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LEONI: Wer übernimmt den angeschlagenen Automobilzulieferer?

21.03.19 / 10:24

Wenig zu feiern hatten in den letzten Monaten die Aktionäre von LEONI (WKN: 540888). Notierte die Aktie Ende Januar 2018, also vor etwas mehr als einem Jahr, im Hoch über 65,00 Euro, gibt es den Titel inzwischen für knapp 18,00 Euro. Damit hat sich die Aktie innerhalb von etwas mehr als einem Jahr mehr als gedrittelt, genau genommen betragen die Kursverluste mehr als -72%. Daher stellen sich viele Anleger zurzeit auch die Frage, ob das jetzt nicht eine gute Einstiegsgelegenheit ist?

Die Frage muss man mit einem klaren Jein beantworten. Denn prinzipiell gilt natürlich schon der Ratschlag von Börsenaltmeister André Kostolany, dass man Aktien sogenannter gefallener Engel günstig einsammeln und diese dann langfristig halten sollte. Die Frage, die sich dabei nur stellt ist, ob die aktuellen Kurse um 18,00 Euro wirklich schon die Tiefstkurse darstellen. Versuchen wir mal das gemeinsam zu eruieren!

Grundsätzlich hat LEONI in 2018 einen Jahresumsatz von 5,1 Mrd. Euro sowie einen Gewinn vor Zinsen und Steuern (EBIT) von 144 Mio. Euro erzielt. Damit wurde die ursprüngliche Umsatzprognose leicht übertroffen, die ursprüngliche Gewinnprognose jedoch verfehlt. Für das laufende Geschäftsjahr 2019e lag die bisherige Prognose bei einem Jahresumsatz von 5,2 Mrd. Euro sowie einem EBIT-Gewinn zwischen 100 und 130 Mio. Euro.

CFO geht, Unternehmensteile stehen zur Disposition, kein Ausblick auf 2019 mehr

Am vergangenen Sonntag, dem 17. März 2019, ließ LEONI dann aber eine Bombe platzen. So vermeldete man zunächst den außerplanmäßigen Abgang von Finanzvorstand (CFO) Karl Gadesmann. An dessen Stelle rückt interimistisch der amtierende CEO Aldo Kamper, der damit beide Funktionen in Personalunion ausübt. Nur fünf Minuten später vermeldete das Unternehmen dann auch noch eine erneute Revision des Ausblicks.

Konkret verweigert das Management, das nun ja in erster Linie nur noch aus Aldo Kamper besteht, einen Ausblick auf 2019 komplett. So möchte man das Restrukturierungsprogramm VALUE 21 – wie allerdings zuvor schon angekündigt – verstärkt umsetzen, um so bis 2022 rund 500 Mio. Euro jährlich einsparen zu können. Dadurch soll in einem stabilen Marktumfeld die EBIT-Marge um 2-3% und der Free Cashflow sogar um 4-5% gesteigert werden können.

Allerdings fallen dadurch auch Restrukturierungskosten in Höhe von bis zu 120 Mio. Euro an, wovon ein Großteil in 2019 und 2020 verbucht werden muss. Zur weiteren Verbesserung der geschäftlichen Aufstellung der Gesellschaft stehen zudem Unternehmensteile im Gesamtwert von bis zu 500 Mio. Euro zur Disposition. Am Ende soll LEONI so zu einer Finanzholding mit zwei unternehmerisch eigenständigen Divisionen umgebaut werden.

Übernahmekandidat – trotz sehr volatiler Gewinnentwicklung?

Zwischen 2014 bis 2018 konnte LEONI zwar seinen Jahresumsatz beständig – von 4,1 auf zuletzt 5,1 Mrd. Euro steigern (ca. +5,6% p.a.). Zugleich schwankte die Gewinnentwicklung jedoch beträchtlich. Erzielte man 2014 noch ein EBIT von über 180 Mio. Euro, brach dies bis 2016 um mehr als die Hälfte auf weniger unter 80 Mio. Euro ein. 2017 konnte das EBIT dann auf über 225 Mio. Euro wieder fast verdreifacht werden. Umso dramatischer ist somit der erneute heftige Einbruch des EBIT-Gewinns im Jahr 2018 sowie die Ankündigung in 2019e wohl sogar Verluste ausweisen zu müssen, weshalb auch die Dividende gestrichen wurde.

Der ein oder andere Analyst sieht daher inzwischen die Kapitalausstattung der Gesellschaft schon als so schwach an, dass sogar eine Kapitalerhöhung erwartet wird. Da eine solche Kapitalerhöhung natürlich zu den derzeit sehr niedrigen Aktienkursen durchgeführt werden müsste, wäre das in der Tat natürlich sehr unschön. Es sei denn durch eine solche Kapitalerhöhung würde sich ein anderes Unternehmen bei LEONI einkaufen. In diesem Zusammenhang kommt einem dann natürlich sofort Motherson Sumi aus Indien in den Sinn. Denn diesem Unternehmen wurde ja schon vor wenigen Wochen Interesse an einem Einstieg oder sogar einer Komplettübernahme von LEONI nachgesagt.

Fazit: Einstieg oder Komplettübernahme von LEONI sehr wahrscheinlich!

In der Tat würden Motherson Sumi aus Indien und LEONI sehr gut zusammen passen. Natürlich wäre ein Kauf zum gegenwärtigen Zeitpunkt mit gewissen Risiken verbunden. Allerdings könnten diese durch eine von Motherson Sumi gezeichnete Kapitalerhöhung minimiert werden. Denn damit würden die Inder LEONI finanziell aus der Bredouille helfen, so dass CEO Aldo Kamper das Unternehmen in aller Ruhe sanieren könnte. Eine solche Kapitalerhöhung würde daher wohl auch zu Kursen von mindestens 18,00 Euro pro Aktie durchgeführt, so dass dieses Kursniveau einen Boden darstellen sollte.

Motherson Sumi jedenfalls bekäme dadurch bei LEONI einen ersten Fuß in die Tür und könnte, bei erfolgreichem Verlauf der Restrukturierung, seinen Anteil immer weiter aufstocken, ähnlich wie es Mori Seiki einst bei Gildemeister (heute: DMG Mori AG) gemacht hat. Zumal die Inder damit ein echtes Schnäppchen schießen würden. Denn aktuell wird bei LEONI ein Jahresumsatz von gut fünf Milliarden Euro nur noch mit einer Marktkapitalisierung von rund 590 Mio. Euro bewertet, ein KUV von knapp 0,12. Langfristig ist daher hier mit einem Comeback, mindestens in Richtung 35,00 Euro, zu rechnen.

Clevere Anleger greifen daher Motherson Sumi oder auch anderen Konkurrenten vor und nutzen Kurse unter 18,00 Euro zum Einstieg. Denn entweder es kommt hier zu einem Einstieg oder gar einer Komplettübernahme mit entsprechender Übernahmeprämie. Oder aber es dürfte auf Sicht von 2-3 Jahren – unter der Voraussetzung einer erfolgreichen Restrukturierung, die ich jedoch für sehr wahrscheinlich halte – zu einem Comeback kommen. Am elegantesten wäre natürlich ein Einstieg eines Übernahmeinteressenten wie Motherson Sumi über eine Kapitalerhöhung, um dadurch eine solche Restrukturierung abzusichern.

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