Wacker Chemie: Wichtige Weichenstellung für die Zukunft!

12.09.19

Wie Wacker Chemie (WKN: WCH888) heute früh vermeldete, hat man sich mit 25% der Anteile am britischen Spezialunternehmens für neue Batteriematerialien, Nexeon Ltd, beteiligt. Nexeon entwickelt, produziert und vertreibt innovative Anodenmaterialien auf Basis von Silicium, mit dem sich die Leistungsfähigkeit von Lithium-Ionen-Batterien deutlich steigern lässt. Wacker Chemie forscht bereits auf diesem Gebiet und hatte schon im Jahr 2013 mit Nexeon kooperiert. Über den Kaufpreis für die Anteile haben beide Unternehmen Stillschweigen vereinbart.

Bereits in der Vergangenheit hat Wacker Chemie frühzeitig die Weichen richtig gestellt, um so von staatlichen Subventionen profitieren zu können. Im konkreten Fall ging es dabei um Subventionen für die Solarindustrie. Hier war und ist Wacker Chemie einer der weltweit führenden Hersteller von Solarsilizium. Auf dem Höhepunkt des Solarbooms in Deutschland notierte die Aktie daher auf ihrem bis heute gültigen Allzeithoch knapp unter 200 Euro.

Sollte es Wacker Chemie daher, zusammen mit Nexeon, tatsächlich gelingen Lithium-Ionen-Batterien zu optimieren, könnte das „the next big thing“ werden. Insofern halte ich diese Beteiligung für eine wichtige Weichenstellung für die Zukunft. Aktuell jedoch dürfte sie jedoch noch weniger bedeutsam sein. Dies zeigt sich auch in der Reaktion der Aktie, die sich infolge der Nachricht kaum bewegt.

Unternehmensprofil und fundamentale Bewertung

Wacker Chemie betrachtet sich selbst als global tätiges Chemieunternehmen, dessen Leistungsportfolio schwerpunktmäßig auf Biotech-Produkte, Feinchemikalien, Polymerchemie, Polysilicium, Siliconchemie sowie Wafer und Einkristalle aus Reinstsilicium basiert. Die Produktpalette reicht dabei von Dichtstoffen und Ölen über Dispersionspulver, Kieselsäure und Lackharze bis hin zu Pharmaproteinen und Siliciumwafern, wobei der größte Teil des Umsatzes mit Produkten auf Siliciumbasis eingefahren wird.

Die Kunden des Konzerns stammen im Bereich der Polymer- und Siliconprodukte aus der Automobil- und Baubranche. Ferner ist die Gesellschaft (über die Tochter Siltronic) ein wichtiger Zulieferer für die Halbleiterbranche. Zu guter Letzt stammen viele Kunden aus der chemischen Grundstoffindustrie sowie der Elektro-, Konsumgüter-, Pharma-, Solar- und Textilindustrie, aber auch aus der Biotechnologie, dem Maschinenbau und der Medizintechnik.

Die Produktion von Farben und Lacken bei Wacker Chemie...

Im Geschäftsjahr 2018 erzielte das Unternehmen einen Jahresumsatz von circa 4,98 Mrd. Euro (+1,1%) sowie einen Gewinn vor Zinsen und Steuern (EBIT) von 338,5 Mio. Euro (-7,5%). Demgegenüber steht ein aktueller Börsenwert von nur noch 3,77 Mrd. Euro. Daraus errechnet sich ein aktuelles KUV von nur noch rund 0,76 sowie ein aktuelles KGV von etwa 29. Im laufenden Geschäftsjahr 2019e rechnet das Management mit einem Umsatzwachstum um circa +5% bei einem weiteren Ergebnisrückgang um -10% bis -20%.

Fundamental fairer Wert und charttechnische Verfassung der Aktie

Angesichts dieser Aussichten halte ich die derzeitige fundamentale Bewertung für extrem hoch. Bei einem Gewinnrückgang wäre hier eigentlich maximal ein KGV 2019e zwischen 18 und 20 angemessen. Aber selbst mit einem KGV 2019e von 25 läge der fundamental faire Wert mit 55 Euro schon deutlich unterhalb des aktuellen Kursniveaus. Aus rein fundamentaler Sicht darf man die Aktie daher aktuell noch nicht kaufen – oder muss sehr optimistisch in die etwas fernere Zukunft schauen.

Interessanterweise sieht das charttechnische Bild jedoch erheblich besser aus. Hier scheint die Aktie im Bereich zwischen 63 und 64 Euro einen charttechnisch belastbaren Doppelboden ausgebildet zu haben, von dem aus sie durchaus ein gewisses Aufwärtspotenzial besitzen würde. Konkret gilt, dass mit einem Kursanstieg deutlich über 75 Euro die charttechnische Bodenbildung abgeschlossen sowie ein klares Kaufsignal mit Kursziel im Bereich 90 Euro generiert würde.

Die Produktionsanlagen von Wacker Chemie laufen.

Scheitert die Aktie jedoch weiterhin an der 75 Euro Marke, droht zumindest kurzfristig ein erneuter Kursrückgang in Richtung 63 bis 64 Euro. Unterhalb von dieser Marke würde dann sogar ein charttechnisches Verkaufssignal mit Kursziel im Bereich 50 Euro sowie später im Bereich 40 Euro ausgebildet. Derzeit scheint bei der Aktie sowohl nach oben wie nach unten alles möglich. Daher bewerte ich den Titel zunächst weiterhin nur als Halteposition, die man mit einem Stoppkurs knapp unterhalb von 60 Euro absichern sollte.

Zugehörige Kategorien: Dividenden