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Netflix: Angst vor Walt Disney ist absolut nicht angebracht

Marc Rendenbach / 17.04.19 / 19:07

Ende März hat Apple seinen eigenen Video-Streaming-Dienst Apple TV+ vorgestellt. Vor wenigen Tagen legte dann auch noch Walt Disney mit der Ankündigung seines Video-Streaming-Dienstes Disney+ nach. Während die Ankündigung von Apple relativ wenig Auswirkungen auf die Apple Aktie hatte, kam es bei Walt Disney durch die entsprechende Ankündigung zu einem Kurssprung. Zudem verlor die Aktie des Platzhirsches Netflix (WKN: 552484) am gleichen Tag deutlich an Wert. Ist Disney+ also tatsächlich eine Gefahr für Netflix?

Nun, die Aktie von Walt Disney konnte die Kursgewinne infolge der Ankündigung von Disney+ bisher weitestgehend verteidigen. Das spricht dafür, dass viele Anleger Walt Disney gute Chancen auf einen Erfolg von Disney+ zugestehen. Die Aktie von Netflix jedoch konnte die zuvor gesehenen Kursverluste jedoch schnell wieder ausbügeln. Dies wiederum spricht dafür, dass viele Anleger durch Disney+ noch nicht das Ende der Erfolgsstory von Netflix gekommen sehen.

Bevor ich gleich zu den gestern vorgelegten Quartalszahlen und deren Bewertung komme, möchte ich an dieser Stelle betonen, dass ich das ähnlich beurteile. Der Markt für Video-Streaming ist nämlich meines Erachtens groß genug für mehrere Anbieter. Insofern können Netflix und Disney+ sicherlich ebenso co-existieren, wie ja auch Netflix und Amazon Prime Video co-existieren konnten.

Quartalszahlen im Rahmen der Erwartungen

Gestern Abend nun hat Netflix seine aktuellen Quartalszahlen veröffentlicht. Demnach gewann der weltgrößte Video-Streaming-Anbieter im ersten Quartal weltweit 9,6 Mio. neue Kunden, davon 7,86 Mio. im internationalen Geschäft. Folglich stieg der Quartalsumsatz um +22,2% auf 4,52 Mrd. US-Dollar und schlug somit die Konsensschätzungen von 4,49 Mrd. US-Dollar leicht. Zugleich konnte Netflix mit einem Gewinn je Aktie von 0,76 US-Dollar alle Prognosen (0,57 US-Dollar je Aktie) pulverisieren.

Gewinn? Netflix verbrennt doch massiv Geld! Das ist richtig, zeigt sich jedoch nicht in der Gewinnentwicklung, sondern in der Entwicklung des Cashflows. Denn die hohen Kosten für die Produktion neuer Inhalte werden über mehrere Jahre abgeschrieben, wohingegen die Einnahmen (in erster Linie die Abonnementgebühren, die die Kunden bezahlen) natürlich direkt anfallen. Alles in allem muss man daher konstatieren, dass das Zahlenwerk sehr gut ausschaut, auch wenn der Cashflow mit -380 Mio. US-Dollar noch negativer ausfiel als erwartet.

Netflix, Headquarter in Los Gatos, Kalifornien (USA)

Ausblick etwas mau, aber...

Folglich sagte das Management auch, dass der Cashflow im Gesamtjahr 2019e noch etwas negativer ausfallen könnte als bisher in Aussicht gestellt. Bisher erwartete man hier ca. -3,0 Mrd. US-Dollar, nun könnten es sogar bis zu -3,5 Mrd. US-Dollar werden. Allerdings möchte man den Cashflow in den kommenden Jahren sukzessive verbessern, wofür ein entsprechendes Nutzerwachstums natürlich essentiell ist.

Umso besser kam daher auch die Aussage des Vorstands an, dass man durch neue Mitbewerber wie Disney+ keine negativen Auswirkungen auf das eigene Nutzerwachstum erwarte. Spätestens mit dieser Aussage gelang es dem Vorstand um CEO Reed Hastings Analysten und Anteilseigner zu beruhigen. Daher drehte die Aktie, die nachbörslich zeitweise fast -10% verloren hatte, umgehend wieder um – und notiert im börslichen Handel in den USA inzwischen sogar wieder leicht im Plus.

Fazit: Netflix wird seinen Weg weiter gehen!

Netflix startete ursprünglich mal als DVD-Verleiher. Als man dann sein Geschäftsmodell auf das Video-Streaming umstellte, erschien dies vielen Aktionären zunächst zu riskant – und die Aktie crashte. Schon wenige Tage später waren die massiven Kursverluste seinerzeit wieder aufgeholt und die große Kursrally der Aktie begann. Wenn ein Unternehmen also Kritik an seinem Geschäftsmodell kennt, dann Netflix. Trotzdem ging das Management stets unbeirrt seinen Weg.

Im Nachhinein war die früh- und damit vor allen Dingen rechtzeitige Umstellung des Geschäftsmodells ein Volltreffer. Dies erkannte als erstes Amazon und griff Netflix mit Amazon Prime Video frontal an. Damals meinten viele Experten, dass dies das Ende von Netflix bedeuten könnte. Denn Amazon hatte noch fast jeden Wettbewerber in die Knie gezwungen und zudem durch die Quersubventionierung seines Video-Streaming-Dienstes auch die tieferen Taschen.

Kamera bei der Produktion von neuen Inhalten für Netflix

Reed Hastings und Co. aber blieben cool und wehrten die Attacke von Amazon ab. Jetzt greifen plötzlich Apple und Walt Disney an und schon wieder werden einige Anleger nervös. Dabei hat es Apple bisher noch nicht einmal geschafft die Nummer 1 im Musik-Streaming, Spotify, vom Thron zu stürzen. Warum also diese Angst vor Apple und Walt Disney? Ich kann diese nicht nachvollziehen und finde deren Einstieg in das Video-Streaming-Geschäft sogar eher positiv.

Schließlich zeigen diese Angriffe auf Netflix, dass das Geschäftsmodell Video-Streaming wohl sehr zukunftsträchtig ist. Daher würde ich mich als Netflix-Aktionär auch nicht nervös machen lassen. Sollte die Aktie kurzfristig unter stärkeren Abgabedruck kommen, wäre das eher eine (Nach)Kaufchance, zumindest wenn Apple, Walt Disney und Co. der Grund hierfür sind. Einzig und allein stark steigende Zinsen, besonders in den USA, sehe ich – angesichts der hohen Cash Burn Rate von Netflix – als echte Gefahr an!

Zugehörige Kategorien: Technologie-Aktien
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