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HelloFresh-Aktie +6%: Gelingt das Comeback?

Peter Wolf-Karnitschnig / 15.03.24 / 10:34

Nach ihrem dramatischen Kurssturz vor einer Woche dümpelte die HelloFresh-Aktie (WKN: A16140) in den letzten Tagen an der 7 €-Marke entlang. Doch am Freitagmorgen setzt der MDAX-Titel mit einem Kursplus von über 6% ein starkes Lebenszeichen. Gibt es denn etwas Positives zu berichten?

HelloFresh SE

ℹ️ HelloFresh vorgestellt

  • Die HelloFresh SE mit Sitz in Berlin ist ein Anbieter sogenannter „Kochboxen“. Dabei handelt es sich um Pakete mit vorbereiteten Zutaten, vorwiegend aus lokalem Anbau, und einem Rezept.
  • Die Boxen können von Verbrauchern selbst zu Mahlzeiten zubereitet werden. Die Kochboxen von HelloFresh sind in Abonnements erhältlich.
  • Darüber hinaus bietet HelloFresh inzwischen auch Fertigmahlzeiten zur Bestellung an.
  • Neben Deutschland ist der Kochboxenversender in zahlreichen weiteren Ländern aktiv.
  • Das 2011 gegründete Unternehmen ist Mitglied im deutschen Nebenwerteindex MDAX und aktuell ca. 1,25 Milliarden € wert.

Eine Kennzahl wird gestrichen

Positive Nachrichten sehen eigentlich anders aus. Das HelloFresh-Management berichtete zum Wochenschluss, dass die Zahl der aktiven Kunden im letzten Quartal des vergangenen Jahres um 6,5% auf 6,6 Millionen gefallen sei. Bereits im dritten Quartal 2023 hatte der Kochboxenversender mit einem Kundenverlust zu kämpfen.

Als Kunden werden in der dieser Statistik alle Personen erfasst, die im jeweiligen Vierteljahr mindestens eine Kochbox zum regulären Preis, rabattiert oder kostenlos erhalten haben. Wie bei allen E-Commerce-Unternehmen ist auch bei HelloFresh die Zahl der aktiven Kunden ein wichtiger Indikator für Analysten, um das Unternehmenswachstum einzuschätzen.

Ab sofort wird das HelloFresh-Management diese Zahl allerdings nicht mehr veröffentlichen. CFO Gärtner begründete diesen Schritt mit dem Argument, dass andere Kennzahlen besser geeignet seien, die Unternehmensentwicklung einzuschätzen.

Es ist ein Schlag ins Gesicht der Analysten-Community. Das Unternehmen benimmt sich ganz nach dem Motto, was uns nicht in den Kram passt, veröffentlichen wir auch nicht. Dieser Schuss wird meiner Meinung nach hinten losgehen. Das Management hat sowieso schon seine Glaubwürdigkeit verspielt und wird sie mit diesem Vorgehen nicht zurückgewinnen.

Bestätigung der Prognose

Wenigstens einen Lichtblick gibt es. Die Unternehmensführung von HelloFresh bestätigte am Freitag die erst vergangene Woche bekanntgegebene Prognose.

Der Kochboxenversand rechnet für das laufende Jahr mit einem Rückgang des bereinigten Gewinns vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen auf 350 bis 400 Millionen €. Analysten waren zuvor von einem EBITDA in Höhe von 568 Millionen € ausgegangen.

Von einem operativen Milliardengewinn, wie ihn HelloFresh ursprünglich in naher Zukunft anstrebte, ist das Unternehmen damit meilenwert entfernt.

Ist die Aktie überverkauft?

Legt man den Relative Strength Index zugrunde, ist die HelloFresh-Aktie inzwischen zu stark überverkauft. Doch der RSI ist bekanntermaßen nicht immer ein aussagekräftiger Indikator für einen möglichen Rebound an der Börse.

Charttechnisch ist der MDAX-Wert wegen seines massiven Kurssturzes aktuell sehr schwer zu greifen.

Viele Fragezeichen und Risiken

Für den heutigen Kurssprung, den wir in diesem Artikel vorausgesehen hatten, gibt es meiner Meinung nach nur zwei mögliche Erklärungen: Entweder sind Anleger so erfreut, dass die Prognose nicht ein weiteres Mal nach unten korrigiert wurde, oder Schnäppchenjäger sind am Werk. Immerhin hat die HelloFresh-Aktie seit ihrem Allzeithoch im August 2021 atemberaubende 92% ihres Wertes verloren.

Doch an der Börse ist nicht alles gut, was günstig ist. Meist ist sogar das Gegenteil der Fall, weshalb ich Anleger nur davor warnen kann, die vermeintlich günstige HelloFresh-Aktie in der Hoffnung auf ein Comeback zu kaufen.

Nur wenig deutet derzeit auf ein Comeback hin. Der Trend zu Homecooking scheint nach der Corona-Pandemie fürs Erste vorbei zu sein. Der kontinuierliche Rückgang der Zahl aktiver Kunden zeigt eindeutig, dass das Produkt von HelloFresh nicht attraktiv genug ist, um bestehende Kunden zu halten und ausreichend Neukunden zu gewinnen.

HelloFresh versucht, dieser Entwicklung mit dem zusätzlichen Angebot von Fertigmahlzeiten entgegenzuwirken. Doch noch ist die Auslieferung von Fertiggerichten nicht profitabel genug. Außerdem ist der Markt für Fertigmahlzeiten wesentlich kompetitiver. HelloFresh muss in diesem Bereich gegen die großen Lebensmittelkonzerne der Welt antreten.

Und noch ein Risiko, das Anleger kennen sollten: Mit einer aktuellen Marktkapitalisierung von ca. 1,3 Milliarden € ist HelloFresh das Unternehmen mit dem geringsten Börsenwert im MDAX. Das birgt die Gefahr, dass der Kochboxenversender bei der nächsten Indexüberprüfung durch die Deutsche Börse seinen Platz im Nebenwerteindex verliert. Das würde weiteren Verkaufsdruck auslösen.

Was sagen die Experten?

Bei kaum einer anderen Aktie sind sich die Analysten so uneins wie bei HelloFresh. Ihre Kursziele gehen weit auseinander und reichen von 5,30 bis 12,00 €. Bei einem aktuellen Kurs von knapp über 7 € werden demnach sowohl Upsides als auch Downsides prognostiziert.

Ich rate Anlegern bei der HelloFresh-Aktie – wenn überhaupt – nur zu einer kurzzeitigen Contrarian-Strategie. Die Aktie scheint kurzfristig überverkauft. Eine langfristige Einschätzung ist sehr schwierig angesichts der Tatsache, dass man dem Management keine Prognosen mehr abnehmen kann.

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