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Ballard Power: Gelingt mit neuem Deal die Kehrtwende?

Simon Ruić / 19.09.22 / 11:06

Ballard Power (WKN:A0RENB) gibt Anlegern derzeit wenig Grund zur Hoffnung: Nach erneut miserablen Quartalszahlen im August ist die Aktie um weitere -9% auf 9,67 CA$ abgerutscht. Seit Jahresbeginn ist der Titel bereits knapp 40% im Minus. Heute meldet der Brennstoffzellen-Produzent überraschend den Einstieg bei einer Augsburger High-Tech-Schmiede, die schon bald ihren Wasserstoff-Lkw auf die Straße bringen will. Könnte der Deal für die Kanadier den operativen Turnaround einleiten?

Ballard Power Systems mit Sitz in Burnaby bei Vancouver, Kanada ist ein Hersteller von Brennstoffzellen. Seinen ersten Wasserstoff-betriebenen Bus hat das Unternehmen bereits vor über 30 Jahren vorgestellt, Anfang des Jahrtausends waren die ersten Produkte marktreif. Der Wasserstoff-Spezialist arbeitet mittlerweile auch an H2-Antrieben für Gabelstapler, Lkw, Züge und Schiffe. Der Börsenwert des Unternehmens liegt derzeit bei knapp 2,2 Milliarden US$.

Kooperation mit Augsburger Unternehmen

Am Montagmorgen gab Ballard eine Minderheitsbeteiligung an der Quantron AG bekannt – ein Augsburger Elektro- und Wasserstoff-Mobilitäts-OEM mit Fokus auf Nutzfahrzeuge. Die Erlöse der aktuellen Finanzierungsrunde von bis zu 50 Millionen € will das High-Tech-Unternehmen nutzen, um seine Brennstoffzellen-Fahrzeugplattform gemeinsam mit Ballard weiterzuentwickeln.

Im Rahmen dieser Vertiefung der strategischen Partnerschaft werden die Kanadier der exklusive Brennstoffzellen-Lieferant von Quantron, heißt es weiter. Das Augsburger Unternehmen verpflichtet sich demnach zum Kauf von 140 FCmoveTM-Modulen mit einer Gesamtleistung von ca. 17 Megawatt, mit einer Option auf 50 weitere Einheiten. Die Module sollen den Angaben nach voraussichtlich in den kommenden beiden Jahren ausgeliefert werden.

Ballard erhält zudem das Recht, einen Vertreter in den Aufsichtsrat von Quantron zu entsenden. Ballard-CEO Randy MacEvan kommentiert:

Diese Zusammenarbeit beschleunigt unseren Eintritt in den europäischen Lkw-Markt und zielt darauf ab, die ersten wasserstoffbetriebenen, emissionsfreien Lkw von Quantron in den nächsten 18 Monaten auf die Straße zu bringen.

Der Prototyp der Augsburger High-Tech-Schmiede, ein 44-Tonnen-Brennstoffzellen-Lkw, wird noch in diesem Jahr auf der Branchenmesse IAA Transportation vorgestellt, heißt es weiter in der Mitteilung.

Ein weiteres Katastrophen-Quartal

Bei der Vorstellung seiner Q2-Zahlen im August hat der Wasserstoff-Spezialist erneut die Konsenserwartungen sowohl beim Umsatz als auch beim Ergebnis verfehlt, während sich die Bruttomargen weiter in den negativen Bereich bewegten. Der vierteljährliche Barmittelverbrauch erreichte mit 65 Millionen US$ zudem einen neuen Höchststand.

Auch in Sachen Auftragseingang überwog die Enttäuschung: So fiel das Book-to-Bill-Verhältnis des Unternehmens von etwa 1,3 im ersten Quartal auf zuletzt unter 0,6. Infolgedessen sank der Gesamtauftragsbestand gegenüber dem Vorquartal um fast 10% auf 91 Millionen US$.

In China leidet Ballards Joint Venture mit dem Motorenbauer Weichai Power zudem weiterhin unter der Unklarheit über die neuen Subventionsregeln des Landes. So ist der Umsatz des Gemeinschaftsprojekts gegenüber dem ersten Quartal um fast -80% auf unter eine Million US$ eingebrochen.

Wieder nur Pilotprojekte

Das Jahr 2022 dürfte der Brennstoffzellen-Produzent mit negativem Umsatzwachstum und einem Rekord-Cashburn von über 200 Millionen US$ beenden. Dabei gibt es für Ballard-Anleger derzeit kaum Licht am Ende des Tunnels.

So fehlt aufgrund der politischen Unwägbarkeiten in China derzeit wieder eine nennenswerte kommerzielle Produktion. Damit ist das Unternehmen im Grunde wieder zu dem geworden, was es die meiste Zeit seines Bestehens war: ein Anbieter von maßgeschneiderten Brennstoffzellen-Systemen für alle Arten von Pilotprojekten.

Reichlich Cash-Reserven

Zwar verfügt Ballard mit rund einer Milliarde US$ an Barmitteln und Äquivalenten über genügend Liquidität, um das Geschäft in diesem Tempo bis zu fünf weitere Jahre zu finanzieren. Die kurz- und mittelfristigen Aussichten scheinen jedoch noch schwächer, als von vielen Marktteilnehmern bisher angenommen.

Im Gegensatz zu US-Konkurrent Plug Power ist es zudem unwahrscheinlich, dass das Unternehmen ein großer Nutznießer des Inflation Reduction Act sein wird. Ballard wird somit wie auch andere Wasserstoff-Spezialisten aufgrund des aktuellen Inflationsdrucks besonders stark unter steigenden Betriebs- und Rohstoffausgaben leiden.

Einsteigern rate ich daher weiterhin von einem Einzelinvestment in den kanadischen H2-Player ab. Die Zeit ist einfach noch nicht reif für den Treibstoff der Zukunft. Investierte bei der Ballard-Aktie können meiner Ansicht nach in Anbetracht des hohen Barmittelbestands von etwa 3,35 US$ je Aktie zunächst dabeibleiben.

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