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Boeing: Abstürze lassen Aktie kollabieren - besser Airbus kaufen?

11.03.19 / 14:14

Airbus-Aktien (WKN: 938914) steigen aus einem traurigen Anlass. Gleich mehrere Hiobsbotschaften schlagen heute beim weltweit größten Flugzeughersteller Boeing (WKN: 850471) ein. Gestern stürzte eine nagelneue Maschine des Typs 737-8 aus bisher noch unbekannter Ursache ab. Im Oktober crashte eine baugleiche Maschine von Lion Air in Indonesien.

Ein Flugzeugunglück ist eine schlimme Sache. Katastrophal wird es, wenn die Ursache dafür in einem technischen Versagen zu suchen ist, das vermeidbar gewesen wäre. Darüber wird in Expertenkreisen spekuliert wie auch über den Boeing-Konzern selbst. Deren neues Modell 737 Max 8 könnte laut Expertenmeinung tatsächlich eine Fehlkonstruktion sein. Entsprechend heftig und negativ fiel die Reaktion an der Börse aus. Boeing-Aktien verlieren aktuell im Tagesverlauf knapp -10%.

Absturzursache bleibt unklar

Die Suche nach der Absturzursache von Ethiopian Airlines Flug ET 302 hat erst begonnen und wird noch viele Monate in Anspruch nehmen. Die Blackbox wurde in Zwischenzeit gefunden und könnte schon erste Rückschlüsse zulassen.

Bei der Ende Oktober in Indonesien abgestürzten Lion Air Maschine ist die Ursachenforschung ebenfalls noch im Gange. Deshalb kann zum jetzigen Zeitpunkt niemand sagen, ob tatsächlich ein Konstruktionsfehler für die Abstürze mit zusammen mehr als 300 Toten verantwortlich gemacht werden kann.

Aus Indonesien heißt es aber schon jetzt auf Grundlage eines vorläufigen Untersuchungsberichts, dass die Maschine Lion Air vom Flug 610 aufgrund "gravierender technischer Mängel" niemals hätte starten dürfen. Die Frage ist, ob die Schuld daran nun Boeing trägt oder das Wartungspersonal.

Eine solche Maschine des Typs 737 stürzte im Oktober in Indonesien ab. Quelle: Boeing Mediaroom

Zwei desaströse Unglücke hintereinander sorgen für Spekulationen, dass Boeing hier ein "unreifes" Produkt abgeliefert hat.

China reagiert unterdessen mit einem sofortigem Flugverbot. Wie die Tagesschau berichtet, haben heute auf Anweisung der Nationalen Luftfahrtbehörde in Peking alle chinesischen Fluglinien beschlossen, vorübergehend ihre Maschinen vom Typ Boeing 737 Max 8 am Boden zu belassen.

Für Boeing ist die 737 das wichtigste Modell

Die Boeing 737 ist das Arbeitstier in der globalen Luftfahrt und muss im direkten Wettbewerb nur den Airbus 320 Neo fürchten, mit dem man um die globale Marktführerschaft konkurriert. Seit dem Start der Baureihe konnte Boeing mehr als 5.000 Bestellungen für seine 737 Max verbuchen und lag damit mehr als 20% vor Airbus, die knapp über 4.000 Bestellungen bearbeitet. Ausgeliefert wurden bisher aber nur 350 Maschinen, verglichen mit knapp 700 bei Airbus.

Boeing-Aktie verliert vorbörslich -10%

Obwohl es ein trauriger Anlass für Kursverluste war, ist es für uns nachvollziehbar, dass Anleger nun panisch reagieren und ihre Stücke noch schnell loswerden wollen.

Zwar gibt es durchaus Hoffnung, dass die Aktie sich am Ende vielleicht auch wieder erholen wird, doch nach dem starken Kursanstieg der letzten Jahre kamen immer wieder Spekulationen auf, ob der Kursanstieg und die schwer einschätzbaren Finanzkennzahlen bei Boeing, die auf sehr langfristigen Annahmen aufbauen, gerechtfertigt sind.

Sollten sich tatsächlich Design- und Konstruktionsfehler zeigen, würde das Boeing um Jahre zurückwerfen und eine tiefe Kerbe in die Geschäftszahlen schlagen.

Das Design der B737 Max ist gefährlich fehlerhaft, sagt Mohan Ranganathan, ehemaliger Berufspilot und Berater für Flugsicherheit in der südindischen Stadt Chennai in einem Artikel bei Fortune.

Handelskonflikt USA-China könnte indirekt eine Rolle spielen

Dass China mit seiner Anweisung so schnell reagierte, während andere Fluglinien wie in den USA weiter auf die Sicherheit des neuen Flugzeugtyps vertrauen, könnte auch mit dem Handelskonflikt in Zusammenhang stehen. Zuletzt hatte China mit 20% einen beträchtlichen Anteil an den Bestellungen neuer Boeing 737 Max 8 und war somit der wichtigste Handelspartner der USA, die außer Flugzeugen relativ wenig attraktive Handelsgüter haben, die man nach China exportieren kann, abgesehen von Soja oder Mais. Darum ist die Angelegenheit durchaus heikel.

China hat sich zwar dazu bekannt, dass man den USA beim Abbau des Handelsbilanzdefizits unter die Arme greifen wolle und das ginge am schnellsten durch ein paar zusätzliche Käufe neuer Boeing-Maschinen. Nur, solange die US-Administration zu keinem Kompromiss bereit ist, wird China seine Verhandlungsposition stärken.

Ob am Ende Airbus oder Boeing am meisten vom China-Geschäft profitiert, ist noch unklar.

Mit Sicherheit würde China keine fehleranfälligen Flugzeuge kaufen wollen und allein das wäre für Boeing ein herber Rückschlag.

Boeing-Aktionäre sollten das auf dem Schirm haben

Wer Boeing-Aktionär ist, sollte die Entwicklungen nun ganz eng verfolgen. Sollte die US-Luftfahrtbehörde Federal Aviation Administration ebenfalls ein Startverbot erteilen, was extremst selten ist, dann wäre das, in einer so frühen Phase der Aufarbeitung, ein sehr schlechtes Zeichen und würde den Aktienkurs eher belasten.

Profiteur wären aus heutiger Sicht, schon allein aufgrund der günstigeren Bewertung, die Papiere von Airbus. Diese sind mit einem EV/EBITDA 2019e von 8 deutlich günstiger als Boeing, die mit 14 eigentlich maßlos überbewertet scheinen.

Das letzte Wort im Rennen um die globale Marktführerschaft ist aber noch lange nicht gesprochen und Boeing wird langfristig auch diese Krise verarbeiten und daraus lernen.

Dennoch bezweiflen wir, dass die Aktie nach dem starken Trend der letzten Jahre ein richtiger Höhenflieger wird. Für einen Kauf der Aktie scheint der heutige Rückgang noch zu früh und es besteht die begründete Gefahr einer langen Seitwärtsphase oder sogar einer Korrektur von 30%.

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