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Leoni: Schwacher Ausblick – dennoch einsteigen?

Simon Ruić / 18.02.22 / 17:09

Der wiederbelebte Autozulieferer Leoni (WKN: 540888) hat am Donnerstag starke Jahreszahlen vorgelegt und seine eindrucksvolle Trendwende untermauert. Ein eher trüber Ausblick hat Anlegern jedoch einen Schrecken eingejagt. So ist die Aktie des Unternehmens kurzzeitig um über -10% eingebrochen, machte inzwischen jedoch die Hälfte der Verluste wieder gut. Lohnt sich ein Investment noch?

Leoni Veranstaltung 27/28.10.04 im Grandhotel und im Werk in Roth. Foto: Peter Roggenthin

Die Leoni AG mit Sitz in Nürnberg fertigt Drähte, Kabel und Bordnetz-Systeme für die Automobilindustrie. Nach vielen Jahren mit hohen Verlusten und negativen Cashflows sowie einem Konzernumbau schrieb der Zulieferer im ersten Quartal 2021 erstmals wieder schwarze Zahlen. Das Unternehmen hat derzeit einen Börsenwert von 360 Millionen €.

Ergebnisprognose weit übertroffen

Am Donnerstag hat Leoni überraschend starke vorläufige Zahlen für das abgelaufene Geschäftsjahr vorgelegt. Demnach stieg der Konzernumsatz gegenüber dem Vorjahr um fast ein Viertel auf 5,1 Milliarden €.

Ergebnisseitig drehte der Zulieferer auf Stufe EBIT (vor Sondereffekten) einen Vorjahresverlust von 59 Millionen € in einen Gewinn von rund 170 Millionen €. Der negative freie Cashflow von -69 Millionen € im Vorjahr reduzierte sich 2021 auf -10 Millionen €.

Während der Umsatz noch im Rahmen der Prognose lag, übertrafen sowohl das Ergebnis als auch der Barmittelfluss die Schätzungen deutlich. Beim EBIT etwa rechnete der Zulieferer zuvor mit einem Betrag im mittleren zweistelligen Millionenbereich.

Ein Zusammenspiel vieler Faktoren war laut Leoni ursächlich für die positiven Abweichungen gegenüber den Prognosen. Einerseits sorgte demnach eine besser als erwartete Kundennachfrage für einen starken Geschäftsverlauf gegen Ende des Jahres.

Zwar hätten die Fahrzeughersteller bedingt durch Komponentenengpässe kurzfristig immer wieder die Produktion unterbrechen müssen. Die Auswirkungen davon seien jedoch geringer gewesen als antizipiert. Unterstützt wurde die positive Entwicklung den Angaben nach zudem von hohen Kupferpreisen, Währungseffekten und operativen Verbesserungen im Betrieb.

Schwacher Ausblick sorgt für Kursrutsch

Trotz starker Zahlen gab Leoni einen eher verhaltenen Ausblick für das laufende Geschäftsjahr. So erwartet der Zulieferer einen gleichbleibenden Umsatz leicht über 5 Milliarden €. Beim EBIT beließ der Vorstand die Prognose wie im Vorjahr bei einem Betrag im mittleren zweistelligen Millionenbereich.

Das Unternehmen nannte eine Reihe von Gründen für die konservative Schätzung: So sei das Ergebnis gegenüber 2021 durch höhere Rohstoff-, Energie- Logistik- und Personalkosten belastet. Zudem entfalle der Ergebnisbeitrag des Industriegeschäfts, das Leoni im Herbst an einen US-Investor verkauft hat.

Aufgrund des eher trüben Ausblicks der Nürnberger ist die schwankungsanfällige Leoni-Aktie am Freitag stark unter Druck geraten. Im frühen Handel sackte das Papier zunächst um mehr als -10% ab, erholte sich im Laufe des Tages jedoch wieder. Kurz vor Handelsschluss ist der Titel noch 4% im Minus und notiert damit bei 10,55 €. Finale Ergebnisse für das abgelaufene Geschäftsjahr und eine vollständige Prognose wird Leoni am 23. März veröffentlichen.

Schnäppchenalarm?

Die vorläufigen Geschäftszahlen von Leoni zeigen endgültig: Trotz Pandemie und Lieferkettenproblemen hat der Zulieferer mit einem radikalen Konzernumbau im vergangenen Jahr einen bemerkenswerten Turnaround geschafft. Das Management hat an allen Ecken und Enden gespart, verkauft und umstrukturiert, um wieder in der Gewinnzone zu landen.

Die erste Prognose für 2022 war hingegen die große negative Überraschung von Leonis Finanz-Update. Ob der Vorstand strategisch tiefstapelt, um im Jahresverlauf mit positiven Überraschungen Impulse setzen zu können, wird sich zeigen.

Neben dem schwachen Ausblick trübt jedoch ein weiterer Umstand die Stimmung der Anteilseigner. So fanden vor einem Monat an Standorten des Zulieferers Razzien statt. Das Bundeskartellamt ging dabei dem Verdacht nach, dass verschiedene Kabelhersteller und branchennahe Verbände illegale Preisabsprachen getätigt haben sollen.

Ob sich die Nürnberger kartellrechtlich etwas zu Schulden haben kommen lassen, darüber kann derzeit nur spekuliert werden. Fakt ist hingegen: Auf Basis von 2021 ist die Leoni-Aktie mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis von 2,03 aktuell sehr günstig bewertet. Ich bleibe somit bei meiner ursprünglichen Einschätzung des Titels: Anleger sollten die Nerven behalten und die Gelegenheit nutzen, bei dem wiederbelebten Zulieferer einzusteigen.

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