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Zur Rose +13%: Beginnt damit die E-Rezept-Rallye?

Simon Ruić / 18.08.22 / 14:01

Beim Halbjahresreport von Zur Rose (WKN: A0Q6J0) rücken die Finanzzahlen in den Hintergrund. Die Ankündigung des Managements, die Gewinnschwelle nun ein Jahr früher zu erreichen, lässt die Aktie am Morgen zweistellig in die Höhe schnellen. Aktuell notiert der Titel mit einem Plus von knapp +7% bei 59 CHF. Beginnt bei der Versandapotheke nun angesichts des Deutschlandstarts des E-Rezepts im September die Kursparty?

Quelle: shutterstock.com

Die Zur Rose Group mit Sitz in der Schweiz konzentriert sich auf den Großhandel mit Arzneimitteln und den Betrieb von Versandapotheken. Der wichtigste Markt für das Unternehmen, zu dem auch die Marke DocMorris gehört, ist Deutschland, wo die Gesellschaft zwei Drittel ihrer Einnahmen generiert und rund 10 Millionen Kunden zählt. Die Marktkapitalisierung des Online-Händlers ist zuletzt auf unter 600 Millionen € gesunken.

Management will Gewinnschwelle nun früher erreichen

Auf die heute veröffentlichten Quartalszahlen hat die Zur-Rose-Aktie mit einem Kurssprung reagiert: Unmittelbar nach Handelsstart schoss der Titel um über +13% aufwärts und notierte zuletzt mit einem Plus von 7% um 59 CHF.

Zwar hat die Versandapotheke die Markterwartungen mit ihren Kennzahlen nicht ganz erfüllt; die Gewinnschwelle will das Unternehmen jedoch nun früher als bislang angekündigt erreichen. Und auch in puncto Kapitalbedarf sorgen die Schweizer mit ihren Aussagen für eine positive Überraschung.

Die Gruppe hat demnach im abgelaufenen Quartal ein breit angelegtes Break-even-Programm gestartet zur „Verbesserung der Bruttomargen, für strukturelle Kosteneinsparungen, Produktivitätssteigerungen und Marketing-Optimierungen“. Mit diesen Maßnahmen will der Medikamentenhändler das bereinigte EBITDA für 2022 gegenüber dem Vorjahr um 130 Millionen CHF erhöhen und bereits im kommenden Jahr Nettogewinne erwirtschaften. Im März hatte das Management noch 2024 als Zieljahr für die Gewinnzone in Aussicht gestellt.

Darüber hinaus sieht Zur Rose laut dem heutigen Finanz-Update keinen zusätzlichen Kapitalbedarf für sein operatives Geschäft. Zuletzt hatte es immer wieder Spekulationen über eine mögliche Kapitalerhöhung gegeben. Der Kapitalbedarf der Gruppe beschränke sich auf die Refinanzierung der ausstehenden Anleihen sowie eine Liquiditätsreserve, heißt es nun. Hierfür würden verschiedene Finanzierungsoptionen geprüft.

Zahlen rücken in den Hintergrund

Die etwas enttäuschenden Halbjahreszahlen der Versandapotheke rückten aufgrund dieser Aussagen in den Hintergrund. So ist der Umsatz zwischen Januar und Juni gegenüber dem Vorjahreszeitraum um -3,4% auf 964 Millionen CHF zurückgegangen. Damit liegt das Unternehmen am unteren Ende der eigenen Prognose, die Einnahmen in etwa stabil zu halten.

Ergebnisseitig wies Zur Rose einen bereinigten Betriebsverlust (EBITDA) von -49 Millionen CHF aus nach -43 Millionen CHF im Vorjahr. Damit haben die Schweizer die Analysten leicht positiv überrascht, allerdings sei dafür vor allem auch ein Einmaleffekt verantwortlich gewesen. Der Reinverlust stieg im ersten Halbjahr von -77 auf -86 Millionen CHF.

Mit Blick nach vorne bestätigt Zur Rose das bisherigen Ergebnisziel für das Gesamtjahr: Beim bereinigten EBITDA peilt die Gruppe weiterhin einen Wert zwischen -75 und -95 Millionen CHF an. Die Maßnahmen des Break-even-Programms würden jedoch zu einem Einnahmenrückgang im mittleren einstelligen Prozentbereich führen. Die mittelfristige EBITDA-Zielmarge von rund 8% wird indes bestätigt.

Zuversicht beim Rollout des E-Rezepts

Zuversichtlich äußerte sich Zur Rose auch zum Dauerthema E-Rezept in Deutschland: Es werde immer stärker genutzt, mit bislang mehr als 150.000 eingelösten Verschreibungen. Es seinen damit nun alle Qualitätskriterien für den Abschluss der Testphase erfüllt. Ab 1. September 2022 startet nun der landesweite, stufenweise Rollout in ersten Regionen Deutschlands.

Die Schweizer stecken große Hoffnungen und viel Kapital in die flächendeckende Umsetzung des E-Rezepts. Für Kunden wird damit die Hürde entfallen, ein Papierrezept einsenden zu müssen, um rezeptpflichtige Arzneien in den Online-Shops der Zur-Rose-Gruppe zu erhalten.

Mit Blick auf die Erfahrungen in Schweden erwartet der Konzern, dass der Anteil von E-Rezepten in deutschen Online-Shops bis 2025 von 1,5 auf 10% steigen wird. Dadurch verspricht sich die Versandapotheke in den kommenden Jahren große Wachstumsimpulse.

Weiterhin große Unwägbarkeiten

Dass Zur Rose die Profitabilitätsschwelle ein Jahr früher als bislang angekündigt erreichen könnte, ist sicher die große positive Überraschung dieses Finanz-Updates.

Die Aussagen, dass die Gruppe vorerst keinen zusätzlichen Kapitalbedarf für ihr operatives Geschäft sehe, beruhigen mich allerdings nur bedingt, da die Lage aus meiner Sicht weiter undurchsichtig bleibt. Im Zusammenhang mit der komplexen E-Rezept-Einführung gibt es noch große Risiken – wie etwa die Mobilisierung der Ärzte.

Mittelfristig sehe ich zwar hohes Potenzial im DocMorris-Geschäft der Gruppe und halte die hohen Ausgaben in Hinblick auf die elektronische Verschreibung auch für gerechtfertigt. Aufgrund der weiteren Unwägbarkeiten des Wachstumskurses dürften die kommenden Quartale jedoch noch von hoher Volatilität geprägt sein. Ungeachtet der jüngsten Aussagen des Managements halte ich die Gefahr einer weiteren Kapitalerhöhung bei Zur Rose im Zusammenhang mit diesen Unsicherheiten für groß.

Aufgrund des beschriebenen Rückschlagrisikos sollten sich aus meiner Sicht vorerst nur risikoerprobten Trader an das Zur-Rose-Papier wagen.

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