Valneva: Daran hängt der Markterfolg von VLA2001

28.06.22

Valneva (WKN: A0MVJZ) hat die EU-Zulassung für sein Corona-Vakzin nun endlich in der Tasche, ein kommerzieller Erfolg ist damit jedoch nicht garantiert. Die maßgebende US-Arzneimittelbehörde FDA wird heute die weitere Strategie im Kampf gegen Covid-19 diskutieren und voraussichtlich Entscheidungen treffen, die auch für den Erfolg der Valneva-Impfkampagne in Europa ausschlaggebend sein werden.

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Valneva ist ein französisches Biotechunternehmen mit Hauptsitz in Saint-Herbain. Die Firma entwickelt und vermarktet Impfstoffe gegen Infektionskrankheiten und betreibt Produktionsstätten in Österreich, Schottland und Schweden sowie Niederlassungen in Frankreich, Kanada und den USA.

Mit seinem Totimpfstoff VLA2001 verfügt Valneva über ein Vakzin gegen das Coronavirus, das aktuell eine Standardzulassung in der EU, eine bedingte Zulassung in Großbritannien sowie Notfallzulassungen im Königreich Bahrain und in den Vereinigten Arabischen Emiraten hat. An der Börse hat das Unternehmen einen Wert von 1,3 Milliarden €.

FDA diskutiert Leitfaden für Covid-19-Strategie

Am heutigen Dienstag um 13:30 Uhr MEZ findet eine wegweisende Covid-19-Tagung der US-amerikanischen Arzneimittelbehörde FDA statt und mit der frisch erworbenen EU-Zulassung für VLA2001 dürfte Valnevas Totimpfstoff ebenfalls auf der Tagesordnung stehen.

Im Mittelpunkt des heutigen FDA-Meetings werden voraussichtlich jedoch BioNTech und sein US-Partner Pfizer sowie Moderna stehen, die Entwickler der beiden in den USA zugelassenen mRNA-Impfstoffe. Das Gremium könnte heute eine neue Generation von Covid-Impfungen auf den Weg bringen. Denn bei der virtuell abgehaltenen Tagung wird in erster Linie darüber diskutiert, ob und wie die Virusstämme in den Impfstoffen angepasst werden sollen.

FDA setzt wohl auf modifizierte mRNA-Booster

Eine weitere Frage für die Behörde ist, ob die Virusstämme in den Primärimpfstoffen oder in den Auffrischungsimpfstoffen oder in beiden geändert werden sollen. Laut den Marktexperten von Berenberg ist von den sechs Optionen, die in dem FDA-Briefing dargelegt sind, die dritte das wahrscheinlichste Ergebnis: Booster, aber keine Primärimpfstoffe.

Das sind gute Neuigkeiten für die Hersteller von mRNA-Impfstoffen, die fast nur noch als Booster verwendet werden. Dass die für das Spike-Protein des Virus kodierten Vakzine anfällig für Mutationen sind, haben die jüngsten Studiendaten von BioNTech gezeigt. So waren die Omikron-spezifischen Wirkstoffkandidaten der Mainzer etwa dreimal weniger wirksam gegen die zunehmend dominierenden BA.4- und BA.5-Subvarianten als gegen den vormals etablierten Virusstamm BA.1.

Valneva kämpft um Aufträge für VLA2001

Die Zusammensetzung von Erstimpfstoffen scheint für die FDA demnach keine große Relevanz zu haben, da über 85% der Amerikaner ihre erste Dosis längst erhalten haben. Das wären schlechte Nachrichten für Nachzügler wie Valneva.

Ursprünglich bestand die Hoffnung, dass der Totimpfstoff der Franzosen, bei dem ein ganzes inaktiviertes Virus verwendet wird, auch gegen eine Vielzahl von Varianten einen robusten Schutz bieten könnte. Möglicherweise wird man jedoch nicht die Möglichkeit bekommen, dies herauszufinden.

Valneva hatte vor kurzem erklärt, dass VLA2001 auf der Grundlage der derzeitigen Bestellungen nicht rentabel wäre. Seit vergangene Woche zeigt sich CEO Thomas Lingelbach aber wieder kämpferisch:

Jetzt, da wir die vollständige Marktzulassung erhalten haben, hoffen wir, dass die Europäische Kommission und ihre Mitgliedstaaten Aufträge erteilen werden, die diese Nachfrage widerspiegeln.

Impfskeptiker im Visier

Seit vergangene Freitag ist VLA2001 nicht nur der einzige Totimpfstoff in der EU, sondern auch das erste Corona-Vakzin überhaupt, das in Europa eine Standardzulassung erhält. Dass sich die FDA offenbar auf die Weiterentwicklung von mRNA-Impfstoffen konzentriert, deutet jedoch an, dass Valnevas Markteintritt möglicherweise zu spät kommt.

Der Wirkstoffentwickler wirbt zwar bei Gesundheitsbehörden damit, dass sich mit ihrem Serum auch Impfskeptiker von einem Corona-Schutz überzeugen ließen. Am Freitag betonte CEO Lingelbach nochmal:

5% der Europäer über 18 Jahren sind noch nicht geimpft und wir glauben, dass die Bereitstellung unseres inaktivierten Impfstoffs die Durchimpfungsrate erhöhen und einen bedeutenden Einfluss auf die öffentliche Gesundheit haben könnte.

Ähnliches versprach auch der US-Konzern Novavax mit seinem Proteinimpfstoff. Der schwache Marktstart dieses Mittels in Deutschland hat jedoch deutlich gemacht, dass auf diese Dynamik keineswegs Verlass ist.

Valneva: Weit mehr als ein Corona-Impfstoff

Die eher trüben Aussichten für VLA2001 sind jedoch kein Grund, Valneva als Anleger gleich den Rücken zuzukehren. Das Covid-Serum ist für das Unternehmen vielmehr nur das Tüpfelchen auf dem i. Die Franzosen verfügen über zwei bereits kommerzialisierte Reiseimpfstoffe und der großangelegte Pfizer-Einstieg vergangene Woche hat gezeigt, dass sie noch weit mehr zu bieten haben.

Der zusammen mit dem US-Konzern entwickelte Lyme-Borreliose-Wirkstoffkandidat VLA15 wird voraussichtlich im dritten Quartal in eine zulassungsrelevante Phase-3-Studie eintreten. Wenn alles gut läuft, wäre eine Marktzulassung theoretisch schon Ende 2023 möglich.

Außerdem hat Valneva den ersten und einzigen Impfstoff gegen Chikungunya zur Marktreife gebracht – eine durch Mücken übertragene Viruserkrankung. Da der weltweite Markt für Chikungunya-Vakzine bis 2032 auf jährlich über eine halbe Milliarde US$ geschätzt wird, wäre allein mit diesen Aussichten der aktuelle Börsenwert von 1,3 Milliarden € zu rechtfertigen.

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