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Atos-Aktie: Gehen hier die Lichter aus?

Rudolf Schneider / 20.01.24 / 8:51

Die Atos-Aktie (WKN: 877757) hat am Freitag einen herben Verlust von -6,5% erlitten, zwischenzeitlich waren es sogar -12%. Der Kursverlauf ist das reinste Fiasko, allein seit Jahresbeginn beträgt der Rückgang rund -51%. Warum fliehen Anleger in Scharen? Ist hier nichts mehr zu erwarten?

ℹ️ Atos vorgestellt

  • Atos ist ein international führender Anbieter von IT-Dienstleistungen.
  • Der Konzern gliedert sich in die beiden Sparten Tech Foundation (klassische IT-Dienstleistungen) und Cybersicherheit & Digitalisierung.
  • Neben dem Hauptsitz im französischen Bezon unterhält der Konzern Niederlassungen in über 73 Ländern.
  • Die Aktie ist an der Euronext in Paris notiert, ein Handel ist auch an deutschen Börsen möglich. Der Börsenwert beträgt rund 386 Millionen €.

Refinanzierung ungeklärt

Der Konzern hat in der Vergangenheit viele Mitbewerber übernommen und die Kaufpreise durch neue Schulden finanziert. Mittlerweile belaufen sich die Gesamtverbindlichkeiten auf rund 2,5 Milliarden €. Davon stehen rund 2 Milliarden € innerhalb der nächsten 12 Monate zur Refinanzierung an. Bei einem Teilbetrag wurde eine Verlängerungsoption über 6 Monate bereits gezogen, eine zweite ist noch möglich.

Konkrete Refinanzierungskonzepte sind noch nicht vorhanden. Der Konzern befindet sich in mehreren Verkaufsgesprächen. Sollten diese gelingen, ergibt sich eine deutlich bessere Ausgangssituation. Wenn diese Gespräche scheitern, ist laut Angaben des neuen CEO Paul Saleh eine Sanierung in Eigenregie nach französischem Recht nicht ausgeschlossen.

Verkauf der Tech Foundation geplant

Das klassische IT-Geschäft wurde in der Sparte Tech Foundation gebündelt. Die tschechische Finanzgruppe EPEI um den Milliardär Daniel Kretinsky zeigten sich interessiert an einer Übernahme dieser Sparte. Gerüchten zufolge soll der Kaufpreis 100 Millionen € betragen sowie die Übernahme von Verbindlichkeiten in Höhe von 1,9 Milliarden €. Wenn diese Übernahme gelingt, wäre ein Großteil der Verbindlichkeiten hinfällig.

Die Übernahmegespräche verlaufen allerdings sehr zäh, über den aktuellen Stand ist nichts bekannt. Der Hauptstreitpunkt dürfte die Höhe des Übernahmepreises sein.

Übernahmeangebot von Airbus liegt vor

Der Luftfahrtkonzern Airbus interessiert sich für den Bereich der Cybersicherheit BDS (Big Data & Security). Ursprünglich war geplant, dass Atos in zwei Bereiche aufgeteilt wird. Die neue Gesellschaft Eviden sollte aus den Segmenten Digitalisierung und Cybersicherheit bestehen. Im vergangenen Jahr zeigte Airbus Übernahmeinteresse an Eviden. Diese Gespräche wurden erfolglos seitens Airbus abgebrochen. Mittlerweile liegt jedoch ein neues Angebot vor, es betrifft das BDS-Geschäft. Airbus bewertet die Sparte inklusive Schulden mit 1,5 bis 1,8 Milliarden €.

Es liegt ein zweites Angebot vor, Atos verhandelt jedoch vorrangig mit Airbus. Auch hier dürfte es im Wesentlichen um den Übernahmepreis gehen. Über den Stand der Gespräche gibt es keine Kenntnisse.

Was bedeutet das für die Kursentwicklung?

Bleiben die Übernahmegespräche erfolglos, sieht die Zukunft des IT-Konzerns düster aus. Ohne diese muss eine Refinanzierung erfolgen oder die Sanierung in Eigenregie. Für beides ist die Ertragslage sehr wichtig. Angaben zur Ertragslage im dritten Quartal wurden keine gemacht. Aus dem Halbjahresbericht geht hervor, dass in den ersten sechs Monaten ein Nettoverlust von 600 Millionen € angefallen ist. Eine Umschuldung wäre mit sehr hohen Zinsen verbunden.

Sollten die Verkäufe gelingen, fällt der überwiegende Teil der Verbindlichkeiten weg. Entscheidend ist dann noch, welcher Geschäftsbereich bei dem Unternehmen verbleibt. Die Ertragskraft muss dann reichen, um die restlichen Verbindlichkeiten umzuschulden.

Der abermalige Wechsel des CEO trug ebenfalls zum Kursrückgang bei. Innerhalb von zwei Jahren wurde der Posten des CEO viermal gewechselt. Das ist ungewöhnlich für ein strauchelndes Unternehmen.

Das französische Beratungsunternehmen Onepoint ist seit November 2023 mit 11,5% größter Anteilseigner. Über deren Absichten ist nichts bekannt.

Mein Fazit: Anleger sollten die Aktie meiden, hier ist die Unsicherheit sehr hoch.

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Zugehörige Kategorien: Small CapsTechnologie-Aktien
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