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Anglo American: Was für den Rohstoffriesen spricht

Matthias Schulze / 20.09.22 / 10:07

Nach dem beispiellosen Erfolgsjahr 2021 und einer Rekorddividende von 3,66 € laufen die Geschäfte beim britisch-südafrikanischen Rohstoffriesen Anglo American (WKN: A0MUKL) weniger rund. Die wichtigsten Exportschlager – Eisen, Platin und Palladium – haben kräftig korrigiert und hohe Produktionskosten drücken auf die Umsatzrendite. Die weltwirtschaftliche Lage verdüstert sich zusehends und mit ihr die kurzfristigen Gewinnaussichten des Konzerns. Ist es jetzt Zeit, die Reißleine zu ziehen – oder bietet sich hier eine antizyklische Investitionschance?

Anglo American ist ein weltweit führendes multinationales Montanunternehmen, das 1917 in Johannesburg gegründet wurde. Heute befindet sich der Hauptsitz in London. Das operative Geschäft reicht von Afrika und Australien über Lateinamerika bis nach Kanada. Mit einer Marktkapitalisierung von 43,3 Milliarden € und 62.000 Mitarbeitern gehört der Konzern zu den Schwergewichten an der Londoner und Johannesburger Börse.

Großer Eisenerzproduzent

Anglo American fördert Basismetalle- und Edelmetalle, metallurgische Kohle (Koks), Polyhalit und Diamanten. Die Förderung von Kraftwerkskohle gliederte der Konzern 2021 an das südafrikanische Unternehmen Thungela Resources (WKN: A3CL8X) aus. Nach Vale (WKN: 897136), Rio Tinto (WKN: 852147), BHP (WKN: 850524) und Fortescue Metals (WKN: 121862) gehört das Unternehmen zu den fünf größten Eisenerzproduzenten der Welt.

Unter den Platinproduzenten nimmt das Unternehmen eine führende Rolle als Produzent und ein. Last but not least: Ein Drittel der weltweiten Rohdiamanten-Produktion entfällt auf De Beers, einem Tochterunternehmen von Anglo American.

Abwärtstrend seit Juli

Anglo American hat mit dem Beginn der russischen Invasion von den Verknappungsängsten an den internationalen Rohstoffmärkten stark profitiert. Am 14. April kletterte die Aktie auf ein Zehnjahreshoch und kostete 52 €. Seitdem ist es um den Titel still geworden. Trotz trüber Aussichten gab es im August eine kurzweilige Erholung. Eine Erholung, die nun wieder gefährdet scheint: Im deutschen Handel notierten die Papiere zuletzt bei 32,20 €. Damit bewegen sie sich in bedrohlicher Nähe zum 6-Monats-Tief von 29,90 €.

Mit einem KGV von 5,69 ist der Konzern und sein weltweit diversifiziertes Minen-Portfolio günstig bewertet. Das einzige Problem: Fallen die Preise für Eisen und Platingruppenmetalle in den nächsten Monaten weiter, hat das direkte Auswirkungen auf die Profitabilität von Anglo American. Denn knapp die Hälfte des Jahresumsatzes wird von beiden Sparten erwirtschaftet.

Diamantensparte verdient glänzend

Bei der Präsentation des Halbjahresberichts vom 28. Juli 2022 zeichnete der Vorstand unter Führung von CEO Duncan Wanblad ein durchwachsenes Bild. Die Gesamtproduktion ging um 9% zurück, der Umsatz sank um 17% auf 18,1 Milliarden US$ und das EBITDA fiel um 28% auf 8,7 Milliarden US$.

Gleichzeitig stiegen die Stückpreiskosten inflationsbedingt um 18%, ohne das ein Ende in Sicht ist. Im Gegenteil: Der Vorstand warnte vor einer weiteren Verteuerung für das zweite Halbjahr 2022. Darüber hinaus erhöhte sich die Nettoverschuldung von 3,8 auf 4,9 Milliarden US$.

Einziger Lichtblick: Die Diamantensparte der Konzerntochter De Beers verdiente glänzend. Im Vergleich zum Vorjahr stiegen die Umsatzerlöse für Rohdiamanten von 600 Millionen auf 900 Millionen US$. Ursächlich für diese starke Ergebnisentwicklung ist eine anhaltend hohe Nachfrage in Asien und den USA sowie Sanktionen gegen den russischen Konkurrenten Alrosa (WKN: 725281).

Wie geht es weiter?

Die Papiere von Anglo American haben ihr Allzeithoch verlassen und sind zum Opfer einer konjunkturellen Abkühlung geworden. Das 6-Monats-Tief ist in gefährlich greifbarer Nähe. Bei der nächsten Schockwelle, die durch die Weltwirtschaft geht, bezweifle ich, dass die Unterstützung von 29,90 € verteidigt werden kann. Aus diesem Grund sollten interessierte Anleger mit einem Kauf noch abwarten, um nicht ins fallende Messer zu greifen.

Langfristig bewerte ich die Perspektiven des Konzerns als hervorragend: Anglo American ist mit seinem breit diversifizierten Minenportfolio in allen Schlüsselbereichen der Zukunft bestens aufgestellt: sei es Kupfer, Nickel, hochgradige Eisenerze, Platin oder Palladium. Gleichzeitig verfügt das Unternehmen mit seiner Diamantensparte De Beers über einen robusten und profitablen Geschäftsbereich, der von einer anhaltend hohen Nachfrage aus China und den USA profitiert.

Ein besonderes Highlight, das mich weiterhin optimistisch stimmt, ist der erfolgreiche Produktionsstart der Quellaveco-Mine in Peru. Der hochmoderne Minenkomplex kreiert zusätzliche Kapazitäten von 300 Kilotonnen Kupfer pro Jahr und bezieht seinen Strom zu 100% aus erneuerbaren Energien.

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