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Wirecard: Vorwürfe erreichen eine neue Qualität!

07.02.19 / 18:14

Schon seit mehr als einer Woche steht die Aktie des neuesten DAX-Mitglieds, des Zahlungsdienstleisters Wirecard AG (WKN: 747206), unter Beschuss des Journalisten Dan McCrum von der "Financial Times". Zudem ist es auch nicht die erste solche Attacke auf das Unternehmen.

Wie McCrum heute selbst schreibt, gab es ähnliche Angriffe auf das Unternehmen bereits 2008, 2015 und 2016. Bisher aber gelang es dem Management um CEO Dr. Markus Braun stets diese, im Nachhinein "Short-Attacken" genannten Angriffe, abzuwehren. Darum bemühte und bemüht sich Wirecard auch dieses Mal. Allerdings haben die Vorwürfe, gerade im heutigen, dritten Artikel von McCrum, eine neue Qualität erreicht. Warum?

Nun, bisher schien es so, als habe McCrum ein persönliches Problem mit dem Unternehmen. So war er beispielsweise auch an der letzten "Short-Attacke" auf Wirecard im Jahr 2016 beteiligt. Damals hatte ein bis zu diesem Zeitpunkt absolut unbekanntes Researchhaus namens Zatarra den Vorwurf der Bilanzmanipulation erhoben. McCrum griff das auf und brachte die Aktie damit zu Fall. Die Vorwürfe ließen sich jedoch nicht erhärten und die Staatsanwaltschaft leitete Ermittlungen gegen Zatarra Research ein.

Alles eine Frage der Glaubwürdigkeit

Somit hatte Dan McCrum seine Glaubwürdigkeit eigentlich verspielt. Umso erstaunlicher war es, dass die Wirecard Aktie dann kürzlich, nach einem neuen Artikel, so stark unter Abgabedruck geriet. Anders als 2016 konnte McCrum diesmal aber auch nachlegen. So veröffentlichte er vor einer Woche einen zweiten Artikel, der jedoch im Vergleich zum ersten Artikel gar nicht so viel neues enthielt. Dennoch stürzte die Aktie erneut ab, nur um sich zwischenzeitlich dann wieder zu erholen.

Heute legte McCrum dann einen dritten Artikel nach – und wieder gerät die Aktie daraufhin unter stärkeren Abgabedruck. Allerdings hat der heutige Artikel auch, gleich in mehrerlei Hinsicht, eine völlig neue Qualität. Zunächst einmal wirkt er schon deshalb sehr glaubwürdig, weil McCrum aus Original-eMails zitieren kann. Er nennt dabei sogar konkret Datum und Uhrzeit der entsprechenden eMails, was die Glaubwürdigkeit unterstreicht. Zumindest wird die Sache damit überprüfbar, so dass nicht anzunehmen ist, dass er sich das aus den Fingern gesaugt hat.

Die neuen Vorwürfe haben es in sich!

Doch die Glaubwürdigkeit ist das eine, die Vorwürfe selbst das andere. Auch hier wird McCrum jetzt aber sehr konkret. So nennt er gleich mehrere hochrangige Manager namentlich und unterstellt diesen, dass sie mindestens die Umsätze künstlich aufgeblasen hätten. Zunächst sei dies geschehen, um sich Lizenzen verschiedener Aufsichtsbehörden in Asien zu erschleichen. Später dann jedoch auch, damit die Tochtergesellschaften und somit letztlich der Konzern seine selbst gesteckten Ziele erreichen konnte.

Konkret geht es zwar um – in Relation zum Konzernumsatz – eher geringe Umsätze. Aber sollte da etwas dran sein, kann man sich natürlich schnell die Frage stellen, wie oft das gemacht wurde und um wie viel Geld es insgesamt wohl geht? Es steht also in letzter Konsequenz die Integrität und Reputation von Management und Unternehmen auf dem Spiel – und das, wo Wirecard ja ein Unternehmen aus der Finanzbranche (FinTech) ist, die u.a. davon leben!

Erinnerungen an ComROAD werden wach

Letztlich wecken diese Vorwürfe daher Erinnerungen an den schlimmsten Betrugsfall des Neuen Marktes, nämlich ComROAD. Dort hatte damals Gründer, Großaktionär und CEO Bodo Schnabel nahezu die kompletten Umsätze erfunden, bis das Kartenhaus am Ende durch Recherchen der Journalistin Renate Daum von "Börse Online" zusammen fiel. Eine weitere Parallele gibt es dabei auch. Denn genau wie in den letzten Jahren Wirecard gelang es auch ComROAD seinerzeit stets offiziell die Umsatz- und Gewinnerwartungen zu übertreffen.

Bisher, das muss an dieser Stelle so klar geschrieben werden, gibt es "nur" Vorwürfe gegen Management bzw. Unternehmen, bewiesen ist noch nichts. Solche Vorwürfe gab es in der Vergangenheit – wie geschrieben – auch schon mehrfach. Daher sollte man Wirecard nicht vorverurteilen. Allerdings wirken die Vorwürfe dieses Mal sehr schwer und das Management täte gut daran diese schnellstmöglich aus der Welt zu schaffen.

Fazit

Die "Financial Times" ist sicherlich kein Käseblättchen. Allerdings wirkte der Journalist Dan McCrum, spätestens seit dem Fall "Zatarra Research" in 2016, nicht mehr besonders glaubwürdig. Durch den heutigen Artikel sieht das nun jedoch ein wenig anders aus. Denn er scheint schließlich aus Original-eMails des Managements untereinander zitieren zu können. Zudem sollte man auch nicht vergessen, dass sich die Vorwürfe aus den ersten beiden Artikeln nicht als komplett falsch erwiesen haben.

So musste Wirecard einräumen, dass die eigene Compliance-Abteilung angeschlagen und man auch die genannte Rechtsanwaltskanzlei mit der Überprüfung des entsprechenden Falles beauftragt hatte. Vor diesem Hintergrund ist die Aktie zurzeit leider zu einem absoluten Zockerpapier verkommen. Wer McCrum Glauben schenkt, sollte den Titel meiden oder sogar auf fallende Kurse wetten. Denn würden sich die Vorwürfe bewahrheiten, könnte sich die Aktie durchaus nochmals halbieren. Wer dagegen auf Management und Unternehmen vertraut, muss die Aktie eigentlich kaufen.

Ich persönlich, aber das ist nur meine rein subjektive Einschätzung, würde derzeit jedoch eher auf McCrum vertrauen!

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