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Novavax: Das wäre eine Sensation!

Simon Ruić / 21.04.22 / 11:07

Seit Mitte Dezember geht es für die Aktie von Novavax (WKN: A2PKMZ) beinah steil bergab: Das Papier fiel in dem Zeitraum von rund 220 auf 53,72 US$. Nun liefert der US-Konzern ermutigende Studienergebnisse seines neuen Corona-Grippe-Kombinationsimpfstoffs. Anleger warten auf das entscheidende Signal, dass der Wirkstoffentwickler seine Produktionsprobleme in den Griff bekommt.

Novavax ist ein US-amerikanisches Pharma-Unternehmen, dessen Covid-19-Impfstoff seit Februar in der EU erhältlich ist. Anders als etwa bei den Konkurrenten Moderna und BioNTech basiert das Vakzin der US-Firma auf einem klassischen Wirkmechanismus. An der Börse hat das Unternehmen aus Gaithersburg, ‎Maryland derzeit einen Wert von 4,1 Milliarden US$.

Aussichtsreicher kombinierter Covid-Grippe-Impfstoff

Novavax meldete am Mittwoch Fortschritte bei der Entwicklung eines Covid-Influenza-Kombinationsimpfstoffs. Es handelt sich dabei um eine Mischung aus dem Corona-Vakzin des Unternehmens NVX-CoV2373 und einem neuen Grippe-Impfstoffkandidaten. Die vorläufigen Ergebnisse der Phase 1/2-Studie des Kombinationswirkstoffs hätten gezeigt, dass das Mittel „praktikabel, verträglich und immunogen“ sei, so das Unternehmen.

Gregory Glenn, Präsident für Forschung und Entwicklung bei Novavax, sagte:

Wir sind ermutigt durch diese Daten und den möglichen Weg in die Zukunft für einen Kombinationsimpfstoff aus COVID-19 und Influenza sowie für Einzelimpfstoffe gegen Influenza und COVID-19.

Das Sicherheits- und Verträglichkeitsprofil des Kombinationsimpfstoffs stimmte demnach mit den Referenzformulierungen des Einzelimpfstoffs NVX-CoV2373 und des neuen Grippeimpfstoffs überein, so das Pharma-Unternehmen. Die Kombination erwies sich Firmenangaben nach zudem als allgemein gut verträglich. Diese Ergebnisse stützen eine Phase-2-Bestätigungsstudie, die voraussichtlich Ende dieses Jahres beginnen wird, so Novavax.

Der beste Corona-Impfstoff?

Nuvaxovid, so die EU-Bezeichnung des Novavax-Mittels, besteht aus virusähnlichen Partikeln, die das Spike-Protein des Coronavirus enthalten. Der Körper erkennt das Protein als fremd und fährt das Immunsystem hoch, spezifische Antikörper bilden sich.

Oft ist bei dem Wirkstoff die Rede von einem Totimpfstoff. Das ist jedoch nicht ganz korrekt. Totimpfstoffe enthalten deaktivierte Krankheitserreger, im Novavax-Präparat werden hingegen keine echten Virusteile verwendet. Treffender ist daher die Bezeichnung Proteinimpfstoff.

Laut Zulassungsstudie hat Nuvaxovid eine Wirksamkeit von 90 Prozent – genauso viel wie die begehrten mRNA-Vakzine. Gegen mache Virusvarianten wirkt das Mittel demnach sogar noch stärker – und das bei milderen und selteneren Nebenwirkungen. Eine Reihe von Public-Health-Experten hält das Vakzin daher für den derzeit besten zugelassenen Impfstoff gegen Covid-19.

Schwache Nachfrage in Deutschland

Besonders das mediale Interesse an Nuvaxovid war in Deutschland vor der Markteinführung groß. Auch in den Gesundheitsministerien der Bundesländer verbreitete sich die Hoffnung, dass sich mit dem Novavax-Serum auch Impfskeptiker vom Corona-Schutz überzeugen ließen. Das Mittel wurde vorrangig Beschäftigten im Gesundheitswesen angeboten, da ab dem 15. März in der Branche eine einrichtungsbezogene Impfpflicht gilt.

Die Hoffnungen der Landesregierungen haben sich jedoch nicht bestätigt. In den meisten Kliniken lassen sich die Beschäftigen mit einer Nuvaxovid-Impfung an beiden Händen abzählen. Allgemein ist die Nachfrage in Deutschland ebenfalls geringer als angenommen: In den ersten dreieinhalb Wochen wurden von den 1,5 Millionen gelieferten Dosen nur rund 53.000 verimpft. Im selben Zeitraum erhielten fast 2 Millionen Menschen hierzulande eine Dosis von BioNTech oder Moderna.

Weltweit 2 Milliarden Dosen bestellt

In Schwellenländern läuft das Impfprogramm von Novavax besser: Das Mittel ist in Regionen wie Indien, Indonesien und auf den Philippinen beliebt, weil es auch bei Kühlschranktemperaturen gelagert werden kann – im Gegensatz zu den mRNA-Vakzinen von BioNTech und Moderna.

Der US-Konzern hat nach eigenen Angaben Lieferverträge im Volumen von insgesamt über 2 Milliarden Dosen vereinbart – 110 Millionen für die USA und 430 für weitere Industrienationen. Neben dem Vereinigten Königreich, Australien und Süd-Korea ist Nuvaxovid neuerdings auch in Japan zugelassen.

Auftragsfertiger mit Schwierigkeiten

Die angegebenen Bestellmengen würden Novavax einen Umsatz in zweistelliger Milliardenhöhe sichern. Ob diese Einnahmen tatsächlich realisiert werden ist jedoch alles andere als klar. Mitte Februar hatte Novavax-Chef Stan Erck zwar forsch verkündet, dass er „innerhalb von Wochen“ mit einer US-Zulassung rechne. Die Lizenz durch die zuständige Behörde FDA steht jedoch nach wie vor aus – und das nicht ohne Grund. So konnte der Pharma-Konzern dem Vernehmen nach noch immer keine Daten vorlegen, die eine konstante Produktionskapazität belegen würden.

In der Vergangenheit hatten bei Novavax mehrfach Produktionsprobleme für Unsicherheit gesorgt. Das komplexe Herstellungsverfahren für proteinbasierte Vakzine stellt die Auftragsfertiger, darunter das indische Serum Institute, vor Herausforderungen. Offenbar konnte der Wirkstoff lange Zeit nicht in der geforderten Reinheit produziert werden. Die jährliche Gesamtproduktion dürfte daher nicht mehr als 400 Millionen Dosen betragen, schätzt die britische Analysefirma Airfinity.

Fazit: US-Zulassung abwarten

Mit seinem Kombinationsimpfstoff hat Novavax offenbar wieder ein ausgezeichnetes Produkt in der Pipeline, dass im Falle einer Zulassung durch sein Alleinstellungsmerkmal eine hohe Nachfrage verspricht.

Bei der Massenproduktion der Proteinvakzine hapert es jedoch. Solange nicht auch die FDA grünes Licht für Nuvaxovid gibt, scheinen mir weitere Schwierigkeiten und Verzögerungen vorprogrammiert. Bevor der Pharma-Konzern die US-Lizenz nicht in der Tasche hat, sollten risikoscheue Anleger bei der Novavax-Aktie aus meiner Sicht vorerst an der Seitenlinie bleiben.

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