Covestro-Aktie: Ist die Dividende in Gefahr?
Die Aktie des Leverkusener Spezialchemiekonzerns Covestro (WKN: 606214) segelt weiter kräftig im Aufwind und hat seit Jahresbeginn um +7,5% zugelegt. Auch ein am Freitag überraschend verkündeter Jahresverlust von 300 Millionen € hält das Papier nicht auf, es steigt heute um +2% auf 41,19 €. Lohnt sich jetzt der Einstieg, insbesondere für Dividendenjäger, noch?
Covestro ist ein Werkstoffhersteller mit Sitz in Leverkusen. Das Unternehmen ist 2015 aus der ehemaligen Kunststoffsparte von Bayer hervorgegangen. Es entwickelt, produziert und vertreibt Polymer-Werkstoffe an etwa 50 Standorten in Europa, Asien und Amerika.
Aktie 2022 kräftig durchgeschüttelt
Eine der am meisten von der Ukraine-Krise durchgeschüttelten Aktien war im vergangenen Jahr die von Covestro. Der Kurs sackte bis unter 28 € ab, weil die Kosten für Energie explodierten und dem Konzern zu schaffen machten.
Krise bot gute Kaufchance
Wir sahen in den tiefen Kursen aber vor allem eine gute Kaufchance für langfristig orientierte Anleger, wie wir zuletzt in diesem Artikel Anfang August 2022 trotz einer Gewinnwarnung darlegten. Seinerzeit notierte der Titel bei 33 €. Wer unserem Tipp gefolgt ist, kann sich also aktuell bereits über eine schöne Rendite von +25% freuen.
Ergebnisse schwächer als erwartet
Die vorläufigen Ergebnisse für das Geschäftsjahr 2022, die Covestro am Freitag präsentiert hat, fallen schwächer aus, als von den Analysten im Konsens prognostiziert worden war. Der Umsatz beträgt 17,968 Milliarden € statt der erwarteten 17,999 Milliarden €.
Der vorläufige Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) liegt bei 1,610 Milliarden € und damit unterhalb des vorherigen Ausblicks in einer Spanne von 1,7 bis 1,8 Milliarden €. Analysten hatten hier im Schnitt 1,679 Milliarden € auf dem Zettel.
In die roten Zahlen gerutscht
Die größte negative Überraschung betrifft allerdings das vorläufige Konzernergebnis. Covestro ist 2022 mit -300 Millionen € in die roten Zahlen gerutscht. Kalkuliert worden war ein Gewinn von 420 Millionen €.
Nach Angaben des Unternehmens sind dafür außerordentliche Abschreibungen im Anlagevermögen von rund 470 Millionen € und Wertberichtigungen latenter Steuerforderungen von etwa 250 Millionen € die Gründe.
Vorstandschef Markus Steilemann kommentiert:
Die Geschäftsentwicklung von Covestro im vergangenen Jahr wurde deutlich von den drastisch gestiegenen Energie- und Rohstoffkosten, der hohen Inflation und einer sich abschwächenden Weltwirtschaft beeinflusst.
Was positiv auffällt
Es gibt allerdings durchaus positive Aspekte. So ist es dem Konzern gelungen, einen Umsatz in Rekordhöhe und einen deutlich positiven freien operativen Cashflow von 130 Millionen € zu generieren.
Finanzvorstand Thomas Toepfer sagt dazu:
Unsere Bilanz ist sehr solide aufgestellt, sodass wir auch für eine längere Konjunkturschwäche gewappnet sind.
Aktie nicht wirklich teuer
Das Unternehmen weist aktuell einen Börsenwert von 7,96 Milliarden € auf. Bei einem Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) von 8,5 ist die Aktie also trotz des jüngsten Kursanstiegs immer noch nicht wirklich teuer.
Zudem könnten sich Anleger eventuell über eine gute Dividende freuen. Zuletzt wurden 3,40 € je Aktie ausgeschüttet, daraus ergäbe sich beim aktuellen Kurs eine Dividendenrendite von 8,2%.
Gibt's diesmal keine Dividende?
Allerdings muss man hier erwähnen, dass etwa die Analysten von JPMorgan nach dem vorläufigen Jahresergebnis – die endgültigen Zahlen kommen am 2. März – nicht mehr mit einer Ausschüttung für 2022 und 2023 rechnen.
Korrektur abwarten
Meiner Meinung nach bestehen natürlich Risiken durch die Konjunkturschwäche, zudem gibt es weiterhin Fragezeichen in Bezug auf eine zuverlässige Gas-Versorgung. Doch der Kunststoffkonzern ist dafür anscheinend gut gerüstet.
Nach dem zuletzt guten Lauf könnten alsbald Gewinnmitnahmen einsetzen. Wer neu einsteigen möchte, sollte deshalb zunächst mal eine Korrektur abwarten. Ansonsten ist die Aktie eine Halteposition, schon allein aufgrund der Aussicht auf eine gute Dividende.
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