenersatz zwischen 400.000 und 500.000 US-Dollar angesetzt haben.

Generell sollte man aktuell wohl eher das obere Ende anvisieren. Denn da Geld sich im Laufe der Zeit durch Inflation entwertet, steigen solche Summen tendenziell an. Allerdings muss man eben auch berücksichtigen, dass es – auf Basis der Einschätzung der EPA – nicht mehr um Menschenleben geht. Denn wenn Glyphosat und damit "Roundup" nicht krebserregend sind, müsste der Schadenersatz tendenziell niedriger ausfallen.

Die Übernahme von Monsanto brachte Bayer bisher mehr Ärger als Freude ein

Insofern ist eine Rechnung mit 500.000 US-Dollar schon eher ein Worst Case. Dennoch sind 500.000 US-Dollar weit weniger als die zuletzt ausgeurteilten rund 80 Mio. US-Dollar. Ferner muss man noch wissen, dass aktuell 13.400 Klagen gegen Monsanto/Bayer anhängig sind. Kalkulieren wir hier mal mit 10.000 erfolgreichen Klagen. Dann kämen auf Bayer im "Worst Case" Schadenersatzzahlungen von 10.000x 500.000 US-Dollar und somit fünf Milliarden US-Dollar zu.

Fazit: Unschön, aber keinerlei Grund zur Panik!

Dazu kommen dann noch Anwalts- und Gerichtskosten, die sich sicherlich nochmals auf zwei bis drei Milliarden US-Dollar belaufen könnten. Insgesamt dürfte Bayer am Ende also mit einem Schaden in Höhe von weniger als 10 Mrd. US-Dollar davon kommen. Das wäre ein ähnliches Volumen wie seinerzeit bei Lipobay. Wobei sich diese Kosten – ebenfalls wie bei Lipobay – auf mehrere Jahre verteilen, so dass sie ganz sicher nicht bestandsgefährdend für den Konzern sind.

Ferner muss noch berücksichtigt werden, dass Bayer durch diese Zahlungen niedrigere Gewinne ausweisen und somit auch Steuern einsparen wird. Daher halte ich, wie schon zuletzt geschrieben, die Halbierung des Börsenwerts im Zuge dieser „Monsanto Krise“ für völlig überzogen. Zwar kann auch die Bayer Aktie, je nach Entwicklung des Gesamtmarktes, nochmal unter Abgabedruck geraten und vielleicht die bisherigen Tiefstkurse ansteuern. Das sollte es dann aber gewesen sein.

Um das Unkrautvernichtungsmittel "Roundup" geht es bei den Klagen: Ist Glyphosat krebserregend?

Wenn nicht, können sich mittel- bis langfristige Anleger umso mehr freuen. Denn dann kann man mit der Aktie ein echtes Schnäppchen schießen. Auf Sicht von zwei bis drei Jahren wird Bayer nämlich auch diese Krise hinter sich lassen. Früher oder später steht dann wieder die Gewinnentwicklung des Unternehmens im Vordergrund, was steigende Kurse zur Folge haben sollte. Ich bleibe daher "bullish" und sehe die Aktie auf Sicht von maximal zwei bis drei Jahren wieder im dreistelligen Kursbereich, also über 100,00 Euro!

Zugehörige Kategorien: Dividenden-Aktien
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