Sono Motors: Scheitert das Sion-Projekt trotz starker Testdaten?

18.01.23 um 15:38

Die Aktien von Sono Motors (WKN: A3C7QW) klettern kurz vorm Handelsstart in New York vorbörslich um +2,6% auf 1,19 US$. Zuvor hat das Start-up ein umfangreiches Update des Test- und Validierungsprogramms für seinen Solar-Auto-Prototyp Sion veröffentlicht. Die Testdaten sind beeindruckend – aber wie steht es um die Crowdfunding-Kampagne, die die Vorproduktion des Sion finanzieren soll?

Quelle: sonomotors.com

Die Solarauto-Firma Sono Motors wurde vor sechs Jahren von drei jungen Münchenern gegründet und im Herbst 2021 in den USA an die Börse gebracht. Anfang 2024 will das Start-up seinen solarbetriebenen Kleinwagen Sion auf den Markt bringen. Das Unternehmen hat derzeit eine Marktkapitalisierung von deutlich unter 100 Millionen US$.

Nachdem Sono vor einem Monat für das Sion-Programm das Geld ausgegangen war, hatte das Start-up seine Fan-Community dazu aufgerufen, bis Ende Januar mindestens 3.500 Fahrzeuge vorab zu erwerben, um das Projekt am Leben zu halten.

Langlebigkeitstests in Spanien

Obwohl das Schicksal des Sion-Projekts derzeit am seidenen Faden hängt, strotzen die Münchener Solarauto-Pioniere vor Selbstvertrauen. So hat das Unternehmen am Mittwoch eine Pressemeldung veröffentlicht, in der die jüngsten Fortschritte in Richtung der Vorserienproduktion des Sion hervorgehoben werden.

Die Straßenbelastungsdaten sind demnach erfasst und das Fahrwerk abgestimmt, sodass das Fahrzeug nun in Spanien auf seine Langlebigkeit getestet wird. Die Belastungen, denen der Prototype auf der Applus-IDIADA-Teststrecke ausgesetzt ist, entsprechen einer Kundennutzung von 150.000 Kilometern.

Die Prüfungen in Spanien sind den Angaben nach Teil eines umfangreichen Testprogramms, an dem 18 Fahrzeuge und Rohkarossen in den USA, Deutschland, Schweden, Italien und Ungarn beteiligt sind.

Solares Aufladen unter realen Winterbedingungen bestätigt

Darüber hinaus meldete Sono, dass es die Solarladefähigkeit des Sion in einem Praxistest bestätigt hat. Um keine Zweifel zuzulassen, wurde die Untersuchung im Dezember durchgeführt – dem Monat mit der geringsten Tageslichtmenge in Europa.

Das Auto erreichte dabei den Angaben nach eine berechnete Solarreichweite von 28 Kilometern pro Woche. Damit sei der Sion etwa ein Jahr vor der geplanten Produktion, in der Lage, etwa 80% des erwarteten Wintersolarertrags zu erzielen. Der Test bestätigt demnach auch das Potenzial für eine durchschnittliche jährliche Solarreichweite in Europa von 5.800 Kilometern.

Weitere Tests abgeschlossen, Serienerprobung gestartet

Ein weiterer erfolgreicher Test gelang dem Sion-Team laut Meldung bei der Fahrzeug-zu-Fahrzeug-Ladetechnologie (V2V). Das Ergebnis war demnach eine bidirektionale Ladeleistung von 8 kW zwischen einem Sion und einem reinelektrischen Serienfahrzeug. Bis zum Produktionsstart soll der Sion in der Lage sein, andere Geräte mit bis zu 11 kW zu laden.

Der Sion überzeugte Firmenangaben nach außerdem auf Prüfständen des weltweit einheitliches Leichtfahrzeuge-Testverfahrens (WLTP) in Schweden und Deutschland. Das Fahrzeug übertraf demnach die WLTP-Reichweitenvorgabe von 305 Kilometern mit einer einzigen Batterieladung von 54 kWh.

Auf der Grundlage dieser Leistung erwartet Sono Motors eine leichte Erhöhung der Reichweite vor dem Produktionsstart: Pro Woche soll das Fahrzeug durch die Kraft der Sonne in Europa durchschnittlich 112 Kilometer emissions- und kostenfreie Reichweite pro Woche erzielen wird.

Währenddessen haben Sono und seine Partner weiteren Angaben nach bereits den Bau vieler Produktionswerkzeuge für die Außenhaut und die Verschlüsse abgeschlossen und erste Produktionsversuche durchgeführt. Dazu gehören demnach die entscheidenden Spritzgusswerkzeuge für die Solarpaneele und Dutzende von anderen Serienwerkzeugen.

Kein Wort zum Crowfunding

Neben den ganzen Updates zum Testprogramm des Sion bekräftigt Sono einmal mehr seinen ambitionierten Zeitplan: Die ersten Vorserienfahrzeuge sollen vom Produktionspartner Valmet Automotive in Finnland in der zweiten Hälfte des Jahres 2023 gebaut werden.

Was in dem umfangreichen Communiqué des Unternehmens jedoch fehlte: Ein Hinweis darauf, ob die laufende Crowdfunding-Kampagne zur Rettung des Sion-Programms sein Ziel erreichen wird – denn die Zeit drängt.

Vergangene Woche hatte das Start-up bekanntgegeben, in den ersten sechs Wochen der Aktion 40 Millionen € an Zahlungszusagen erhalten zu haben. Bis Ende des Monats muss die Firma jedoch insgesamt knapp 100 Millionen € eingesammelt haben, um das Sion-Programm weiter zu finanzieren können.

Diese Anlegertypen schlagen jetzt zu

Für mich sieht es so aus, dass die Finanzierungs-Kampagne auf der Zielgeraden ins Stocken geraten ist und Sono nun alles in die Waagschale wirft, um neue Spender für das Projekt zu begeistern. Zugegeben klingen die vorgelegten Testdaten verheißungsvoll. Sie bringen letztlich jedoch nichts, wenn die Münchener es nicht schaffen, ausreichend Kunden und Investoren von ihrem erschwinglichen Solar-Flitzer zu überzeugen.

Angesichts der Tatsache, dass Sonos Investmentstory spannender denn je ist und Ende nächste Woche für das Paradeprojekt des Start-ups der Tag der Entscheidung ansteht, trifft es mein Fazit von November wohl ziemlich gut:

Die Aktie eignet sich für Idealisten, die fest an die Massentauglichkeit von Sonos Solarkonzept glauben, sowie für Zocker, die auf die nächsten Kursturbo-News des Unternehmens lauern wollen.

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