Alphabet: Das beste Unternehmen der Welt patzt
Ich werde oft danach gefragt, welches Unternehmen das beste Unternehmen der Welt ist. Tatsächlich möchten diejenigen, die mich das fragen, jedoch eigentlich wissen, welche Aktie die beste Aktie der Welt ist. Eine der besten Aktien der Welt ist sicherlich Berkshire Hathaway von Warren Buffett, ohne das nun weiter ausführen zu wollen. Das beste Unternehmen und zugleich die beste Aktie der Welt ist für mich aber: Alphabet (WKN: A14Y6H)!
Doch wie komme ich dazu diesen Titel an Alphabet (Google) zu vergeben? Erst Recht, wo die Aktie des Konzerns zuletzt – infolge von Quartalszahlen – öfter unter Abgabedruck geriet und auch heute, nach den gestern Abend gemeldeten Ergebnissen, der größte Verlierer im NASDAQ-100 ist. Nun, ganz einfach! Alphabet verfügt mit der Internetsuchmaschine Google über ein Quasi-Monopol in einem der aktuell und auch in Zukunft wichtigsten Märkte.
Doch das ist nur die halbe Wahrheit, denn andere Technologiegiganten haben sich zum Teil eine ähnlich starke Marktstellung erarbeitet. Der Unterschied zwischen den meisten dieser anderen Technologiekonzerne und Alphabet (Google) ist jedoch, dass sich hier das Management in keinster Weise auf dem bereits erreichten ausruht. Das beste Beispiel hierfür ist die Tochter Waymo, dank derer Alphabet (Google) auch vom anstehenden Uber-Börsengang profitieren wird.
Von Google zu Alphabet – warum das Sinn ergab
Denn die große Phantasie hinter Fahrdiensten wie Lyft oder Uber ist ja, dass Autos in Zukunft völlig autonom fahren können. Genau daran arbeitet jedoch Waymo. Dabei ist das Unternehmen aus dem ehemaligen Moonshot Project "Google Driverless Car" hervorgegangen. Nach der ursprünglichen reinen Internetsuchmaschine Google sowie dem 2006 zugekauften Videoportal YouTube könnte Waymo somit das "next big thing" des Konzerns werden.
Genau deshalb war seinerzeit auch die Verpflichtung von Ruth Porat als neue Finanzchefin (CFO) des Konzerns so wichtig. Denn eine von Ruth Porats ersten Amtshandlungen war die totale Neustrukturierung des Konzerns. So wurde aus dem ursprünglichen Internet-Suchmaschinenbetreiber Google das Technologie-Konglomerat Alphabet, innerhalb dessen Google nur noch eine Tochter, wenngleich noch immer die wichtigste Tochter, ist.
Zwar wird Google immer die Keimzelle des Konzerns sein und noch viele Jahre das Geld für andere Projekte einspielen. Auf lange Sicht aber wird die Bedeutung von Google innerhalb von Alphabet sukzessive ab- und die Bedeutung anderer Tochtergesellschaften zunehmen. Nur so kann und wird es Alphabet am Ende schaffen nie den Anschluss zu verlieren und weiterhin eines der dominierenden Unternehmen dieser Welt zu bleiben. Chapeau!
Aktuelle Quartalszahlen – jammern auf hohem Niveau!
Schaut man sich die Aktienkursentwicklung heute an, kann man sicherlich Zweifel an meiner Einschätzung sowie den hervorragenden Zukunftsaussichten bekommen. Dabei sollte man jedoch nicht vergessen, dass die Aktie heute für Quartalszahlen abgestraft wird, nach denen sich viele andere, selbst deutlich kleinere, Unternehmen die Finger lecken würden. Aber schauen wir uns die Details mal in Ruhe gemeinsam an.
Im abgelaufenen ersten Fiskalquartal 2019 erzielte Alphabet einen Quartalsumsatz von 29,48 Mrd. US-Dollar sowie einen Gewinn von 6,66 Mrd. US-Dollar respektive 9,50 US-Dollar je Aktie. Dabei wurde insbesondere die Gewinnentwicklung durch eine erneute Milliardenstrafe in Europa deutlich negativ beeinflusst. Ohne diese Milliardenstrafe (in Höhe von 1,7 Mrd. US-Dollar) hätte der Gewinn je Aktie sogar bei 11,90 US-Dollar gelegen.
Dennoch wurden mit diesen vorgelegten Zahlen die Konsenserwartungen der Analysten verfehlt. Denn diese hatten im Durchschnitt mit einem Quartalsumsatz von 30,04 Mrd. US-Dollar sowie einem Gewinn je Aktie von 10,60 US-Dollar kalkuliert. Dabei hatten jedoch die meisten die bekannte Milliardenstrafe in Europa in ihren Gewinnschätzungen ignoriert. Abgestraft wird die Aktie heute jedoch aus einem anderen Grund.
Denn mit den vorgelegten Quartalszahlen wurde klar, dass das Umsatzwachstum des Konzerns zuletzt unter 20% gefallen ist. Dabei wuchs Alphabet in keinem einzigen Quartal des Vorjahres mit weniger als 20%. Somit befürchten Analysten und Anleger, dass sie sich in Zukunft wohl auf ein etwas gemächlicheres Wachstumstempo einstellen müssen. Dementsprechend wäre auch eine niedrigere Bewertung angemessen, weshalb die Aktie eben heute abgestraft wird.
Fazit: Auch für Alphabet gelten mathematische Gesetze, na und?
Schaut man sich die Bewertung von Alphabet einmal näher an, stellt man fest, dass die Aktie ein KUV 2019e von ziemlich genau fünf bei einem KGV 2019e von ca. 22 aufweist. Demgegenüber steht ein voraussichtliches Umsatz- und Gewinnwachstum von ca. +20%. Ich halte diese Bewertung für alles, nur nicht (zu) teuer. Normalerweise gestehen Anleger im Technologiesektor Marktführern wie Alphabet KGVs von bis zum doppelten des prozentualen Gewinnwachstums zu.
Dies wäre im vorliegenden Fall also ein KGV von ca. 40. Tatsächlich jedoch weist die Aktie nur ein KGV von ca. 22 auf. Ziehe ich, mit einem entsprechenden Risikoabschlag, nur mal ein KGV von 30 zur fundamentalen Bewertung der Aktie heran, läge der faire Wert der Aktie um 1.600 US-Dollar. Es mag ja richtig sein, dass eine ähnlich gut aufgestellte Amazon.com beim Umsatz (Top Line) noch stärker wächst. Aber unter dem Strich (Bottom Line) heißt der Krösus eben Alphabet.
Dies ist umso beeindruckender, da der Konzern ja zugleich massive Investitionen in seine für die Zukunft wichtigen Moonshot Projects investiert. Daher komme ich am Ende zu dem Schluss, dass das etwas niedrigere Wachstumstempo, dass Alphabet zurzeit aufweist, in erster Linie der bereits erreichten Größe geschuldet ist. Natürlich wäre ein etwas stärkeres Umsatzwachstum, wie es Amazon.com noch schafft, wünschenswert.
Aber wichtiger als der Umsatz ist am Ende des Tages doch der Gewinn. Und da macht Alphabet keiner etwas vor! Deshalb bleibt Alphabet für mich auch, noch leicht vor Amazon.com, das beste Unternehmen der Welt. Zugleich halte ich die Aktie auch für die beste Aktie der Welt, auch wenn man davon heute nicht soviel sehen mag. Dies aber wird wohl in einigen Wochen schon wieder anders aussehen. Daher nutzen clevere Investoren Tage wie heute auch zum (Nach)Kauf des Titels.