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Roku: Auf den Spuren von Netflix?!

Marc Rendenbach / 15.07.19 / 19:50

Roku (WKN: A2DW4X) hat seinen Hauptsitz, wie der direkte Konkurrent Netflix, im kalifornischen Los Gatos. Auch beschäftigen sich beide Unternehmen mit dem sogenannten Videostreaming über das Internet. Damit hat es sich dann aber auch schon mit den Gemeinsamkeiten. Denn während Netflix, ursprünglich bekanntlich mal als Online-Videothek gegründet, inzwischen zu einem Anbieter von eigenen Inhalten (Content) mutiert ist, beschränkt sich Roku darauf das Programm bestehender TV-Sender per Internet zu streamen.

Dazu hat man natürlich entsprechende Vereinbarungen mit diesen TV-Sendern getroffen, so dass das Angebot legal ist. Das Angebot von Roku hat dabei Vor- und Nachteile für das Unternehmen selbst und seine Aktionäre sowie die Kunden. Der größte Nachteil ist, dass man bei Roku letztlich nichts anderes bekommt als beim normalen, herkömmlichen, linearen Fernsehen auch. Wobei man sich Sendungen, quasi mit einer Art Online-Videorekorder, immerhin aufzeichnen und diese dann später schauen kann.

Allerdings ist das herkömmliche, lineare Fernsehen in den USA vergleichsweise teuer, was unter anderem ein Grund für den Siegeszug von Netflix war und ist. Hier birgt Roku für den normalen US-amerikanischen TV-Konsumenten somit gewisse Vorteile mit sich, zumal man für sein Geld auch noch einen besseren Service erhält. Allerdings kann man halt – außer man zeichnet sich eine Sendung auf – nur das schauen, was auch gerade läuft. Binge Watching von TV-Serien, wie bei Netflix berühmt, gibt es somit nicht.

Keine eigenen Inhalte bedeuten geringere Kosten

Da Roku keine eigenen Inhalte teuer produzieren lässt, ist die Kostenstruktur des Unternehmens deutlich besser als jene von Netflix. Während Netflix daher in der Vergangenheit bereits mehrfach an der Preisschraube drehen musste, gilt das in diesem Umfang für Roku nicht. Die Kunden von Roku bezahlen daher weniger, bekommen aber natürlich auch weniger. Trotzdem ist das Geschäftsmodell auch und gerade für Anleger somit interessant.

Denn das große Problem von Netflix ist ja bis heute, dass der Konzern zwar auf dem Papier bereits (hoch)profitabel arbeitet, es tatsächlich wegen der hohen Investitionen in eigene Inhalte jedoch nicht ist. Denn die Kosten müssen über viele Jahre (in der Regel 10 Jahre) abgeschrieben werden. Tatsächlich führt das dazu, dass Netflix einen hohen negativen Cashflow ausweist und jedes Jahr massiv neue Schulden anhäufen muss.

So liegt die Verschuldung bei Netflix aktuell schon bei knapp 20,74 Mrd. US-Dollar, wovon ziemlich genau die Hälfte langfristige Schulden sind. Alleine im vergangenen Jahr stiegen die Schulden jedoch um mehr als fünf Milliarden US-Dollar gestiegen, was sich kurzfristig sogar noch weiter beschleunigen dürfte. Insofern funktioniert das Geschäftsmodell von Netflix auch nur deshalb so gut, weil die Zinsen aktuell noch sehr niedrig sind.

Ein kleiner Blick in die Bilanz

Im Vergleich dazu sieht die Bilanz von Roku deutlich stabiler aus. So liegt der aktuelle Schuldenstand bei gerade einmal ca. 267 Mio. US-Dollar, wenngleich diese allesamt kurz- bis mittelfristiger Natur sind. Allerdings sind diese Schulden gut abgedeckt, denn Roku verfügt nicht nur über 236,5 Mio. US-Dollar an Cash/Cash-äquivalenten Mitteln sowie über ca. 27,4 Mio. US-Dollar in kurzfristigen Geldanlagen, sondern auch noch über offene Forderungen in Höhe von mehr als 176,5 Mio. US-Dollar.

Darüber hinaus entwickeln sich die Geschäfte des Unternehmens sehr gut. So konnte Roku seinen Jahresumsatz zwischen 2015 und 2018 von knapp 320 Mio. US-Dollar auf zuletzt mehr als 742,5 Mio. US-Dollar mehr als verdoppeln, was einem durchschnittlichen jährlichen Umsatzwachstum von ca. +32,41% entsprach. Zwar gelang der Gesellschaft bis dato noch nicht der Sprung in die schwarzen Zahlen, der Verlust von weniger als -9 Mio. US-Dollar zuletzt kann man jedoch zumindest als „rote Null“ durchgehen lassen. Oder mit anderen Worten: Roku steht kurz vor Erreichung des Break-Even.

Fundamentale Bewertung der Aktie ist sehr hoch

Aus fundamentaler Sicht muss man konstatieren: Roku verfügte zuletzt über weniger als 30 Mio. zahlende Kunden, wohingegen Netflix hier schon die Marke von 100 Mio. zahlenden Kunden hinter sich gelassen hat. Somit scheint der Börsenwert von ca. 12 Mrd. US-Dollar auf den ersten Blick gar nicht mal so hoch, denn immerhin weist Netflix aktuell eine Market Cap. von knapp 160 Mrd. US-Dollar und damit mehr als dreizehnfache auf.

Beim Umsatz ist Netflix sogar um den Faktor 21 größer – und grundsätzlich ist alleine der Nettogewinn von Netflix fast doppelt so hoch wie der Jahresumsatz von Roku. Allerdings ist Roku eben auch deutlich weniger verschuldet, verbrennt deutlich weniger Geld und verfügt grundsätzlich über ein anderes, jedoch ebenfalls aussichtsreiches Geschäftsmodell. Aber muss man Roku deshalb gleich ein KUV 2019e von fast elf zugestehen?

Hier läuft Roku auf einem modernen Flachbild-TV...

Charttechnisch könnte es trotzdem zu einem Kaufsignal kommen!

Das KGV 2019e bringe ich dabei schon gar nicht ins Spiel. Denn da Roku nahe an der Erreichung des Break-Even-Points dran ist, liegt das KGV 2019e bei weit über 150. Somit ist die Aktie aus fundamentaler Sicht sehr teuer. Charttechnisch hängt die Aktie hingegen aktuell zwischen 100 und 110 US-Dollar. Kann sie diese charttechnische Widerstandszone knacken, würde sie auf ein neues Allzeithoch klettern und somit ein Kaufsignal mit Kursziel 135 US-Dollar generieren.

Grundsätzlich eignet sich die Aktie, wie auch das Papier des Konkurrenten Netflix, nur für eher spekulative Anleger. Diese können daher durchaus mutig sein und auf das angesprochene Kaufsignal spekulieren. Wer mutig genug ist, kauft die Aktie daher unter 105 US-Dollar mit einem Kursziel von 135 US-Dollar auf Sicht von sechs bis zwölf Monaten. Dabei ist dann jedoch die Platzierung eines Stoppkurses, leicht unterhalb von 95 US-Dollar, essentiell.

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