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Zur Rose: Aktie stürzt ab – Chance zum Einstieg?

Simon Ruić / 24.03.22 / 13:30

Die Versandapotheke Zur Rose (WKN: A0Q6J0) ist im vergangenen Jahr noch tiefer in die roten Zahlen gerutscht. Das hat die Unternehmensgruppe heute wie erwartet in ihrem Geschäftsbericht gemeldet. Besonders enttäuscht sind Analysten und Anleger jedoch vom Ausblick der Schweizer: Die Aktie rutscht bis zum Mittag um -12,5% auf 112,70 CHF ab. Das Management setzt weiterhin alles auf Wachstum und die noch nicht terminierte Einführung des E-Rezepts in Deutschland. Eine Einstiegsgelegenheit?

Quelle: shutterstock.com

Die Zur Rose Group mit Sitz in der Schweiz konzentriert sich auf den Großhandel mit Arzneimitteln und den Betrieb von Versandapotheken. Der wichtigste Markt für das Unternehmen, zu dem auch die Marke DocMorris gehört, ist Deutschland, wo die Gesellschaft zwei Drittel ihrer Einnahmen generiert und rund 10 Millionen Kunden zählt. An der Börse hat der Online-Händler derzeit einen Wert von 1,3 Milliarden €.

Analystenkonsens verfehlt

Am heutigen Donnerstag hat Zur Rose seine Zahlen für das vergangene Geschäftsjahr vorgelegt. Kurzum: Aufgrund des Anstiegs der Betriebskosten und einer einmaligen Belastung ist die Versandapotheke wie erwartet noch tiefer in die roten Zahlen gerutscht. Der Konzern korrigiert seine Prognose, sieht sich jedoch weiterhin in einer guten Ausgangslage, um von der Einführung des digitalen Medikamentenrezepts in Deutschland zu profitieren.

So hat sich der operative Verlust auf Stufe EBITDA um über 80% auf -143 Millionen CHF erhöht. Der den Aktionären zurechenbare Fehlbetrag stieg um zwei Drittel auf 225 Millionen CHF oder 23,4 CHF je Aktie. Damit verfehlte Zur Rose die Erwartungen der Analysten, die im Schnitt rund 200 Millionen CHF an Reinverlust auf dem Zettel hatten.

Ursächlich für das schwächere Ergebnis war den Angaben nach zum einen der stagnierende Markt für rezeptfreie Medikamente, was zu höheren Wachstumskosten geführt hat. Dazu gekommen seien einmalige Aufwendungen wegen Akquisitionen und Restrukturierungen.

Enttäuschender Ausblick, Aktie crasht

Für das laufende Geschäftsjahr erwartet der Medikamentenhändler einen in etwa gleichbleibenden Konzernumsatz von rund 2 Milliarden CHF. Ergebnisseitig rechnet das Unternehmen mit weiterhin einem negativen EBITDA zwischen 75 und 95 Millionen CHF. Die Gewinnschwelle beim Betriebsergebnis will das Management nun erst 2024 erreichen – ein Jahr später als bisher.

Der zuständige Analyst der Baader Bank sprach von einem „alles in allem enttäuschenden Ausgang“. Die Züricher Kantonalbank (ZKB) verwies zudem darauf, dass Zur Rose auch das bisherige mittelfristige Umsatzziel für 2024 von 4 Milliarden CHF nicht mehr explizit erwähnt hat.

Aufgrund des enttäuschenden Ausblicks setze die Zur-Rose-Aktie im frühen Handel zum Sturzflug an: In der Spitze sackte der Titel um fast -15% ab. Am Mittag steht der Kurs mit einem Minus von 12,5% bei 112,70 CHF. Bereits am Vortag war das Papier über -9% abgestürzt. Seit dem Allzeithoch vom Februar 2021 bei über 500 CHF sind die Anteilsscheine damit um mehr als drei Viertel eingebrochen.

E-Rezept-Zeitplan weiterhin unklar

In Erwartung der E-Rezept-Einführung steckt Zur Rose derzeit alles ins künftige Wachstum. Mit einer elektronischen Verschreibung würde für Kunden die Hürde entfallen, ein Papierrezept einsenden zu müssen, um rezeptpflichtige Arzneien in den Online-Shops der Zur-Rose-Gruppe zu erhalten.

Mit Blick auf die Erfahrungen in Schweden erwartet der Konzern, dass der Anteil von E-Rezepten in deutschen Online-Shops bis 2025 von 1,5 auf 10% steigen wird. Dadurch verspricht sich die Versandapotheke in den kommenden Jahren große Wachstumsimpulse.

Um von der Einführung zu profitieren, hat die Gruppe vor einem Jahr unter der Marke DocMorris eine umfangreiche Marketing-Kampagne gestartet. Gegenüber dem Vorjahr sind die Aufwendungen für diese Aktivitäten nochmal um 60 Millionen CHF gestiegen.

Damals war Zur Rose noch davon ausgegangen, dass das elektronische Rezept in Deutschland schon Anfang 2022 kommt. Wegen wiederholter Verzögerungen in der Testphase kam es jedoch nicht dazu, ein genauer Zeitplan für die Einführung fehlt immer noch. Zwar sagte das Management, dass es noch in diesem Jahr damit rechnen würde; in der Guidance für 2022 ist der Einfluss des E-Rezepts aufgrund der Unsicherheit jedoch nicht enthalten.

Weitere Rückschläge zu erwarten

Als mit Abstand wichtigster Umsatzreiber der Zukunft bleibt das E-Rezept im Zentrum der Zur-Rose-Strategie. Die Pandemie hat dem Online-Apotheken-Geschäft zunächst einen gehörigen Schub verpasst. Die Unwägbarkeiten des Wachstumskurses der Gruppe sind jedoch nicht kleiner geworden.

Der Break-Even-Punkt beim EBITDA hat sich dadurch bereits verschoben. Künftige Übernahmen könnten die Profitabilitätsschwelle in noch weitere Ferne rücken. Zum Vergleich: Konkurrent Shop Apotheke hat bereits für 2020 ein positives EBITDA ausgewiesen. Wie die ZKB andeutete, ist die Umsatzprognose der Schweizer für 2024 ebenfalls gefährdet.

Ich sehe mittelfristig hohes Potenzial im DocMorris-Geschäft der Gruppe und halte die hohen Ausgaben in Hinblick auf das E-Rezept durchaus für gerechtfertigt. Die kommenden Quartale dürften jedoch weiterhin von hoher Volatilität geprägt sein. Aufgrund der akuten Gefahr neuer Rückschläge bleibt der Zur-Rose-Titel aus meiner Sicht nur sehr geduldigen und risikoerprobten Investoren vorbehalten.

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