Assembly Biosciences vor Datenflut: Neues Behandlungsparadigma für schwere Viruserkrankungen?

09.05.24 um 14:43

Unser Top-Favorit Assembly Biosciences (WKN: A402CB) berichtete gestern auffällig unauffällig zum ersten Quartal des laufenden Jahres. Zuvor hatte es zwischen den letzten beiden „Earnings“ trotz wichtiger Fortschritte und eventuellem Kapitalbedarf keinerlei offizielle Unternehmensnachricht gegeben. Hinter den Kulissen tobt mutmaßlich ein heftiges Ringen um die Zukunft des Unternehmens.

Der Virusspezialist gab jetzt mit seinem Quartalsbericht bekannt, seitens der US-Gesundheitsbehörde FDA die Freigabe für zwei neue Studien erhalten zu haben. Bis Jahresmitte sollen sowohl ABI-5366 gegen wiederkehrenden Genitalherpes als auch ABI-4334 gegen chronische Hepatitis B in die klinische Entwicklung der Phase 1a beziehungsweise 1b überführt werden.

Diese Zulassungen sind ein wichtiger Schritt in Richtung unseres Ziels, bis zum Jahresende wichtige klinische Wendepunkte für mehrere Programme in unserer antiviralen Pipeline zu erreichen. Unsere kontinuierlichen klinischen Fortschritte spiegeln die Stärke und Agilität unseres hocherfahrenen Teams und unseren einzigartigen Fokus auf die Verbesserung der Behandlungsmöglichkeiten für Menschen, die mit schweren Viruserkrankungen leben, wider.

Zahlreiche „Inflection Points“ voraus

Im Rahmen eines Interviews gegenüber den Kollegen von Infection Control Today bekräftigte Assembly-CEO Jason Okazaki vor wenigen Tagen das Ziel des Unternehmens, das Behandlungsparadigma für Menschen mit schweren Viruserkrankungen zu verändern.

Man fokussiere sich mit seiner Pipeline auf Wirkstoffe mit hohem medizinischen Bedarf und einer klaren Chance, die Ergebnisse für Patienten deutlich zu verbessern. Neben ABI-5366 und ABI-4334 sollen bis Ende des Jahres mit ABI-1179 und ABI-6250 zwei weitere Kandidaten gegen das Herpesvirus und Hepatitis D in Tests am Menschen gehen.

Wir haben die Tiefe und Breite unserer virologischen Entdeckungsmaschine unter Beweis gestellt. Wir wollen bis Ende dieses Jahres vier Wirkstoffe in die Klinik bringen und freuen uns darauf, zu sehen, wie sich das Potenzial dieser Wirkstoffe entfaltet.

Assembly zeigte sich bereits zu Jahresbeginn begeistert von rapiden Fortschritten in seiner Pipeline und beschleunigte zuletzt beispielsweise die Entwicklung von ABI-5366. So will das Unternehmen nun bereits im dritten Quartal dieses Jahres vorläufige Studiendaten präsentieren. Das Vertrauen in das Programm, für das ein Umsatzpotenzial im Milliardenbereich angegeben wird, sei laut früheren CEO-Aussagen „gewaltig“.

Große Worte, große Taten?

Klar ist: Bei Assembly arbeitet ein Team aus Virologie-Experten mit beeindruckenden Track Records. Zudem erhält die Firma Unterstützung von Koryphäen wie Nobelpreisträger Michael Houghton, der die Entwicklungsmaschinerie Assemblys seinerzeit als „Gleaming Ferrari“ bezeichnete. Es gebe keine bessere Firma für diese Art der Arbeit, so Houghton.

Auch CEO Jason Okazaki setzt dem Team im Interview erneut die Krone auf:

Unsere wissenschaftlichen Fortschritte in den letzten Jahren waren eine echte Teamleistung. Wir haben das beste Team von Virologieexperten, das ich je gesehen habe, und wir alle motivieren uns gegenseitig mit unserer gemeinsamen Leidenschaft für die Entwicklung von Therapien, die das Leben der Menschen verändern.

Offenbar geht das Team fest von einem Erfolg der Programme aus. Schon Ex-CEO John G. McHutchison ließ im Zuge seiner Pension 2022 verlauten, überzeugt davon zu sein, dass die Firma das Therapiefeld in den nächsten Jahren signifikant voranbringen werde. Sein Nachfolger Okazaki bekräftigt nun:

Wenn ich in die Zukunft des Unternehmens blicke, stelle ich mir vor, dass Assembly nicht nur mit unseren aktuellen Programmen erfolgreich sein wird, sondern auch unser wissenschaftliches Fachwissen nutzen wird, um unsere Pipeline für Krankheiten mit unterversorgten oder unversorgten Patientenpopulationen weiter zu entwickeln.

„Wir werden bei Bedarf zusätzliche Finanzierungsmöglichkeiten prüfen“, so Okazaki. Es ist anzunehmen, dass Assembly damit weiter Signale an Gilead sendet und hohe Hürden für die Bereitschaft eines Verkaufs setzt. Ich halte eine Buyout-Zustimmung zu Preisen bis 50 US$ je Aktie im aktuell wieder aufgehellten Biotech-Umfeld derzeit für völlig ausgeschlossen und würde eher einen dreistelligen Preis erwarten.

Gut gerüstet für die Neubewertung?

Egal welchen Weg Assembly am Ende verfolgt, er dürfte für Aktionäre zu einer völligen Neubewertung des Unternehmens führen. Auch dann, wenn zunächst über eine Kapitalerhöhung neue Investoren an Bord gelangen sollten. Entsprechende Gespräche dürften bereits seit Längerem laufen.

Aus strategischer, operativer und auch finanzieller Sicht macht eine komplette Akquisition Assemblys durch Gilead hundertprozentig Sinn. Durch die aktuelle Deal-Struktur müsste der Pharmariese im Erfolgsfall damit rechnen, langfristig viele Milliarden US$ abzugeben und die Medikamente nicht mal sein komplettes Eigen nennen zu können.

Assembly nur wenige Kilometer von Gileads neuem „Virology Center of Excellence“ entfernt, verfügt über genau jene R&D-Maschinerie, der es jetzt bedarf, um seine eigene, gähnend leere Early-Stage-Pipeline im Kernsegment und höchstwahrscheinlich auch Labore über die nächsten Jahre konstant zu füttern.

Eine vorzeitige Übernahme vor Ablauf des aktiven „Standstill Agreements“ im Jahr 2026 bleibt somit die aus meiner Sicht wahrscheinlichste Entwicklung, zumal das Management nach einer neuerlichen Runde an Aktienoptionen ausreichend incentiviert sein dürfte.

Hundertprozentige Überzeugung als Schlüssel zum Erfolg

Die nach wie vor weit unter Cashwert notierende Assembly-Aktie bleibt für mich auf dem aktuellen Niveau daher ein spekulativer „Strong Buy“ mit außergewöhnlich attraktivem Chance-Risiko-Profil.

Der typischen Frage von weniger erfahrenen Börsianern, warum denn die Bewertung von aktuell circa 70 Millionen US$ angesichts der Aussichten dann noch so niedrig sei, kann ich nur entgegnen: Phänomene dieser Art gibt es insbesondere unter US-Biotechs aufgrund vieler, an dieser Stelle jetzt nicht näher ausgeführten Faktoren immer wieder und haben mir über die letzten Jahre zu großem Wohlstand verholfen.

Ich habe alle Eventualitäten mitsamt Kurs-Szenarien für mich untersucht. Der Gedanke, Aktien kurzfristig abzustoßen, kommt mir dabei keinesfalls. Ich bin von der Assembly-Story langfristig hundertprozentig überzeugt. Gegen einen vorzeitigen „Jackpot“ hätte ich aber natürlich keine Einwände.

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Interessenkonflikt: Der Autor und Mitarbeiter des Herausgebers halten Aktien des besprochenen Unternehmens Assembly Biosciences in signifikantem Umfang (mehr als 10% des ausstehenden Kapitals). Somit besteht konkret und eindeutig ein Interessenkonflikt. Der Autor beabsichtigt, die Aktien – je nach Marktsituation auch kurzfristig – zu kaufen oder zu veräußern und könnte dabei von erhöhter Handelsliquidität profitieren.

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