Norma-Group-Aktie: Ist hier was im Busch?
Nach Bekanntgabe der Geschäftszahlen springt die Aktie der Norma Group (WKN: A1H8BV) um +15% hoch und klettert in den Folgetagen weiter auf 25,70 €. Dabei waren die Zahlen alles andere als berauschend. Was ist hier los?
Die Norma Group SE, kurz Norma, ist ein international tätiges Technologieunternehmen für Verbindungslösungen. Neben der Autoindustrie werden die Produkte in vielen anderen Branchen eingesetzt. Außer dem Hauptsitz ist im hessischen Maintal unterhält der Konzern weitere Produktionsstätten in vielen Ländern. Die Marktkapitalisierung liegt bei rund 818 Millionen €.
Geschäftsentwicklung uneinheitlich
Norma hat im abgelaufenen Jahr sehr stark unter hohen Material- und Energiekosten gelitten. Eine Weitergabe dieser Kosten war kurzfristig nicht möglich – die Folge davon waren Gewinnwarnungen.
Mittlerweile hat sich das geändert: Im vierten Quartal fielen die Zahlen im Vergleich zum Vorjahreszeitraum wieder besser aus. Das bereinigte EBIT wuchs um 7,5% auf 19,3 Millionen €.
Auf Jahresbasis ergibt sich jedoch ein uneinheitliches Bild. Der Umsatz wuchs um 13,8% auf 1,24 Milliarden €. Neben einem positiven Währungseffekt hat sich das Europa-Geschäft stark entwickelt. Gut lief auch das amerikanische Geschäft im Bereich Wassermanagement.
Die geringere Ertragskraft dominiert das Geschäftsjahr, das bereinigte EBIT sank um -13% auf 99 Millionen €. Das starke vierte Quartal reichte nicht zur Kompensation der rückläufigen Gewinne der Vorquartale. Für die zukünftige Ertragssituation ist der Ertragsswing sehr wichtig.
Die Prognose für das laufende Geschäftsjahr will der Automobil-Zulieferer am 28. März bekannt gegeben.
Vorstandsvorsitzender Miguel Ángel López Borrego kommentiert das Geschäftsjahr so:
Im zurückliegenden Geschäftsjahr sahen wir uns teils heftigem Gegenwind ausgesetzt: drastische Materialpreis-Anstiege, Unsicherheiten bei der Energieversorgung in Europa, die lange andauernden harten Coronamaßnahmen in China sowie Produktionsrückstände an einigen Standorten. Angesichts dieser vielfältigen Hemmnisse hat sich die NORMA Group insgesamt gut behauptet und ist gewachsen. Trotzdem sind wir mit dem Ergebnis nicht zufrieden.
Vorzeitiger Vorstandswechsel
In beiderseitigem Einvernehmen ist der bisherige CEO Dr. Michael Schneider Ende 2022 ausgeschieden. Das bisherige Aufsichtsratsmitglied Miguel Ángel López Borrego ist neuer Interimschef. In einem geordneten Verfahren wird ein neuer Vorstandsvorsitzender gesucht.
In dieser Findungsphase dürften keine neuen Impulse seitens des Managements erfolgen.
Übernahmegerüchte aufgetreten
Die Nachrichtenagentur Bloomberg meldete, dass es Interessenten für das Maintaler Unternehmen gibt. Neben Carlyle werden auch Triton und PAI Partners genannt.
Norma hat bereits mehrere Angebote von Carlyle ausgeschlagen. Diese Angebote haben laut informierten Kreisen hohe Kursaufschläge beinhaltet.
Jetzt wird es spannend
Trotz des starken Kursanstieges seit Oktober liegt die Norma-Aktie noch immer rund -26% unter dem Jahresanfangswert von 2022.
Wenn das Auftaktquartal 2023 ähnlich verläuft wie das zurückliegende Vierteljahr, spricht dies für eine Trendwende der Ertragskraft. Das eröffnet neue Wachstumschancen für den Technologie-Titel.
Wo Rauch ist, da ist auch Feuer: Hier sind es die Übernahmegerüchte. Auch wenn Charlyle bisher abgeblitzt ist, bedeutet das nicht, dass das Thema vom Tisch ist. Die Gespräche werden im Hintergrund weiterlaufen. Hohe Aufschläge sind für das Gelingen der Übernahme vorprogrammiert.
Potenzial vorhanden
Meiner Meinung nach hat das Papier langfristig ein hohes Potenzial. Das sieht auch die Baader Bank so: Sie hat ihr Zielkurs auf 40 € angehoben. Voraussetzung ist allerdings, dass es dem Unternehmen gelingt, die Rendite dauerhaft zu steigern.
Sollte die Übernahme stattfinden, sind Kurs um die 40 € wahrscheinlich, je nach Marktlage vielleicht noch mehr. Diesen Aspekt blende ich zunächst einmal aus. Entscheidender ist kurzfristig die wirtschaftliche Entwicklung.
Vor einem Einstieg würde ich jedoch eine Kurskorrektur abwarten. Der letzte Kursanstieg mit +29% ist zu hoch ausgefallen.
Anders sieht die Lage für langfristige Anleger aus: Der Kursanstieg ist im Vergleich zu den vergangenen Kursverlusten gering. Ob der Einstieg zu 20 oder 25 € erfolgt, ist dann eher unwichtig. Ein zusätzlicher Anreiz ist die Dividende, die Anlegern mit 0,70 € zuletzt eine Rendite von 2,7% beschert hat.
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