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Lyft: Nicht nur für Warren Buffett kein Kaufkandidat

29.03.19 / 19:01

In den nächsten Wochen und Monaten stehen einige große Börsengänge (IPOs) in den USA auf dem Programm. Den Anfang machte vor kurzem der Jeanshersteller Levi Strauss & Co. Heute folgte nun der Fahrdienst-Vermittler Lyft, seines Zeichens wohl der größte Konkurrent von Uber. Neben eben jener Uber planen jedoch auch noch einige weitere Unternehmen wie bspw. AirBNB oder Pinterest ihren Börsengang.

Dabei hilft es den noch an die Börse strebenden Unternehmen sicherlich, dass die bisherigen IPOs sehr erfolgreich waren. So wurde die Aktie von Levi Strauss & Co. zu 17,00 US-Dollar ausgegeben und notiert inzwischen schon über 22,00 US-Dollar, was Kursgewinnen von über +30% in nur wenigen Tagen entspricht. Noch einen Tick erfolgreicher scheint aber nun sogar Lyft, auch wenn die Kursgewinne noch nicht ganz an die bei Levi Strauss & Co. heranreichen.

Denn ursprünglich hatte Lyft seine Aktien in einer sogenannten Bookbuildingspanne zwischen 62,00 und 68,00 US-Dollar angeboten. Aufgrund der hohen Nachfrage wurde die Preisspanne dann jedoch bereits im Vorfeld der Erstnotiz auf 70,00 bis 72,00 US-Dollar angehoben – und die Aktie dann schließlich am oberen Ende dieser neuen Spanne zu 72,00 US-Dollar emittiert. Dennoch notiert der Titel aktuell mit über 85,00 US-Dollar deutlich im Plus. Sollte man daher kaufen?

Warren Buffett hat seit 1950 an keinem Börsengang mehr teilgenommen

Im US-TV-Sender CNBC wurde gestern kein Geringerer als Starinvestor Warren Buffett zu seiner Einschätzung von Lyft befragt. Daraufhin antwortete er, dass er seit 1950 beim damaligen Börsengang von Ford an keinem IPO mehr teilgenommen habe. Denn im Zuge eines Börsengangs suchten meistens die frühen Investoren die Möglichkeit zu einem für sie besonders guten Ausstieg. Daher seien solche Börsengänge in der Regel keine guten Kaufgelegenheiten.

Bezogen auf Lyft meinte er, dass er ohnehin keinen Cent in ein Unternehmen investieren werde, dass bisher tiefrote Zahlen schreibe und von den Anlegern an der Börse mit über 25 Mrd. US-Dollar bewertet werde. Um diesen Börsenwert zu rechtfertigen, müsse Lyft in fünf Jahren mindestens 3,5 Mrd. US-Dollar vor Steuern im Jahr verdienen, was er – bei aller Wachstumsphantasie – für unrealistisch halte. Natürlich könne er mit seiner Einschätzung falsch liegen. Aber wichtiger sei ihm, dass er seiner Linie treu bleibe.

Zahlenwerk sieht in der Tat grausam aus, aber...

Schaut man sich die zum Börsengang vorgelegten Geschäftszahlen für 2018 an, sehen diese in der Tat grausam aus. Zwar gelang es Lyft seinen Jahresumsatz auf 2,2 Mrd. US-Dollar zu verdoppeln. Zugleich erzielte die Gesellschaft jedoch einen Verlust in Höhe von 911 Mio. US-Dollar. Durch den Börsengang erlöst der Konzern nun ca. 2,2 Mrd. US-Dollar, was bei einer gleichbleibenden Cash Burn Rate für ca. 2 ½ Jahre genügen würde.

Allerdings möchte Lyft im laufenden Geschäftsjahr 2019e seinen Jahresumsatz um +56% auf ca. 3,43 Mrd. US-Dollar sowie im kommenden Geschäftsjahr 2020e um weitere +30% auf dann ca. 4,46 Mrd. US-Dollar steigern und zugleich die Verluste deutlich reduzieren. Sollte dies gelingen, könnte das Geld aus dem Börsengang durchaus bis zur Erreichung des Break-even ausreichen. Die Gefahr einer Pleite erscheint daher aktuell sehr gering.

Einen Jahresgewinn von 3,5 Mrd. US-Dollar vor Steuern wird Lyft jedoch schon wegen des harten Konkurrenzkampfs mit Marktführer Uber wohl kaum schaffen. Insofern ist die Aktie mit einem aktuellen KUV von knapp 13, auch wenn dieses für 2019e auf ca. 8,3 sinken soll, in der Tat sehr hoch bewertet. Kein Wunder also, dass neben Warren Buffett auch einige andere von verschiedenen US-Finanzmedien befragte Experten zur Zurückhaltung raten.

Fazit: Abwarten bis sich die Hysterie gelegt hat!

Mein Fazit für diese Aktie lautet daher, dass man wohl in der Tat abwarten sollte bis sich die Hysterie um diesen Börsengang gelegt hat. Denn ähnlich euphorisch wurde vor mehr als 1 ½ Jahren auch Snap, das Unternehmen hinter SnapChat, an der Börse begrüßt. Nachdem die Anfangseuphorie dann verflogen war, brach die Aktie schließlich völlig in sich zusammen. Im Tief konnte man sie dann für weniger als die Hälfte des Preises zum Börsengang einsammeln.

Natürlich kann heute niemand wissen, ob es bei Lyft ähnlich wie bei Snap oder selbst Facebook läuft und man die Aktie nochmal deutlich günstiger bekommt. Aber wenn dem so ist, ist man bei der Talfahrt besser nicht dabei. Kommt es dagegen nicht zu einem solchen Einbruch, kann man immer noch einsteigen, selbst wenn man ein paar US-Dollar mehr hinlegen muss. Diese Sicherheit wäre mir das auf jeden Fall wert. Allerdings muss ich Sie an dieser Stelle auch ein wenig warnen.

Denn da der Börsengang des größten Konkurrenten Uber auch bald bevorsteht und sich zudem die Insider bei Lyft dazu verpflichtet haben für einige Monate nach der Erstnotiz keine Aktien zu veräußern, besteht durchaus die Möglichkeit, dass die Aktie in den kommenden Wochen und Monaten erst noch eine Kursrally aufs Börsenparkett zaubert, ehe dann der mögliche Absturz beginnt.

Wer darauf setzen möchte, kann das natürlich versuchen, sollte sich aber der immensen Risiken bewusst sein und rechtzeitig seine Tradinggewinne realisieren. Alle anderen sollten sich durch die möglicherweise zunächst steigenden Kurse nicht zu verrückt machen lassen und geduldig abwarten. Denn eine Kursrally bis auf 100,00 US-Dollar nützt nicht viel, wenn es die Aktie dann anschließend vielleicht nochmal für weniger als 50,00 oder sogar 40,00 US-Dollar geben sollte!

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