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MAN: Das solltest Du jetzt wissen

Marco Messina / 18.09.20 / 10:20

Etwas überraschend müssen die letzten verbliebenen Aktionäre des LKW- und Nutzfahrzeugherstellers MAN (WKN: 593700) noch bis ins Jahr 2021 Geduld walten lassen. Das Schmerzensgeld sollte für die paar Monate Verzögerung aber ordentlich entschädigen.


Eigentlich war alles perfekt orchestriert, um die Jagd auf die letzten Aktien auf einen der führenden Hersteller von Nutzfahrzeugen in Europa noch in diesem Jahr zu Ende zu führen. Doch die eigentlich im Februar beschlossene Zwangsabfindung (Squeeze-out) der verbliebenen Aktionäre des Traditionskonzerns wird in diesem Jahr nun doch nicht mehr umgesetzt.

Traton teilte am Donnerstagabend in München mit:

Die MAN SE soll sich zunächst auf ihre Aufgaben aus der (...) angekündigten Neuausrichtung und die Bewältigung der Auswirkungen der Covid-19-Pandemie konzentrieren. Die vollständige gesellschaftsrechtliche Integration der MAN SE in die TRATON SE soll in 2021 weiter vorangetrieben werden.

Nun wird also erst in 2021 kräftig Kasse gemacht. Dabei hätte alles so schön sein können. Vor wenigen Tagen hatte der Mehrheitseigentümer Traton sein Übernahmeangebot für den Erwerb sämtlicher in Umlauf befindlicher Stammaktien der Navistar überraschenderweise deutlich von 35 USD auf 43 USD pro Aktie in bar erhöht.

Ein deutliches Signal, schließlich liegt die Übernahmeprämie um rund +75 Prozent über dem Aktienkurs vor Bekanntwerden des Übernahmeangebotes. Darüber hinaus wurde MAN und der MAN Truck & Bus, der wichtigsten operativen Tochtergesellschaft der MAN, eine umfassende und tiefgreifende Neuausrichtung mit Sprengstoffcharakter aufgedrückt.

Damit war alles bereit, um auch das letzte Mosaiksteinchen für den Traton-Konzern zu setzen. Doch gestern Abend kam es bekanntlich anders als von vielen erwartet.

Schiefe Töne aus dem Orchestergraben

Nachdem der Verwaltungsrat des US-Unternehmens Navistar das auf 43 USD erhöhte Angebot am Montag dieser Woche als deutlich zu niedrig bewertete, dürften in München die Telefon- und Videokonferenzdrähte geglüht haben. Mit einer schnellen Übernahme der Amerikaner ist nicht zu rechnen, selbst nicht mit einem Aufschlag in der angekündigten Höhe.

Hinzu kam, dass die strukturellen Veränderungen bei MAN auf wenig Gegenliebe bei den Arbeitern und Gewerkschaften gestoßen ist. Das sorgsam vorbereitete Orchester geht in der Kürze der Zeit nicht auf. Die neusten Ereignisse in der COVID-19-Pandemiewelle machen das Umfeld zusätzlich wieder schwieriger.

Die zu beschließende Hauptversammlung der LKW-Herstellers mit dem Übernahmeversuch in den USA und dem Kampf mit den Arbeitnehmervertretern in Deutschland hätten zu viel Energie gekostet, um das jetzt in nur noch knapp 90 Tagen durchzupreschen.

Ich hoffe zumindest inständig, dass diese Entscheidung wirklich erst im Nachgang durch diese beiden Ereignisse ausgelöst worden ist. Ansonsten sollten die Behörden einmal genauer hinschauen. Diese Mitteilung hätte ansonsten eher am Kapitalmarkt kommuniziert werden müssen.

Aufgeschoben ist nicht aufgehoben

Nur noch 5,6 Prozent der MAN-Aktien befinden sich im Streubesitz. Beim aktuellen Kursniveau dürfte die Abfindung, auch wenn es nur noch ein so geringer Anteil ist, nahezu eine halbe Milliarde Euro verschlingen. In Anbetracht der wichtigeren Baustellen ist die angekündigte Verschiebung ins Jahr 2021 aus Unternehmenssicht sinnvoll.

Natürlich werden heute einige Glücksjäger, die nur auf den schnellen Euro aus waren ihre Papiere auf den Markt schmeißen. Die Aktie ist bekanntlich markteng und heute im Vormittagshandel auf 43 Euro nach. Ein gefundenes Fressen für Anleger mit dem langen Atem und ohne Zockermentalität. Wobei ich einen Anlagehorizont von 12-15 Monaten nicht mal als lang erachten möchte.

Aufgeschoben ist nicht aufgehoben und eine MAN, die tiefgreifende Strukturveränderungen und Kosteneinsparungen umgesetzt hat, dürfte eher noch teurer für Traton werden.

Eines sollte jedem Anleger klar sein: Die komplexe Struktur mit Volkswagen, Traton und MAN und eigentlich auch noch Audi, die allesamt börsennotiert sind, verschlingt viel zu viele Ressourcen.

Der Squeeze-out bei Audi ist bereits durch und dürfte jetzt bald ins Handelsregister eingetragen werden, wenn gleiches bei der MAN passiert ist nur noch eine Frage von Monaten und der Preis dafür wird extrem heiß sein. Ich behalte diese Position weiterhin in meinem langfristigen Depot als nahezu sicheren Renditebringer.

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Interessenkonflikt: Autor, Herausgeber, Mitarbeiter halten selbstverständlich Aktien der hier besprochenen Unternehmen. Somit besteht konkret und eindeutig ein Interessenkonflikt. Autor, Herausgeber, Mitarbeiter beabsichtigen die Aktien – je nach Marktsituation auch kurzfristig – zu kaufen oder zu veräußern und könnten dabei von erhöhter Handelsliquidität profitieren.

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