Lufthansa-Aktie: Löst das einen Sinkflug aus?

Vor genau einem Monat stürzte die Lufthansa-Aktie (WKN: 823212) auf ein neues Jahrestief. In den letzten vier Wochen verspürte der Kurs der deutschen Fluggesellschaft leichten Aufwind. Diese Meldung könnte die Aktie aber wieder abstürzen lassen. Worum geht es?

Die EU-Kommission macht Druck

Die Nachricht, die am Freitagmorgen über den Newsticker läuft, dürfte weder dem Lufthansa-Management noch den Aktionären der deutschen Airline gefallen. Laut Berichten von Nachrichtenagenturen droht die EU-Kommission damit, ein Veto gegen die Beteiligung der Lufthansa an ITA Airways einzulegen.

Seit Monaten ringt die Lufthansa um einen Einstieg bei der italienischen Staatsfluglinie. Doch die EU-Kommission, Wettbewerber und Verbraucherschützer fürchten, dass die Kranich-Airline damit endgültig zu viel Macht über den Flugverkehr in Mittel- und Südeuropa gewinnt.

Streitpunkt sind vor allem die Slots, also die Start- und Landerechte, bei Langstreckenflügen an den Drehkreuzen der Lufthansa Gruppe. Durch die Beteiligung an ITA Airways würde die Lufthansa neben Frankfurt am Main, München und Zürich mit Mailand und Rom zwei weitere europäische und internationale Drehkreuze hinzugewinnen.

Bislang hat das Lufthansa-Management laut Einschätzung der EU-Kommission offenbar zu wenige Zugeständnisse gemacht, um Wettbewerbern mehr Chancen an diesen Drehkreuzen einzuräumen. Laut Agenturmeldungen müsse die Lufthansa ihre Vorschläge substanziell verbessern, ansonsten drohe ein Veto der Kommission gegen die Beteiligung.

Weder die Lufthansa noch die EU-Kommission äußerten sich heute zu den Neuigkeiten. Bis zum 19. Mai wird die Kommission nun noch die Einschätzungen von anderen Fluglinien, Verbraucherschützern und weiteren Betroffenen einholen. Bis zum 4. Juli will die oberste EU-Behörde eine endgültige Entscheidung treffen.

Die Erholung ist schon wieder vorbei

Die Kurserholung der Lufthansa-Aktie Ende April/Anfang Mai währte nur knapp drei Wochen. Der MDAX-Wert scheint nun wieder nach unten zu drehen. Die Aktie notiert nur gut 6% über ihrem Jahres- und zugleich 12-Monatstief.

Charttechnisch deutet viel auf einen weiteren Test des Zwischentiefs hin.

Besser abwarten

Ich rate Anlegern derzeit von einem Kauf der Lufthansa-Aktie ab. Zwar ist das wirtschaftliche Umfeld für den Luftfahrt-Titel gut und die Tarifverhandlungen wurden erfolgreich abgeschlossen. Aber die deutsche Airline hat mit starken Mehrkosten für Personal und einem immer noch recht hohen Ölpreis zu kämpfen. Diese Mehrkosten müssen über höhere Ticketpreise kompensiert werden.

Zudem kommt der Hickhack rund um die Beteiligung an ITA Airways. Ein Veto der EU-Kommission gegen den Deal wäre ein schwerer Schlag gegen die Strategie der Lufthansa. Angesichts der politischen Dimension der Angelegenheit gehe ich nicht davon aus, dass es so weit kommt. Vor allem Italien hat ein großes Interesse am Einstieg der Lufthansa bei ihrer notorisch defizitären Fluggesellschaft. Auch die deutsche Politik dürfte im Hintergrund dafür sorgen, dass die Beteiligung zustande kommt.

Die Lufthansa wird zwangsläufig weitere Zugeständnisse machen müssen. Ich glaube, dass die Beteiligung trotzdem ein langfristiger Erfolg sein wird. Sie bringt der Lufthansa Gruppe eine dominante Position auf vielen Strecken zwischen Deutschland, Belgien, Italien, Österreich und der Schweiz und dürfte sich deshalb wirtschaftlich rentieren.

Anleger sollten angesichts der kritischen Situation die kommenden Wochen abwarten. Gut möglich, dass die Lufthansa-Aktie ein weiteres Mal ihr Jahrestief testet.