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Nio: Nach dem Crash kaufen?

Simon Ruić / 25.03.22 / 17:31

Nio (WKN: A2N4PB) wächst kräftig, rutscht jedoch tiefer in die Verlustzone. An der Börse kamen die am späten Donnerstag vorgelegten Jahreszahlen nicht gut an: Die Aktie rutschte um -9,6% auf 19,88 US$ ab. Zusammen mit anderen chinesischen E-Autobauern versucht der Konzern nun, in Europa Fuß zu fassen. Mit seinem Alleinstellungsmerkmal könnte dem Luxus-SUV-Hersteller der Markteinstieg gelingen.

Nio ist ein E-Auto-Start-up im Premium-Segment, das von vielen als das chinesische Pendant des kalifornischen Branchenpioniers Tesla gesehen wird. Obwohl das Unternehmen erst 2014 gegründet wurde, belegt es bereits den 5. Platz der meistverkauften reinen E-Autos in China. An der New Yorker Börse hat der Autobauer derzeit einen Wert von knapp 36 Milliarden US$.

Starkes Wachstum, höhere Verluste

Am späten Donnerstag hat Nio nun seine Ergebnisse für das Schlussquartal und das Gesamtjahr 2021 veröffentlicht. Kurzum: Der Umsatz übertrifft dank des E-Auto-Booms in China die Schätzungen, in Q4 erhöhten sich jedoch die Verluste. Die Meldung schickte die Aktie auf Talfahrt: Mit einem Tagesminus von 9,6% notiert der Titel nur noch bei 19,88 US$.

So hat das Unternehmen im vierten Quartal gut 25.000 Fahrzeuge abgesetzt – über 44% mehr als in Vorjahr. Der Konzernumsatz erhöhte sich gegenüber dem Vorjahreszeitraum um fast die Hälfte auf 9,9 Milliarden Yuan. Damit übertraf der Autobauer die Konsensschätzung der von Visible Alpha befragten Analysten (9,75 Milliarden Yuan).

Dennoch rutschte der Luxus-SUV-Fabrikant tiefer in die roten Zahlen: Der den Anlegern zurechenbare Nettoverlust stieg um 46% auf 2,18 Milliarden Yuan. Angesichts des intensiven Wettbewerbs auf dem E-Mobilitäts-Markt gab der Konzern zwischen Oktober und Dezember 1,83 Milliarden Yuan für Forschung und Entwicklung aus – über 120% mehr als im Vorjahresquartal.

Im Gesamtjahr 2021 hat Nio die Zahl der abgesetzten Fahrzeuge auf gut 91.400 mehr als verdoppelt. Damit blieb das Start-up zwar hinter Konkurrent XPeng (98.100) zurück, zog jedoch an Li Auto (90.500) vorbei. Der Umsatz stieg damit gegenüber dem Vorjahr um 122% auf 36,1 Milliarden Yuan. Unter dem Strich wies der Autobauer für das abgelaufene Jahr einen Nettoverlust von 10,6 Milliarden Yuan aus – ein fast doppelt so hoher Fehlbetrag wie vor einem Jahr.

Wie der Rest der Automobilindustrie leidet auch Nio unter Lieferkettenstörungen und der Verknappung von Halbleitern. Trotz dieser Herausforderungen rechnet der Vorstand um CEO und Gründer Li Bin im laufenden Quartal gegenüber dem Vorjahreszeitraum mit weiterem kräftigen Wachstum. Vorgesehen sind 25.000 bis 26.000 Auslieferungen, was einem Plus von bis zu 30% entspricht. Der Umsatz soll in einer Spanne von 9,6 bis 10 Milliarden Yuan landen – ein Wachstum zwischen 20 und 25%.

Zweitnotiz in Hongkong

Seit zwei Wochen ist die Nio-Aktie neben New York auch an der Hongkonger Börse gelistet. Mit dem Schritt folgte das Elektro-Start-up den ebenfalls an der Wallstreet gehandelten chinesischen Herstellern Xpeng und Li Auto, die letztes Jahr ein Zweit-Listing in der asiatischen Finanzmetropole starteten.

Im Gegensatz zu seinen Konkurrenten entschied sich Nio jedoch für eine Hongkong-Notierung auf dem Wege der Einführung, also ohne Finanzierung und Verkauf neuer Aktien. Für Unternehmen, die bereits anderswo gehandelt werden, stellt diese Methode einen leichteren Zugang zu einem neuen Markt dar.

Nio bringt Batterie-Tausch-System nach Europa

Da Peking derzeit seine Kaufprämien für E-Autos schrittweise kürzt, baut Nio wie einige andere chinesische Hersteller Vertriebsstrukturen in Europa auf. Im vergangenen Herbst öffnete das erste Nio-House in Norwegen. Nun sucht der Autobauer auch in Deutschland Immobilien für seine Showrooms. Vorgesehen sind zunächst die Standorte Hamburg, Berlin, Frankfurt und München. Parallel planen die Chinesen Markteintritte in den Niederlanden, Schweden und Dänemark.

Was Nio von anderen E-Autos unterscheidet: Statt sich mit langen Ladezeiten aufzuhalten, können Kunden Tauschstationen anfahren und ihren Akku dort innerhalb von drei Minuten vollautomatisch wechseln lassen. In China gibt es bereits eine entsprechende Infrastruktur in mehreren Städten und auch in Norwegen sind bereits einige Battery Swapping Stations errichtet.

Chinas Märkte bleiben schwankungsanfällig

Das Unternehmen ist noch einige Jahre von der Profitabilität entfernt. 2024 könnte sich Analysten zufolge das Nettoergebnis erstmals in den grünen Bereich schieben. Als Wachstumsunternehmen auf einem aussichtsreichen Markt hat Nio eine starke Ausgangsposition und besitzt mit seinem Batterie-Tausch-System ein cleveres Alleinstellungsmerkmal.

Sollte Nios simple, aber elegante Batterie-Tausch-Lösung bei Europäern verfangen, kann der Markteintritt gelingen und in zwei Jahren tatsächlich erste Gewinne sprudeln lassen. Die China-Aktie bleibt jedoch vorerst hochvolatil. Nur wer sich diesem Kursrisiko aussetzen kann, sollte ein Investment in Erwägung ziehen.

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