Ukraine-Krieg: Kursrallyes wegen Angst vor Hungersnot?

14.03.22 um 10:29

Die russische Invasion der Ukraine hat eine globale Kettenreaktion losgetreten. Die Märkte spielen verrückt, insbesondere erleben Rohstoffe eine höchst volatile Phase.  Nun geht’s ans Eingemachte, denn jetzt machen sich Sorgen um die Lebensmittelversorgung breit. Besonders beflügeln dürfte diese Entwicklung die Aktien von Nutrien (WKN: A2DWB8), K+S (WKN: KSAG88), Cresud (WKN: 906164), Archer Daniels Midland (WKN: 854161) und Invesco DB Agriculture Fund (WKN: A2JMS5).

Vor mehr als einem Jahr hatte ich SD-Leser über die starken Aussichten des Agar- und Düngersektors informiert und ihnen zu Investitionen geraten. Seitdem sind die Kurse von Nutrien +90% und bei K+S +140% gestiegen.

Jetzt fällt ein Dominostein nach dem anderen. Es scheint als würde die Welt von einer Krise in die Nächste stolpern. Die Weizenpreise sind im Zuge des Angebotsschocks durch die Ukrainekrise auf den höchsten Stand seit 14 Jahren gestiegen.

Nachdem die Energiepreise bereits die Lebenshaltungskosten in die Höhe treiben, müssen Verbraucher in den kommenden Wochen und Monaten auch noch mit steigenden Nahrungsmittelkosten rechnen.

Nahrungsmittelversorgung laut Yara weltweit gefährdet

Die ukrainische Getreideernte, vor allem beim Weizen, dürfte dieses Jahr erheblich geringer ausfallen. In Teilen Afrikas und Südostasiens droht damit eine Hungersnot. Zudem sind Schwarzmeertransporte vom wichtigen Verschiffungshafen Odessa zurzeit unterbrochen. Exorbitante Getreidepreise sind aber auch eine Bedrohung für die westliche Welt.

Der norwegische Düngemittelhersteller Yara International erklärte kürzlich, der Einmarsch Russlands in die Ukraine bedrohe die weltweite Lebensmittelversorgung. Weiter sprach sich der Konzern für eine internationale Zusammenarbeit aus, welche die Nahrungsmittelproduktion sichert und die Abhängigkeit von Russland verringern soll.

Yara betonte:

Eine mögliche Folge ist, dass nur der privilegierteste Teil der Weltbevölkerung Zugang zu genügend Nahrungsmitteln hat.

Die weltweiten Weizenexporte von Russland und der Ukraine belaufen sich zusammen auf rund 28%. Die Länder sind ebenfalls Vorreiter im Exportgeschäft für Raps und Mais. Nicht umsonst wird die Ukraine auch als Kornkammer Europas bezeichnet.

Nachdem die Exporte in Russland und der Ukraine nahezu zum Erliegen gekommen sind, erreichten die Weizen-Futures mit einem fulminanten Anstieg jüngst ein Rekordniveau. Der Exportstopp bereitet Beobachtern großen Sorgenfalten – insbesondere angesichts der Tatsache, dass Russland ebenfalls zu den größten Düngemittelexporteuren weltweit zählt.

Die Geschehnisse auf den Märkten bewegen sich derzeit mit einer unglaublichen Geschwindigkeit fort. Die Exportbeschränkungen könnten sich nun schnell zu einem gefährlichen Flächenbrand entwickeln, der die europäische Lebensmittelversorgung ins Wanken bringt.

Düngemittel-Knappheit voraus

Der Agrar-Sektor verarbeitet noch immer die negativen Auswirkungen der Pandemie, die die Lieferketten und das Wachstum in der Branche erheblich gestört hat. Nachdem China bereits zuvor die Ausfuhren von Phosphatdünger beschränkt hatte, welche noch mindestens bis Juni 2022 anhalten sollen, verschärft sich die Lage durch den Krieg in Osteuropa abermals.

Russland produziert jedes Jahr rund 50 Millionen Tonnen Düngemittel, das sind 13 Prozent der Weltproduktion. Das Land ist ein wichtiger Exporteur von Kali-, Phosphat- und stickstoffhaltigen Düngemitteln, die allesamt von großer Bedeutung für die Agrarwirtschaft sind. Nach Angaben von Yara stammen insgesamt 25% der europäischen Versorgung mit den wichtigen Pflanzennährstoffen aus Russland.

Das russische Ministerium für Handel und Industrie erklärte jüngst:

Wir haben den russischen Herstellern empfohlen, die Ausfuhr russischer Düngemittel vorübergehend auszusetzen, bis die Spediteure ihre Arbeit wieder aufnehmen und Garantien dafür geben, dass die russischen Düngemittelausfuhren vollständig abgewickelt werden.

Russland hatte bereits am 2. Februar ein Ausfuhrverbot für Ammoniumnitrat verhängt und den Handel bis April 2022 aufgeschoben. Ausfuhrbeschränkungen für Düngemittel können die globale Agrarwirtschaft schwer treffen. Leittragend wäre als größter Düngemittelimporteur der Welt insbesondere Brasilien, das mit 22% den größten Teil seiner Einfuhren aus Russland bezieht.

Schadensbegrenzung mithilfe von Agrar-Aktien

Die europäischen Energiepreise haben die globalen Preise für den gesamten Rohstoffkomplex in die Höhe getrieben. Die Düngemittelpreise sind bereits in den letzten Monaten stark angestiegen und folgen damit den rasant steigenden Erdgaspreisen.

Da die Industrie stark mit den gestiegenen Energiepreisen zu kämpfen hat, ist es unausweichlich, dass die Mehrkosten auf die Verbraucher abgewälzt werden müssen. Dies führt wiederum zu höheren Lebensmittelpreisen.

Um all den schlechten Nachrichten entgegenzuwirken, können sich Anleger mit entsprechenden Investitionen im Agrarsektor absichern.

Wichtige Exporteure wie Uralkali aus Russland oder Belaruskali aus Weißrussland könnten nun von harten Sanktionen betroffen sein oder eigenmächtig ihre Düngerexporte vom Weltmarkt zurückhalten, um ihre Eigenversorgung zu sichern. Darin liegt ein großes Potenzial für die künftigen Gewinnschätzungen der westlichen Düngerproduzenten.

Weltmarktführer Nutrien sorgt quasi für ein Kali-Kartell

Der Düngemittelanbieter Nutrien konnte jüngst solide Zahlen für das vierte Quartal 2021 präsentieren und kündigte dazu sowohl eine Dividendenerhöhung als auch ein 2 Milliarden US$ schweres Rückkaufprogramm an. Das Unternehmen profitiert auch von dem Zugang zu relativ günstigem Erdgas, welches essenziell für die Herstellung von Stickstoffdünger ist.

Ken Seitz, CEO von Nutrien, sagte:

Die Aussichten für die globale Landwirtschaft und die Märkte für Pflanzeninputs sind sehr gut, und wir sind gut positioniert, um im Jahr 2022 ein deutliches Wachstum der Erträge und des freien Cashflows zu erzielen.

Nutrien wird derzeit mit einem KGV von rund 9 bewertet. Im vierten Quartal des letzten Jahres stieg der Gewinn je Aktie um sensationelle +929% auf 2,47 US$. Das Unternehmen bot ebenfalls einen starken Ausblick für das laufende Jahr: Nutrien gibt eine Prognosespanne für den bereinigten Nettogewinn von 10,20 US$ bis 11,80 US$ pro Aktie aus.

Analysten trauen ihren Augen jedoch nicht und erwarten in den nächsten zwei Jahren drastische Preisrückgänge bei Düngersorten, die sich in den letzten Monaten im Schnitt mehr als verdreifachten.

K+S Aktien fliegen im Erfolgsrausch

Die deutsche K+S AG, die ehemals aus Kali und Salz hervorging, besitzt für das laufende Jahr sogar eine noch günstigere Bewertung wie Nutrien: Der erwartete KGV liegt bei knapp unter 6. Mit einem 10-fachen Gewinn ist das Unternehmen das Folgejahr bewertet, für das Analysten bereits einen erheblichen Rückgang der in diesem Jahr erwarteten Ertragsspitze berücksichtigten.

Vergangenen Donnerstag hielt K+S für Analysten eine Präsentation mit den Jahresergebnissen 2021.

In dieser betonte der Vorstand die starken Marktentwicklungen im 4. Quartal:

Wir haben mit einem EBITDA von 611 Millionen € das stärkste Quartal in unserer Geschichte erreicht. Der größte Beitrag dazu war der höhere Kalipreis. In Verbindung mit einer strikten Kostendisziplin konnten wir die höheren Preise für Fracht, Energie und Rohstoffe mehr als ausgleichen.

Obwohl das Management für seine hohen Investitionsaufwendungen oft harscher Kritik von Seiten der Medien ausgesetzt war, erwiesen sich die Investitionen in die kanadische Pottasche Mine Bethune als  strategisch weitsichtig. So konnte sich K+S für den wichtigen Markt in Nordamerika positionieren sowie in einem der besten Kali-Abbaugebiete der Welt.

Was bei Anlegern für Erleichterung sorgte: Der Vorstand gab an, den Energiebedarf und die Energiekosten durch Finanztransaktionen abgesichert zu haben. Demnach hat das Unternehmen bereits 92% der Energiekosten für 2022 abgesichert und selbst für die beiden Folgejahre 72%.

Trotz der ultrasteilen Kursentwicklungen mit +500% vom Märztief 2020 liegt der Kurs bei K+S heute erst auf dem Niveau von 2013.

Weiteres Kurspotenzial vorhanden

Damals brach das russisch-weißrussische Kali-Kartell zusammen und sorgte zusammen mit tiefen Energiepreisen für höhere Ausfuhren und einem Preisverfall beim Dünger. Dünger- und Agrarzyklen halten in der Regel mehrere Jahre an und könnten nun eine neue historische Spitze erreichen. Von den ehemaligen Rekordständen bei 100 € ist der Kurs von K+S noch weit entfernt. Analytisch betrachtet dürfte über die kommenden zwei Jahre ein Kursniveau von bis zu 50 € oder +100% von den aktuellen Kursen aus möglich sein.

Starke Agraraktien sind zur Inflationssicherung weiterhin sinnvoll

Ich möchte mit meiner Analyse auf gar keinen Fall den Eindruck erwecken, dass Anleger von der kommenden Hungersnot profitieren sollten. Im Gegenteil: Langfristig ist eine deutliche Ausweitung der Investitionen in die Sicherung unserer Versorgung mit wichtigen Grundnahrungsmitteln das oberste Gebot.

In den USA, Lateinamerika und Europa wurden leider wertvolle Anbauflächen genutzt, um sie mit Saaten wie Raps oder Zuckerrohr in Brasilien zur Bioenergiegewinnung und Ethanol-Herstellung zu verwenden. Hier ist nun von Politikern ein Umdenken nötig.

Obwohl die Kurse der weltführenden Düngerhersteller in den letzten Monaten rasant gestiegen sind, befinden wir uns im Investitionszyklus noch immer am Boden.

Viele Düngerhersteller mussten in den letzten Jahren zunächst erhebliche Schulden tilgen, die aus dem vergangenen Zyklushoch stammen. Darum investieren sie zurzeit noch vorsichtig in neue Düngerkapazitäten, die weltweit so dringend gebraucht werden.

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